ferner tractiret werden solte, Wissenschafft hat- ten; wie denn der Cardinal allemahl den Lionne, der Louis de Haro aber den Coloma, bevor ei- ne neue Conferentz gehalten werden solte, über den zu tractirenden Articuln zu Rathe gezogen. Bey dem Beschluß dieser ersten Conferentz, lies- sen beyde Herren Plenipotentiarii den vornem- sten Adel in ihrer Suite in das Zimmer kommen, und praesentireten dieselben einander; da denn die von der Spanischen Seiten den Cardinal, die von der Frantzösischen Seiten den Louis de Haro grüsse- ten, und sich den Ministern, auch beyde Theile un- ter sich selbst bekandt macheten. Der Cardinal hatte Ordre gegeben, daß kein eintziger von seiner Suite sich in das Qvartier der Spanier begeben solte, aus Furcht, daß seine leichtsinnige und lustige Frantzosen sich nicht etwan über den Humeur und Port der Spanier moquireten, und dadurch ein Theil mit dem andern in Unvernehmen gerie- the. Man weiß nicht eigentlich ob Louis de Haro seinen Spaniern auch verbothen haben mag, oder nicht, auf die Seiten der Frantzosen zu gehen: dieses aber weiß man gewiß, daß die Spa- nier die ersten gewesen, welche sich zu denen Fran- tzosen herüber begeben, von welchen sie mit aller zu erdencklichen Höfflichkeit empfangen worden. Worauf die Frantzosen von den Spaniern auf das inständigste gebethen und genöthiget worden, die Spanier auch in ihrem Qvartier zu besuchen:
Und
Europaͤiſches
ferner tractiret werden ſolte, Wiſſenſchafft hat- ten; wie denn der Cardinal allemahl den Lionne, der Louis de Haro aber den Coloma, bevor ei- ne neue Conferentz gehalten werden ſolte, uͤber den zu tractirenden Articuln zu Rathe gezogen. Bey dem Beſchluß dieſer erſten Conferentz, lieſ- ſen beyde Herren Plenipotentiarii den vornem- ſten Adel in ihrer Suite in das Zimmer kom̃en, und præſentireten dieſelben einander; da denn die von der Spaniſchen Seiten den Cardinal, die von der Frantzoͤſiſchen Seiten den Louis de Haro gruͤſſe- ten, und ſich den Miniſtern, auch beyde Theile un- ter ſich ſelbſt bekandt macheten. Der Cardinal hatte Ordre gegeben, daß kein eintziger von ſeiner Suite ſich in das Qvartier der Spanier begeben ſolte, aus Furcht, daß ſeine leichtſinnige und luſtige Frantzoſen ſich nicht etwan uͤber den Humeur und Port der Spanier moquireten, und dadurch ein Theil mit dem andern in Unvernehmen gerie- the. Man weiß nicht eigentlich ob Louis de Haro ſeinen Spaniern auch verbothen haben mag, oder nicht, auf die Seiten der Frantzoſen zu gehen: dieſes aber weiß man gewiß, daß die Spa- nier die erſten geweſen, welche ſich zu denen Fran- tzoſen heruͤber begeben, von welchen ſie mit aller zu erdencklichen Hoͤfflichkeit empfangen worden. Worauf die Frantzoſen von den Spaniern auf das inſtaͤndigſte gebethen und genoͤthiget worden, die Spanier auch in ihrem Qvartier zu beſuchen:
Und
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Europaͤiſches
ferner tractiret werden ſolte, Wiſſenſchafft hat-
ten; wie denn der Cardinal allemahl den Lionne,
der Louis de Haro aber den Coloma, bevor ei-
ne neue Conferentz gehalten werden ſolte, uͤber
den zu tractirenden Articuln zu Rathe gezogen.
Bey dem Beſchluß dieſer erſten Conferentz, lieſ-
ſen beyde Herren Plenipotentiarii den vornem-
ſten Adel in ihrer Suite in das Zimmer kom̃en, und
præſentireten dieſelben einander; da denn die von
der Spaniſchen Seiten den Cardinal, die von der
Frantzoͤſiſchen Seiten den Louis de Haro gruͤſſe-
ten, und ſich den Miniſtern, auch beyde Theile un-
ter ſich ſelbſt bekandt macheten. Der Cardinal
hatte Ordre gegeben, daß kein eintziger von ſeiner
Suite ſich in das Qvartier der Spanier begeben
ſolte, aus Furcht, daß ſeine leichtſinnige und luſtige
Frantzoſen ſich nicht etwan uͤber den Humeur
und Port der Spanier moquireten, und dadurch
ein Theil mit dem andern in Unvernehmen gerie-
the. Man weiß nicht eigentlich ob Louis de
Haro ſeinen Spaniern auch verbothen haben
mag, oder nicht, auf die Seiten der Frantzoſen zu
gehen: dieſes aber weiß man gewiß, daß die Spa-
nier die erſten geweſen, welche ſich zu denen Fran-
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zu erdencklichen Hoͤfflichkeit empfangen worden.
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/448>, abgerufen am 28.07.2024.
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