Reich unter sich selbst uneinig; indem die Chur- fürstl. mit den Fürstlichen nicht an einer Taffel sitzen wolten: die Kayserl. Herren Gesandten aber wolten, die Churfürstlichen nicht als Ambassa- deurs oder Ministros cum charactere erken- nen: die Frantzosen refusireten auch dem Legato secundo von Chur-Mayntz den Character eines Ambassadeurs zuzugestehen; Und wurde des Ce- remonien-Streits so viel, daß sich endlich die gan- tze Conferentz zerschluge.
§. 25.
Dieses nun dachten die Reichs-Stän- de auf diesem Rißwigischen Frieden zu verbessern, und die Reichs-Deputation in mehrere Autori- tät zu setzen; bestunden demnach, bevor dieser Frie- den seinen Anfang nehmen solte, zu Regenspurg steiff und feste darauf, eine Reichs-Deputation dahin zu senden, und sich in Posseßion zu bringen; sonderlich weil sie die Negotirung wegen des Stiffts und der Stadt Straßburg, Kayserlicher Majestät alleine nicht überlassen, sondern selbst für sich mit Hand anlegen wolten. Kayserliche Majestät, welche die Urgirung dieser Reichs- Deputation als etwas neues, und die allerhöchste Kayserl. Autorität limitirendes achteten: kunten selbige nicht mit gnädigen Augen ansehen; und riethen dannenhero den Ständten des Reichs abermahl durch ein Commissions-Decret, von der projectireten Reichs-Deputation abzuste- hen. Alleine die Majora der Stände fiehlen pro
Depu-
Europaͤiſches
Reich unter ſich ſelbſt uneinig; indem die Chur- fuͤrſtl. mit den Fuͤrſtlichen nicht an einer Taffel ſitzen wolten: die Kayſerl. Herren Geſandten aber wolten, die Churfuͤrſtlichen nicht als Ambaſſa- deurs oder Miniſtros cum charactere erken- nen: die Frantzoſen refuſireten auch dem Legato ſecundo von Chur-Mayntz den Character eines Ambaſſadeurs zuzugeſtehen; Und wurde des Ce- remonien-Streits ſo viel, daß ſich endlich die gan- tze Conferentz zerſchluge.
§. 25.
Dieſes nun dachten die Reichs-Staͤn- de auf dieſem Rißwigiſchen Frieden zu verbeſſern, und die Reichs-Deputation in mehrere Autori- taͤt zu ſetzen; beſtunden demnach, bevor dieſer Frie- den ſeinen Anfang nehmen ſolte, zu Regenſpurg ſteiff und feſte darauf, eine Reichs-Deputation dahin zu ſenden, und ſich in Poſſeßion zu bringen; ſonderlich weil ſie die Negotirung wegen des Stiffts und der Stadt Straßburg, Kayſerlicher Majeſtaͤt alleine nicht uͤberlaſſen, ſondern ſelbſt fuͤr ſich mit Hand anlegen wolten. Kayſerliche Majeſtaͤt, welche die Urgirung dieſer Reichs- Deputation als etwas neues, und die allerhoͤchſte Kayſerl. Autoritaͤt limitirendes achteten: kunten ſelbige nicht mit gnaͤdigen Augen anſehen; und riethen dannenhero den Staͤndten des Reichs abermahl durch ein Commiſſions-Decret, von der projectireten Reichs-Deputation abzuſte- hen. Alleine die Majora der Staͤnde fiehlen pro
Depu-
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Europaͤiſches
Reich unter ſich ſelbſt uneinig; indem die Chur-
fuͤrſtl. mit den Fuͤrſtlichen nicht an einer Taffel
ſitzen wolten: die Kayſerl. Herren Geſandten aber
wolten, die Churfuͤrſtlichen nicht als Ambaſſa-
deurs oder Miniſtros cum charactere erken-
nen: die Frantzoſen refuſireten auch dem Legato
ſecundo von Chur-Mayntz den Character eines
Ambaſſadeurs zuzugeſtehen; Und wurde des Ce-
remonien-Streits ſo viel, daß ſich endlich die gan-
tze Conferentz zerſchluge.
§. 25. Dieſes nun dachten die Reichs-Staͤn-
de auf dieſem Rißwigiſchen Frieden zu verbeſſern,
und die Reichs-Deputation in mehrere Autori-
taͤt zu ſetzen; beſtunden demnach, bevor dieſer Frie-
den ſeinen Anfang nehmen ſolte, zu Regenſpurg
ſteiff und feſte darauf, eine Reichs-Deputation
dahin zu ſenden, und ſich in Poſſeßion zu bringen;
ſonderlich weil ſie die Negotirung wegen des
Stiffts und der Stadt Straßburg, Kayſerlicher
Majeſtaͤt alleine nicht uͤberlaſſen, ſondern ſelbſt
fuͤr ſich mit Hand anlegen wolten. Kayſerliche
Majeſtaͤt, welche die Urgirung dieſer Reichs-
Deputation als etwas neues, und die allerhoͤchſte
Kayſerl. Autoritaͤt limitirendes achteten: kunten
ſelbige nicht mit gnaͤdigen Augen anſehen; und
riethen dannenhero den Staͤndten des Reichs
abermahl durch ein Commiſſions-Decret, von
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hen. Alleine die Majora der Staͤnde fiehlen pro
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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