schen Reichs zu erzehlen, ist hieher nichtgehörig, sondern nur dieses nöthig, daß man davon so viel, als zu der Behauptung der Praerogativae dienlich seyn kan, beybringe. Es ist bekandt, welcher gestalt der Türckische Sultan Maho- met der II. An. 1453. zu den Zeiten des Oc- cidentalischen Käysers Friderici III. die Re- sidentz der Orientalischen Kayser Constan- tinopel eingenommen, und den Constanti- num Palaeologum erschlagen, darauf dieser Mahomet II. und seine Successores immer getrachtet, sich in die Possession und Ansehen eines Kaysers zu bringen, welches ihnen auch endlich gelungen, indem Kayser Rudolphus II. mit dem Türckischen Sultan Achmet I. An. 1606. einen Vergleich getroffen, daß wenn die Gesandten des Rudolphi mit des Achmets seinen würden zusammen kommen, diese den Käyser Rudolphum Vater, jene den Achmet Sohn nennen, in dem Credential- und andern Schreiben aber, so eine und die an- dere Parthey mitbringen und auswechseln würden, beyde, nemlich Rudolphus und Achmet den Titul eines Imperatoris genies- sen solten. Von diesem Jahre nun und Ver- trag an zurechnen, hat es in Europa wiede- rumb zwey Kayser gegeben, den Occidentali- schen und Orientalischen, so daß es keinen Zweiffel giebet, es müsse der Türcke die erste
Stel-
Europaͤiſches
ſchen Reichs zu erzehlen, iſt hieher nichtgehoͤrig, ſondern nur dieſes noͤthig, daß man davon ſo viel, als zu der Behauptung der Prærogativæ dienlich ſeyn kan, beybringe. Es iſt bekandt, welcher geſtalt der Tuͤrckiſche Sultan Maho- met der II. An. 1453. zu den Zeiten des Oc- cidentaliſchen Kaͤyſers Friderici III. die Re- ſidentz der Orientaliſchen Kayſer Conſtan- tinopel eingenommen, und den Conſtanti- num Palæologum erſchlagen, darauf dieſer Mahomet II. und ſeine Succeſſores immer getrachtet, ſich in die Poſſeſſion und Anſehen eines Kayſers zu bringen, welches ihnen auch endlich gelungen, indem Kayſer Rudolphus II. mit dem Tuͤrckiſchen Sultan Achmet I. An. 1606. einen Vergleich getroffen, daß wenn die Geſandten des Rudolphi mit des Achmets ſeinen wuͤrden zuſammen kommen, dieſe den Kaͤyſer Rudolphum Vater, jene den Achmet Sohn nennen, in dem Credential- und andern Schreiben aber, ſo eine und die an- dere Parthey mitbringen und auswechſeln wuͤrden, beyde, nemlich Rudolphus und Achmet den Titul eines Imperatoris genieſ- ſen ſolten. Von dieſem Jahre nun und Ver- trag an zurechnen, hat es in Europa wiede- rumb zwey Kayſer gegeben, den Occidentali- ſchen und Orientaliſchen, ſo daß es keinen Zweiffel giebet, es muͤſſe der Tuͤrcke die erſte
Stel-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0064"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/>ſchen Reichs zu erzehlen, iſt hieher nichtgehoͤrig,<lb/>ſondern nur dieſes noͤthig, daß man davon ſo<lb/>
viel, als zu der Behauptung der <hirendition="#aq">Prærogativæ</hi><lb/>
dienlich ſeyn kan, beybringe. Es iſt bekandt,<lb/>
welcher geſtalt der Tuͤrckiſche Sultan Maho-<lb/>
met der <hirendition="#aq">II. An.</hi> 1453. zu den Zeiten des <hirendition="#aq">Oc-<lb/>
