Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
dem Etats-Rathe so scandaleux vorkommen:
daß man dem Cardinal Ordre zugesendet,
sich, im fall Don Louis de Haro diese Titulatu-
ren nicht ändere, von der Conferentz-Jnsul zu re-
ti
riren: und das gantze Friedens-Werck abzubre-
chen; Weil aber Don Louis sein Project nachge-
hends änderte, und den Cardinal nochmahlen
inständig ersuchte, daß er doch den Duc de Gram-
mont
wolle von Iron aufbrechen, und seine Reise
nach Madrit beschleinigen lassen; so gieng der Duc
de Grammont
auch endlich den 3. Octob. nach
Schliessung der siebenzehenden Conferentz, von
seinen Iron weg nach Madrit: da ihn zuvor
Don Louis de Haro versichern lassen, daß er da-
selbst sehr gnädig und mit allen Ehren-Bezeugun-
gen würde empfangen werden, und zwar derge-
stalt: daß ihn der alleransehnlichste an dem Spa-
nischen Hof, nemlich der Amirante von Castilien
empfangen würde. Nun ware noch übrig ab-
zuthun: mit was für einer Gelegenheit der Fran-
tzösische Ambassadeur seine Reise verrichten solte,
und weil die Zeit kurtz, auch der Winter je länger
je näher anrückete; so wurde man schlüßig, daß er
mit der Post dahin abreisen möchte, welches et-
wan so viel bedeuten solte, als daß diese Reise ohne
Ceremonie und sonder magnifique Equippage
solte vollendet werden. Weil nun aber diese
Post, wie wir schon gemeldet, mit Maul-Thieren
bespannet wurde, so gieng selbige nicht allzu hur-

tig;

Hoff-Ceremoniel.
dem Etats-Rathe ſo ſcandaleux vorkommen:
daß man dem Cardinal Ordre zugeſendet,
ſich, im fall Don Louis de Haro dieſe Titulatu-
ren nicht aͤndere, von der Conferentz-Jnſul zu re-
ti
riren: und das gantze Friedens-Werck abzubre-
chen; Weil aber Don Louis ſein Project nachge-
hends aͤnderte, und den Cardinal nochmahlen
inſtaͤndig erſuchte, daß er doch den Duc de Gram-
mont
wolle von Iron aufbrechen, und ſeine Reiſe
nach Madrit beſchleinigen laſſen; ſo gieng der Duc
de Grammont
auch endlich den 3. Octob. nach
Schlieſſung der ſiebenzehenden Conferentz, von
ſeinen Iron weg nach Madrit: da ihn zuvor
Don Louis de Haro verſichern laſſen, daß er da-
ſelbſt ſehr gnaͤdig und mit allen Ehren-Bezeugun-
gen wuͤrde empfangen werden, und zwar derge-
ſtalt: daß ihn der alleranſehnlichſte an dem Spa-
niſchen Hof, nemlich der Amirante von Caſtilien
empfangen wuͤrde. Nun ware noch uͤbrig ab-
zuthun: mit was fuͤr einer Gelegenheit der Fran-
tzoͤſiſche Ambaſſadeur ſeine Reiſe verrichten ſolte,
und weil die Zeit kurtz, auch der Winter je laͤnger
je naͤher anruͤckete; ſo wurde man ſchluͤßig, daß er
mit der Poſt dahin abreiſen moͤchte, welches et-
wan ſo viel bedeuten ſolte, als daß dieſe Reiſe ohne
Ceremonie und ſonder magnifique Equippage
ſolte vollendet werden. Weil nun aber dieſe
Poſt, wie wir ſchon gemeldet, mit Maul-Thieren
beſpannet wurde, ſo gieng ſelbige nicht allzu hur-

