Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Hoff-Ceremoniel.
nien sich dieselbe gäntzlich zugeeignet, und das
rechte Ufer gedachten Flußes, für die Gräntze zwi-
schen Spanien und Franckreich gehalten; dan-
nenhero man für der Conferentz, den Frantzosen
diese Jnsul wiederum halb zuerkennen, und selbige
in zweyerley Jurisdiction theilen muste: welches
als es geschehen, man ein Project des Confe-
rentz-Hauses verfertigte. Man wolte anfäng-
lich ein viereckichtes Hauß, mitten in den Fluß auf
eingestampte Pfähle bauen, welcher Vorschlag
aber, wegen länge der zu solchem Bau erforder-
lichen Zeit, wieder verworffen wurde. Nachge-
hends machte man, auf eine in der Gegend liegen-
de Abtey, welche man für eine Domaine der Kir-
chen, und dem Pabst allein unterwürffig hielte,
Reflexion; weil selbige aber nothwendig dem Car-
dinal den Vorzug für dem Don Lovis de Haro
gegeben hätte: auch auf Frantzösischen Gebiethe,
und dem Spanischen Minister zu weit und nicht
bequem lage; recusirete selbiger diesen Ort: bliebe
also darbey, daß die Fasanen-Jnsul, welche fast in
gleicher Distantz von St. Jean de Luz, und St. Se-
bastian, nehmlich zwey Meilen entlegen war, das
Terrain des zu erbauenden Conferentz-Hauses
wurde: und gaben die zwey Herren Plenipoten-
tiarii einander reciproquement Declaratio-
nes, in welchem sie erkenneten und zugestunden,
daß die gegen Abend liegende Helffte der Jnsul
nach Spanien, die gegen Morgen liegende nach

Franck-

Hoff-Ceremoniel.
nien ſich dieſelbe gaͤntzlich zugeeignet, und das
rechte Ufer gedachten Flußes, fuͤr die Graͤntze zwi-
ſchen Spanien und Franckreich gehalten; dan-
nenhero man fuͤr der Conferentz, den Frantzoſen
dieſe Jnſul wiederum halb zuerkennen, und ſelbige
in zweyerley Jurisdiction theilen muſte: welches
als es geſchehen, man ein Project des Confe-
rentz-Hauſes verfertigte. Man wolte anfaͤng-
lich ein viereckichtes Hauß, mitten in den Fluß auf
eingeſtampte Pfaͤhle bauen, welcher Vorſchlag
aber, wegen laͤnge der zu ſolchem Bau erforder-
lichen Zeit, wieder verworffen wurde. Nachge-
hends machte man, auf eine in der Gegend liegen-
de Abtey, welche man fuͤr eine Domaine der Kir-
chen, und dem Pabſt allein unterwuͤrffig hielte,
Reflexion; weil ſelbige aber nothwendig dem Car-
dinal den Vorzug fuͤr dem Don Lovis de Haro
gegeben haͤtte: auch auf Frantzoͤſiſchen Gebiethe,
und dem Spaniſchen Miniſter zu weit und nicht
bequem lage; recuſirete ſelbiger dieſen Ort: bliebe
alſo darbey, daß die Faſanen-Jnſul, welche faſt in
gleicher Diſtantz von St. Jean de Luz, und St. Se-
baſtian, nehmlich zwey Meilen entlegen war, das
Terrain des zu erbauenden Conferentz-Hauſes
wurde: und gaben die zwey Herren Plenipoten-
tiarii einander reciproquement Declaratio-
nes, in welchem ſie erkenneten und zugeſtunden,
daß die gegen Abend liegende Helffte der Jnſul
nach Spanien, die gegen Morgen liegende nach

