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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
den ersteren tractiret; darauf aber die Kayserl.
Hochlöbliche Gesandschafft antwortete: daß sol-
ches nur aus einer Kayserl. besonderen Gnade ge-
schehen: nun aber wolten Kayserliche Majestät es
denen Chur-Brandenburgischen, aus Furcht,
man möchte die Continuation dieser Gnade als
Jus Possessionis hinführo anführen, nicht mehr
zugestehen; Die Frantzösischen Ambassadeurs
opponir
eten sich der Affirmativae des Herrn B.
von Smettau noch viel hefftiger als die Kayserli-
chen, und bliebe dieser Ceremonien-Streit den-
noch unentschieden. Dritten Tages auf diese
Conferentz, nemlich den 14. Junii, als die Hol-
ländische Gesandten nach Spuy fuhren, begegne-
te ihnen in der Pooten-Gasse, eine ledige, dem
Herrn Grafen von Caunitz zuständige Carosse:
und weil die Passage in gemeldter Gassen dermas-
sen enge, daß zwey einander begegnende Carossen
nicht wohl ausweichen und Platz machen können,
im Fall die eine nicht auf der einen Seiten stille
hält; so liessen die Holländischen Gesandten den
Kutscher des Herrn Grafen von Caunitz bedeu-
ten, daß er auf der einen Seiten stille halten, und
sie passiren lassen möchte: Allein der Kutscher
fuhr immer auf Sie zu, um zuerst bey den Hollän-
dern vorbey zu fahren. Darauf die Holländische
Gesandten ex tempore resolvireten, Sr. Ex-
cellentz dem Herrn Grafen von Caunitz von die-
sem Accident schleunige Nachricht thun zu lassen:

wel-

Europaͤiſches
den erſteren tractiret; darauf aber die Kayſerl.
Hochloͤbliche Geſandſchafft antwortete: daß ſol-
ches nur aus einer Kayſerl. beſonderen Gnade ge-
ſchehen: nun aber wolten Kayſerliche Majeſtaͤt es
denen Chur-Brandenburgiſchen, aus Furcht,
man moͤchte die Continuation dieſer Gnade als
Jus Poſſeſſionis hinfuͤhro anfuͤhren, nicht mehr
zugeſtehen; Die Frantzoͤſiſchen Ambaſſadeurs
opponir
eten ſich der Affirmativæ des Herrn B.
von Smettau noch viel hefftiger als die Kayſerli-
chen, und bliebe dieſer Ceremonien-Streit den-
noch unentſchieden. Dritten Tages auf dieſe
Conferentz, nemlich den 14. Junii, als die Hol-
laͤndiſche Geſandten nach Spuy fuhren, begegne-
te ihnen in der Pooten-Gaſſe, eine ledige, dem
Herrn Grafen von Caunitz zuſtaͤndige Caroſſe:
und weil die Paſſage in gemeldter Gaſſen dermaſ-
ſen enge, daß zwey einander begegnende Caroſſen
nicht wohl ausweichen und Platz machen koͤnnen,
im Fall die eine nicht auf der einen Seiten ſtille
haͤlt; ſo lieſſen die Hollaͤndiſchen Geſandten den
Kutſcher des Herrn Grafen von Caunitz bedeu-
ten, daß er auf der einen Seiten ſtille halten, und
ſie paſſiren laſſen moͤchte: Allein der Kutſcher
fuhr immer auf Sie zu, um zuerſt bey den Hollaͤn-
dern vorbey zu fahren. Darauf die Hollaͤndiſche
Geſandten ex tempore reſolvireten, Sr. Ex-
cellentz dem Herrn Grafen von Caunitz von die-
ſem Accident ſchleunige Nachricht thun zu laſſen:

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[634/0662] Europaͤiſches den erſteren tractiret; darauf aber die Kayſerl. Hochloͤbliche Geſandſchafft antwortete: daß ſol- ches nur aus einer Kayſerl. beſonderen Gnade ge- ſchehen: nun aber wolten Kayſerliche Majeſtaͤt es denen Chur-Brandenburgiſchen, aus Furcht, man moͤchte die Continuation dieſer Gnade als Jus Poſſeſſionis hinfuͤhro anfuͤhren, nicht mehr zugeſtehen; Die Frantzoͤſiſchen Ambaſſadeurs opponireten ſich der Affirmativæ des Herrn B. von Smettau noch viel hefftiger als die Kayſerli- chen, und bliebe dieſer Ceremonien-Streit den- noch unentſchieden. Dritten Tages auf dieſe Conferentz, nemlich den 14. Junii, als die Hol- laͤndiſche Geſandten nach Spuy fuhren, begegne- te ihnen in der Pooten-Gaſſe, eine ledige, dem Herrn Grafen von Caunitz zuſtaͤndige Caroſſe: und weil die Paſſage in gemeldter Gaſſen dermaſ- ſen enge, daß zwey einander begegnende Caroſſen nicht wohl ausweichen und Platz machen koͤnnen, im Fall die eine nicht auf der einen Seiten ſtille haͤlt; ſo lieſſen die Hollaͤndiſchen Geſandten den Kutſcher des Herrn Grafen von Caunitz bedeu- ten, daß er auf der einen Seiten ſtille halten, und ſie paſſiren laſſen moͤchte: Allein der Kutſcher fuhr immer auf Sie zu, um zuerſt bey den Hollaͤn- dern vorbey zu fahren. Darauf die Hollaͤndiſche Geſandten ex tempore reſolvireten, Sr. Ex- cellentz dem Herrn Grafen von Caunitz von die- ſem Accident ſchleunige Nachricht thun zu laſſen: wel-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/662>, abgerufen am 25.11.2024.