tig;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0459" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
dem <hi rendition="#aq">Etats</hi>-Rathe &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;candaleux</hi> vorkommen:<lb/>
daß man dem Cardinal <hi rendition="#aq">Ordre</hi> zuge&#x017F;endet,<lb/>
&#x017F;ich, im fall <hi rendition="#aq">Don Louis de Haro</hi> die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Titulatu</hi>-<lb/>
ren nicht a&#x0364;ndere, von der <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jn&#x017F;ul zu <hi rendition="#aq">re-<lb/>
ti</hi>riren: und das gantze Friedens-Werck abzubre-<lb/>
chen; Weil aber <hi rendition="#aq">Don Louis</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Project</hi> nachge-<lb/>
hends a&#x0364;nderte, und den Cardinal nochmahlen<lb/>
in&#x017F;ta&#x0364;ndig er&#x017F;uchte, daß er doch den <hi rendition="#aq">Duc de Gram-<lb/>
mont</hi> wolle von <hi rendition="#aq">Iron</hi> aufbrechen, und &#x017F;eine Rei&#x017F;e<lb/>
nach Madrit be&#x017F;chleinigen la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o gieng der <hi rendition="#aq">Duc<lb/>
de Grammont</hi> auch endlich den 3. <hi rendition="#aq">Octob.</hi> nach<lb/>
Schlie&#x017F;&#x017F;ung der &#x017F;iebenzehenden <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz, von<lb/>
&#x017F;einen <hi rendition="#aq">Iron</hi> weg nach Madrit: da ihn zuvor<lb/><hi rendition="#aq">Don Louis de Haro</hi> ver&#x017F;ichern la&#x017F;&#x017F;en, daß er da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr gna&#x0364;dig und mit allen Ehren-Bezeugun-<lb/>
gen wu&#x0364;rde empfangen werden, und zwar derge-<lb/>
&#x017F;talt: daß ihn der alleran&#x017F;ehnlich&#x017F;te an dem Spa-<lb/>
ni&#x017F;chen Hof, nemlich der <hi rendition="#aq">Amirante</hi> von Ca&#x017F;tilien<lb/>
empfangen wu&#x0364;rde. Nun ware noch u&#x0364;brig ab-<lb/>
zuthun: mit was fu&#x0364;r einer Gelegenheit der Fran-<lb/>
tzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> &#x017F;eine Rei&#x017F;e verrichten &#x017F;olte,<lb/>
und weil die Zeit kurtz, auch der Winter je la&#x0364;nger<lb/>
je na&#x0364;her anru&#x0364;ckete; &#x017F;o wurde man &#x017F;chlu&#x0364;ßig, daß er<lb/>
mit der Po&#x017F;t dahin abrei&#x017F;en mo&#x0364;chte, welches et-<lb/>
wan &#x017F;o viel bedeuten &#x017F;olte, als daß die&#x017F;e Rei&#x017F;e ohne<lb/>
Ceremonie und &#x017F;onder <hi rendition="#aq">magnifique Equippage</hi><lb/>
&#x017F;olte vollendet werden. Weil nun aber die&#x017F;e<lb/>
Po&#x017F;t, wie wir &#x017F;chon gemeldet, mit Maul-Thieren<lb/>
be&#x017F;pannet wurde, &#x017F;o gieng &#x017F;elbige nicht allzu hur-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tig;</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0459] Hoff-Ceremoniel. dem Etats-Rathe ſo ſcandaleux vorkommen: daß man dem Cardinal Ordre zugeſendet, ſich, im fall Don Louis de Haro dieſe Titulatu- ren nicht aͤndere, von der Conferentz-Jnſul zu re- tiriren: und das gantze Friedens-Werck abzubre- chen; Weil aber Don Louis ſein Project nachge- hends aͤnderte, und den Cardinal nochmahlen inſtaͤndig erſuchte, daß er doch den Duc de Gram- mont wolle von Iron aufbrechen, und ſeine Reiſe nach Madrit beſchleinigen laſſen; ſo gieng der Duc de Grammont auch endlich den 3. Octob. nach Schlieſſung der ſiebenzehenden Conferentz, von ſeinen Iron weg nach Madrit: da ihn zuvor Don Louis de Haro verſichern laſſen, daß er da- ſelbſt ſehr gnaͤdig und mit allen Ehren-Bezeugun- gen wuͤrde empfangen werden, und zwar derge- ſtalt: daß ihn der alleranſehnlichſte an dem Spa- niſchen Hof, nemlich der Amirante von Caſtilien empfangen wuͤrde. Nun ware noch uͤbrig ab- zuthun: mit was fuͤr einer Gelegenheit der Fran- tzoͤſiſche Ambaſſadeur ſeine Reiſe verrichten ſolte, und weil die Zeit kurtz, auch der Winter je laͤnger je naͤher anruͤckete; ſo wurde man ſchluͤßig, daß er mit der Poſt dahin abreiſen moͤchte, welches et- wan ſo viel bedeuten ſolte, als daß dieſe Reiſe ohne Ceremonie und ſonder magnifique Equippage ſolte vollendet werden. Weil nun aber dieſe Poſt, wie wir ſchon gemeldet, mit Maul-Thieren beſpannet wurde, ſo gieng ſelbige nicht allzu hur- tig;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/459
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/459>, abgerufen am 24.05.2024.