cidentali</hi>ſchen Kaͤyſers <hirendition="#aq">Friderici III.</hi> die Re-<lb/>ſidentz der <hirendition="#aq">Orientali</hi>ſchen Kayſer Conſtan-<lb/>
tinopel eingenommen, und den <hirendition="#aq">Conſtanti-<lb/>
num Palæologum</hi> erſchlagen, darauf dieſer<lb/><hirendition="#aq">Mahomet II.</hi> und ſeine <hirendition="#aq">Succeſſores</hi> immer<lb/>
getrachtet, ſich in die <hirendition="#aq">Poſſeſſion</hi> und Anſehen<lb/>
eines Kayſers zu bringen, welches ihnen auch<lb/>
endlich gelungen, indem Kayſer <hirendition="#aq">Rudolphus<lb/>
II.</hi> mit dem Tuͤrckiſchen Sultan <hirendition="#aq">Achmet I.<lb/>
An.</hi> 1606. einen Vergleich getroffen, daß<lb/>
wenn die Geſandten des <hirendition="#aq">Rudolphi</hi> mit des<lb/><hirendition="#aq">Achmet</hi>s ſeinen wuͤrden zuſammen kommen,<lb/>
dieſe den Kaͤyſer <hirendition="#aq">Rudolphum</hi> Vater, jene den<lb/><hirendition="#aq">Achmet</hi> Sohn nennen, in dem <hirendition="#aq">Credential-</hi><lb/>
und andern Schreiben aber, ſo eine und die an-<lb/>
dere Parthey mitbringen und auswechſeln<lb/>
wuͤrden, beyde, nemlich <hirendition="#aq">Rudolphus</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Achmet</hi> den Titul eines <hirendition="#aq">Imperatoris</hi> genieſ-<lb/>ſen ſolten. Von dieſem Jahre nun und Ver-<lb/>
trag an zurechnen, hat es in Europa wiede-<lb/>
rumb zwey Kayſer gegeben, den <hirendition="#aq">Occidentali-</hi><lb/>ſchen und <hirendition="#aq">Orientali</hi>ſchen, ſo daß es keinen<lb/>
Zweiffel giebet, es muͤſſe der Tuͤrcke die erſte<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Stel-</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[36/0064]
Europaͤiſches
ſchen Reichs zu erzehlen, iſt hieher nichtgehoͤrig,
ſondern nur dieſes noͤthig, daß man davon ſo
viel, als zu der Behauptung der Prærogativæ
dienlich ſeyn kan, beybringe. Es iſt bekandt,
welcher geſtalt der Tuͤrckiſche Sultan Maho-
met der II. An. 1453. zu den Zeiten des Oc-
cidentaliſchen Kaͤyſers Friderici III. die Re-
ſidentz der Orientaliſchen Kayſer Conſtan-
tinopel eingenommen, und den Conſtanti-
num Palæologum erſchlagen, darauf dieſer
Mahomet II. und ſeine Succeſſores immer
getrachtet, ſich in die Poſſeſſion und Anſehen
eines Kayſers zu bringen, welches ihnen auch
endlich gelungen, indem Kayſer Rudolphus
II. mit dem Tuͤrckiſchen Sultan Achmet I.
An. 1606. einen Vergleich getroffen, daß
wenn die Geſandten des Rudolphi mit des
Achmets ſeinen wuͤrden zuſammen kommen,
dieſe den Kaͤyſer Rudolphum Vater, jene den
Achmet Sohn nennen, in dem Credential-
und andern Schreiben aber, ſo eine und die an-
dere Parthey mitbringen und auswechſeln
wuͤrden, beyde, nemlich Rudolphus und
Achmet den Titul eines Imperatoris genieſ-
ſen ſolten. Von dieſem Jahre nun und Ver-
trag an zurechnen, hat es in Europa wiede-
rumb zwey Kayſer gegeben, den Occidentali-
ſchen und Orientaliſchen, ſo daß es keinen
Zweiffel giebet, es muͤſſe der Tuͤrcke die erſte
Stel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/64>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.