Franck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0439" n="411"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-</hi><hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></fw><lb/>
nien &#x017F;ich die&#x017F;elbe ga&#x0364;ntzlich zugeeignet, und das<lb/>
rechte Ufer gedachten Flußes, fu&#x0364;r die Gra&#x0364;ntze zwi-<lb/>
&#x017F;chen Spanien und Franckreich gehalten; dan-<lb/>
nenhero man fu&#x0364;r der <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz, den Frantzo&#x017F;en<lb/>
die&#x017F;e Jn&#x017F;ul wiederum halb zuerkennen, und &#x017F;elbige<lb/>
in zweyerley <hi rendition="#aq">Jurisdicti</hi>on theilen mu&#x017F;te: welches<lb/>
als es ge&#x017F;chehen, man ein <hi rendition="#aq">Project</hi> des <hi rendition="#aq">Confe-<lb/>
ren</hi>tz-Hau&#x017F;es verfertigte. Man wolte anfa&#x0364;ng-<lb/>
lich ein viereckichtes Hauß, mitten in den Fluß auf<lb/>
einge&#x017F;tampte Pfa&#x0364;hle bauen, welcher Vor&#x017F;chlag<lb/>
aber, wegen la&#x0364;nge der zu &#x017F;olchem Bau erforder-<lb/>
lichen Zeit, wieder verworffen wurde. Nachge-<lb/>
hends machte man, auf eine in der Gegend liegen-<lb/>
de Abtey, welche man fu&#x0364;r eine <hi rendition="#aq">Domain</hi>e der Kir-<lb/>
chen, und dem Pab&#x017F;t allein unterwu&#x0364;rffig hielte,<lb/><hi rendition="#aq">Reflexi</hi>on; weil &#x017F;elbige aber nothwendig dem Car-<lb/>
dinal den Vorzug fu&#x0364;r dem <hi rendition="#aq">Don Lovis de Haro</hi><lb/>
gegeben ha&#x0364;tte: auch auf Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Gebiethe,<lb/>
und dem Spani&#x017F;chen Mini&#x017F;ter zu weit und nicht<lb/>
bequem lage; <hi rendition="#aq">recu&#x017F;ire</hi>te &#x017F;elbiger die&#x017F;en Ort: bliebe<lb/>
al&#x017F;o darbey, daß die <hi rendition="#aq">Fa&#x017F;an</hi>en-Jn&#x017F;ul, welche fa&#x017F;t in<lb/>
gleicher <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tan</hi>tz von <hi rendition="#aq">St. Jean de Luz,</hi> und <hi rendition="#aq">St. Se-<lb/>
ba&#x017F;tian,</hi> nehmlich zwey Meilen entlegen war, das<lb/><hi rendition="#aq">Terrain</hi> des zu erbauenden <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-Hau&#x017F;es<lb/>
wurde: und gaben die zwey Herren <hi rendition="#aq">Plenipoten-<lb/>
tiarii</hi> einander <hi rendition="#aq">reciproquement Declaratio-<lb/>
nes,</hi> in welchem &#x017F;ie erkenneten und zuge&#x017F;tunden,<lb/>
daß die gegen Abend liegende Helffte der Jn&#x017F;ul<lb/>
nach Spanien, die gegen Morgen liegende nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Franck-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0439] Hoff-Ceremoniel. nien ſich dieſelbe gaͤntzlich zugeeignet, und das rechte Ufer gedachten Flußes, fuͤr die Graͤntze zwi- ſchen Spanien und Franckreich gehalten; dan- nenhero man fuͤr der Conferentz, den Frantzoſen dieſe Jnſul wiederum halb zuerkennen, und ſelbige in zweyerley Jurisdiction theilen muſte: welches als es geſchehen, man ein Project des Confe- rentz-Hauſes verfertigte. Man wolte anfaͤng- lich ein viereckichtes Hauß, mitten in den Fluß auf eingeſtampte Pfaͤhle bauen, welcher Vorſchlag aber, wegen laͤnge der zu ſolchem Bau erforder- lichen Zeit, wieder verworffen wurde. Nachge- hends machte man, auf eine in der Gegend liegen- de Abtey, welche man fuͤr eine Domaine der Kir- chen, und dem Pabſt allein unterwuͤrffig hielte, Reflexion; weil ſelbige aber nothwendig dem Car- dinal den Vorzug fuͤr dem Don Lovis de Haro gegeben haͤtte: auch auf Frantzoͤſiſchen Gebiethe, und dem Spaniſchen Miniſter zu weit und nicht bequem lage; recuſirete ſelbiger dieſen Ort: bliebe alſo darbey, daß die Faſanen-Jnſul, welche faſt in gleicher Diſtantz von St. Jean de Luz, und St. Se- baſtian, nehmlich zwey Meilen entlegen war, das Terrain des zu erbauenden Conferentz-Hauſes wurde: und gaben die zwey Herren Plenipoten- tiarii einander reciproquement Declaratio- nes, in welchem ſie erkenneten und zugeſtunden, daß die gegen Abend liegende Helffte der Jnſul nach Spanien, die gegen Morgen liegende nach Franck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/439
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/439>, abgerufen am 22.11.2024.