anders abziehlete, als eine Parität unter den Kayserl. und Königl. Carossen einzuführen: und weil hierinne für die Kayserl. kein besser Expediens war, als das praevenire zu spie- len; so fanden sich die Kayserl. Herren Ambas- sadeurs meistens zu erst auf dem Hause Neu- burg ein, damit derer Carossen die beste und vornehmste Station des Hofes einnehmen kon- ten; welches als es die Ministri der übrigen Hohen Alliirten mercketen, liessen sie niemah- len dero Carossen wehrender Conferentz in dem Hofe auf sich warten: sondern gaben Or- dre, daß selbige in dem dabey gelegenem Lust- Wäldgen hielten: welches die Kayserlichen gar wohl zugeben konten: weil diese der Hohen Al- liirten Carossen Retirade, in der That nichts anders ware, als eine tacite und indirecte Kayserl. Majestät und dero Herren Ambassa- deurs zuerkennete Praerogativa; welches an- bey ein schönes politisches Exempel der bekan- ten Regul abgiebet: Prior Tempore prior Jure, oder auch umbgekehrt Prior Jure prior Tempore.
§. 35.
Jn dieser ersteren Conferentz, fiele sonsten wegen des Ceremoniels nichts remar- quable für: ausser daß die Plein-Pouvoirs, und zwar erstlich von den Kayserlichen, hernach denen Spanischen, und übrigen Ministris derer Hohen Alliirten: so denn ferner auch von den Frantzösi-
schen
Europaͤiſches
anders abziehlete, als eine Paritaͤt unter den Kayſerl. und Koͤnigl. Caroſſen einzufuͤhren: und weil hierinne fuͤr die Kayſerl. kein beſſer Expediens war, als das prævenire zu ſpie- len; ſo fanden ſich die Kayſerl. Herren Ambaſ- ſadeurs meiſtens zu erſt auf dem Hauſe Neu- burg ein, damit derer Caroſſen die beſte und vornehmſte Station des Hofes einnehmen kon- ten; welches als es die Miniſtri der uͤbrigen Hohen Alliirten mercketen, lieſſen ſie niemah- len dero Caroſſen wehrender Conferentz in dem Hofe auf ſich warten: ſondern gaben Or- dre, daß ſelbige in dem dabey gelegenem Luſt- Waͤldgen hielten: welches die Kayſerlichen gar wohl zugeben konten: weil dieſe der Hohen Al- liirten Caroſſen Retirade, in der That nichts anders ware, als eine tacite und indirecte Kayſerl. Majeſtaͤt und dero Herren Ambaſſa- deurs zuerkennete Prærogativa; welches an- bey ein ſchoͤnes politiſches Exempel der bekan- ten Regul abgiebet: Prior Tempore prior Jure, oder auch umbgekehrt Prior Jure prior Tempore.
§. 35.
