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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
sich für dieser Audientz anderthalb Tage zu Ca-
ramandel,
in einem zwey kleine Meilen von Ma-
drit gelegenen Hause, aufhalten solte; welches er
auch thate, aber daselbst keine fernere Nachricht
bekam, wenn seine verlangte Audientz solte vor
sich gehen. Derentwegen sendete er einen seiner
Requeten-Meister, Nahmens Mons. Abbe nach
Madrit, umb sich zu erkundigen, ob es nunmehro
Jhro Catholischen Majestät gefällig, ihme Er-
laubnüß zu ertheilen seinen schuldigen Reverentz
zu machen. Der gemeldte Baron d' Auchi aber,
an welchen sich Mons. Abbe addressiret hatte,
gabe diesem zur Antwort, daß weil diesen Tag das
Fest der heiligen Theresiae, welches in Spanien
sehr heilig und hoch gefeyret wird, einfiele, so wür-
den Seine Catholische Majestät diesen gantzen
Tag in Devotion zubringen, und also keine Ge-
legenheit seyn, daß der Hertzog seinen Reverentz
abstatten könne; so wäre auch der darauf folgen-
de Tag, schon zu der Audientz für den Marschall
de Grammont, welcher die Infantin für Ludo-
vicum XIV.
zu einer Braut ausbitten würde, be-
stimmt; daß sich demnach der Hertzog noch zwey
oder drey Tage gedulden müsse. Der Hertzog
argwöhnete, daß diese Verzögerung seiner Ver-
langten Audientz ein politischer Streich wäre,
durch welchen man ihn nur ungeduldig machen
und dahin bringen wolte, aus Verdruß, ohne dem
Könige seinen Reverentz gemacht zu haben/ aus

Spa-

Europaͤiſches
ſich fuͤr dieſer Audientz anderthalb Tage zu Ca-
ramandel,
in einem zwey kleine Meilen von Ma-
drit gelegenen Hauſe, aufhalten ſolte; welches er
auch thate, aber daſelbſt keine fernere Nachricht
bekam, wenn ſeine verlangte Audientz ſolte vor
ſich gehen. Derentwegen ſendete er einen ſeiner
Requeten-Meiſter, Nahmens Monſ. Abbé nach
Madrit, umb ſich zu erkundigen, ob es nunmehro
Jhro Catholiſchen Majeſtaͤt gefaͤllig, ihme Er-
laubnuͤß zu ertheilen ſeinen ſchuldigen Reverentz
zu machen. Der gemeldte Baron d’ Auchi aber,
an welchen ſich Monſ. Abbé addresſiret hatte,
gabe dieſem zur Antwort, daß weil dieſen Tag das
Feſt der heiligen Thereſiæ, welches in Spanien
ſehr heilig und hoch gefeyret wird, einfiele, ſo wuͤr-
den Seine Catholiſche Majeſtaͤt dieſen gantzen
Tag in Devotion zubringen, und alſo keine Ge-
legenheit ſeyn, daß der Hertzog ſeinen Reverentz
abſtatten koͤnne; ſo waͤre auch der darauf folgen-
de Tag, ſchon zu der Audientz fuͤr den Marſchall
de Grammont, welcher die Infantin fuͤr Ludo-
vicum XIV.
zu einer Braut ausbitten wuͤrde, be-
ſtimmt; daß ſich demnach der Hertzog noch zwey
oder drey Tage gedulden muͤſſe. Der Hertzog
argwoͤhnete, daß dieſe Verzoͤgerung ſeiner Ver-
langten Audientz ein politiſcher Streich waͤre,
durch welchen man ihn nur ungeduldig machen
und dahin bringen wolte, aus Verdruß, ohne dem
Koͤnige ſeinen Reverentz gemacht zu haben/ aus

Spa-
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[464/0492] Europaͤiſches ſich fuͤr dieſer Audientz anderthalb Tage zu Ca- ramandel, in einem zwey kleine Meilen von Ma- drit gelegenen Hauſe, aufhalten ſolte; welches er auch thate, aber daſelbſt keine fernere Nachricht bekam, wenn ſeine verlangte Audientz ſolte vor ſich gehen. Derentwegen ſendete er einen ſeiner Requeten-Meiſter, Nahmens Monſ. Abbé nach Madrit, umb ſich zu erkundigen, ob es nunmehro Jhro Catholiſchen Majeſtaͤt gefaͤllig, ihme Er- laubnuͤß zu ertheilen ſeinen ſchuldigen Reverentz zu machen. Der gemeldte Baron d’ Auchi aber, an welchen ſich Monſ. Abbé addresſiret hatte, gabe dieſem zur Antwort, daß weil dieſen Tag das Feſt der heiligen Thereſiæ, welches in Spanien ſehr heilig und hoch gefeyret wird, einfiele, ſo wuͤr- den Seine Catholiſche Majeſtaͤt dieſen gantzen Tag in Devotion zubringen, und alſo keine Ge- legenheit ſeyn, daß der Hertzog ſeinen Reverentz abſtatten koͤnne; ſo waͤre auch der darauf folgen- de Tag, ſchon zu der Audientz fuͤr den Marſchall de Grammont, welcher die Infantin fuͤr Ludo- vicum XIV. zu einer Braut ausbitten wuͤrde, be- ſtimmt; daß ſich demnach der Hertzog noch zwey oder drey Tage gedulden muͤſſe. Der Hertzog argwoͤhnete, daß dieſe Verzoͤgerung ſeiner Ver- langten Audientz ein politiſcher Streich waͤre, durch welchen man ihn nur ungeduldig machen und dahin bringen wolte, aus Verdruß, ohne dem Koͤnige ſeinen Reverentz gemacht zu haben/ aus Spa-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/492>, abgerufen am 18.05.2024.