Jn dieſer erſteren Conferentz, fiele ſonſten wegen des Ceremoniels nichts remar- quable fuͤr: auſſer daß die Plein-Pouvoirs, und zwar erſtlich von den Kayſerlichen, hernach denen Spaniſchen, und uͤbrigen Miniſtris derer Hohen Alliirten: ſo denn ferner auch von den Frantzoͤſi-
ſchen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0646"n="618"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/>
anders abziehlete, als eine <hirendition="#aq">Pari</hi>taͤt unter den<lb/>
Kayſerl. und Koͤnigl. Caroſſen einzufuͤhren:<lb/>
und weil hierinne fuͤr die Kayſerl. kein beſſer<lb/><hirendition="#aq">Expedien</hi>s war, als das <hirendition="#aq">prævenire</hi> zu ſpie-<lb/>
len; ſo fanden ſich die Kayſerl. Herren <hirendition="#aq">Ambaſ-<lb/>ſadeurs</hi> meiſtens zu erſt auf dem Hauſe Neu-<lb/>
burg ein, damit derer Caroſſen die beſte und<lb/>
vornehmſte <hirendition="#aq">Stati</hi>on des Hofes einnehmen kon-<lb/>
ten; welches als es die Miniſtri der uͤbrigen<lb/>
Hohen Alliirten mercketen, lieſſen ſie niemah-<lb/>
len dero Caroſſen wehrender <hirendition="#aq">Conferen</hi>tz in<lb/>
dem Hofe auf ſich warten: ſondern gaben Or-<lb/>
dre, daß ſelbige in dem dabey gelegenem Luſt-<lb/>
Waͤldgen hielten: welches die Kayſerlichen gar<lb/>
wohl zugeben konten: weil dieſe der Hohen Al-<lb/>
liirten Caroſſen <hirendition="#aq">Retirade,</hi> in der That nichts<lb/>
anders ware, als eine <hirendition="#aq">tacite</hi> und <hirendition="#aq">indirecte</hi><lb/>
Kayſerl. Majeſtaͤt und dero Herren <hirendition="#aq">Ambaſſa-<lb/>
deurs</hi> zuerkennete <hirendition="#aq">Prærogativa;</hi> welches an-<lb/>
bey ein ſchoͤnes politiſches Exempel der bekan-<lb/>
ten Regul abgiebet: <hirendition="#aq">Prior Tempore prior<lb/>
Jure,</hi> oder auch umbgekehrt <hirendition="#aq">Prior Jure prior<lb/>
Tempore.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>§. 35.</head><lb/><p>Jn dieſer erſteren <hirendition="#aq">Conferen</hi>tz, fiele<lb/>ſonſten wegen des Ceremoniels nichts <hirendition="#aq">remar-<lb/>
quable</hi> fuͤr: auſſer daß die <hirendition="#aq">Plein-Pouvoirs,</hi> und<lb/>
zwar erſtlich von den Kayſerlichen, hernach denen<lb/>
Spaniſchen, und uͤbrigen Miniſtris derer Hohen<lb/>
Alliirten: ſo denn ferner auch von den Frantzoͤſi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[618/0646]
Europaͤiſches
anders abziehlete, als eine Paritaͤt unter den
Kayſerl. und Koͤnigl. Caroſſen einzufuͤhren:
und weil hierinne fuͤr die Kayſerl. kein beſſer
Expediens war, als das prævenire zu ſpie-
len; ſo fanden ſich die Kayſerl. Herren Ambaſ-
ſadeurs meiſtens zu erſt auf dem Hauſe Neu-
burg ein, damit derer Caroſſen die beſte und
vornehmſte Station des Hofes einnehmen kon-
ten; welches als es die Miniſtri der uͤbrigen
Hohen Alliirten mercketen, lieſſen ſie niemah-
len dero Caroſſen wehrender Conferentz in
dem Hofe auf ſich warten: ſondern gaben Or-
dre, daß ſelbige in dem dabey gelegenem Luſt-
Waͤldgen hielten: welches die Kayſerlichen gar
wohl zugeben konten: weil dieſe der Hohen Al-
liirten Caroſſen Retirade, in der That nichts
anders ware, als eine tacite und indirecte
Kayſerl. Majeſtaͤt und dero Herren Ambaſſa-
deurs zuerkennete Prærogativa; welches an-
bey ein ſchoͤnes politiſches Exempel der bekan-
ten Regul abgiebet: Prior Tempore prior
Jure, oder auch umbgekehrt Prior Jure prior
Tempore.
§. 35.
Jn dieſer erſteren Conferentz, fiele
ſonſten wegen des Ceremoniels nichts remar-
quable fuͤr: auſſer daß die Plein-Pouvoirs, und
zwar erſtlich von den Kayſerlichen, hernach denen
Spaniſchen, und uͤbrigen Miniſtris derer Hohen
Alliirten: ſo denn ferner auch von den Frantzoͤſi-
ſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/646>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.