nicht so viel, auch nicht so prächtig gekleidet als des Cardinals; hingegen übertraffen des Haro Hand- und Carossen-Pferde, des Cardinals seine bey wei- ten: wie auch die Garde du Corp zu Pferde, darun- ter ein jeder ein schönes Spanisches Pferd ritte, welches sich ein Oberster zu reiten nicht hätte schämen dürffen, derer zwey hundert und alle in Cuirassen waren. Die andere Garde zu Fuß, von ein tausend und zwey hundert Menschen, war nicht sonderlich prächtig; aber seine mit überaus schö- nen Maulthieren bespannete sechzehn Carossen waren desto prächtiger: und gleichwie sich jener in die Gräntz-Stadt und Festung St. Sebastian einquartirete, also bliebe der Cardinal Mazarin in der Stadt St. Jean de Luz: an welchem Orte Pimentel und de Lionne beordert wurden, we- gen der Art, wie die Conferentien gehalten wer- den solten, mit einander zu conferiren.
§. 9.
Ehe wir aber zu der ordentlichen Erzeh- lung der daselbst observirten Ceremonien schrei- ten, so ist zum Voraus zu melden, daß schon bey langen Zeiten, zwischen denen Cardinälen und den Grands d' Espagne ein Praecedentz-Steit ent- standen, welcher unter ihnen den Vorzug haben solle. Dieser nun wurde bey diesem Friedens- Congreß auf das neue rege gemacht; Man ge- dachte ihme dadurch abzuhelffen, wenn man die Conferentien in einem dazu neu erbautem Hause vornehme, welches dergestalt eingerichtet würde:
daß
C c 5
Hoff-Ceremoniel.
nicht ſo viel, auch nicht ſo praͤchtig gekleidet als des Cardinals; hingegen uͤbertraffen des Haro Hand- und Caroſſen-Pfeꝛde, des Cardinals ſeine bey wei- ten: wie auch die Garde du Corp zu Pferde, darun- ter ein jeder ein ſchoͤnes Spaniſches Pferd ritte, welches ſich ein Oberſter zu reiten nicht haͤtte ſchaͤmen duͤrffen, derer zwey hundert und alle in Cuiraſſen waren. Die andere Garde zu Fuß, von ein tauſend und zwey hundert Menſchen, war nicht ſonderlich praͤchtig; aber ſeine mit uͤberaus ſchoͤ- nen Maulthieren beſpannete ſechzehn Caroſſen waren deſto praͤchtiger: und gleichwie ſich jener in die Graͤntz-Stadt und Feſtung St. Sebaſtian einquartirete, alſo bliebe der Cardinal Mazarin in der Stadt St. Jean de Luz: an welchem Orte Pimentel und de Lionne beordert wurden, we- gen der Art, wie die Conferentien gehalten wer- den ſolten, mit einander zu conferiren.
§. 9.
Ehe wir aber zu der ordentlichen Erzeh- lung der daſelbſt obſervirten Ceremonien ſchrei- ten, ſo iſt zum Voraus zu melden, daß ſchon bey langen Zeiten, zwiſchen denen Cardinaͤlen und den Grands d’ Eſpagne ein Præcedentz-Steit ent- ſtanden, welcher unter ihnen den Vorzug haben ſolle. Dieſer nun wurde bey dieſem Friedens- Congreß auf das neue rege gemacht; Man ge- dachte ihme dadurch abzuhelffen, wenn man die Conferentien in einem dazu neu erbautem Hauſe vornehme, welches dergeſtalt eingerichtet wuͤrde:
daß
C c 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0437"n="409"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-</hi><hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></fw><lb/>
nicht ſo viel, auch nicht ſo praͤchtig gekleidet als des<lb/>
Cardinals; hingegen uͤbertraffen des <hirendition="#aq">Haro</hi> Hand-<lb/>
und Caroſſen-Pfeꝛde, des Cardinals ſeine bey wei-<lb/>
ten: wie auch die Garde <hirendition="#aq">du Corp</hi> zu Pferde, darun-<lb/>
ter ein jeder ein ſchoͤnes Spaniſches Pferd ritte,<lb/>
welches ſich ein Oberſter zu reiten nicht haͤtte<lb/>ſchaͤmen duͤrffen, derer zwey hundert und alle in<lb/><hirendition="#aq">Cuiraſſ</hi>en waren. Die andere Garde zu Fuß, von<lb/>
ein tauſend und zwey hundert Menſchen, war nicht<lb/>ſonderlich praͤchtig; aber ſeine mit uͤberaus ſchoͤ-<lb/>
nen Maulthieren beſpannete ſechzehn Caroſſen<lb/>
waren deſto praͤchtiger: und gleichwie ſich jener<lb/>
in die Graͤntz-Stadt und Feſtung <hirendition="#aq">St. Sebaſtian</hi><lb/>
einquartirete, alſo bliebe der Cardinal <hirendition="#aq">Mazarin</hi><lb/>
in der Stadt <hirendition="#aq">St. Jean de Luz:</hi> an welchem Orte<lb/><hirendition="#aq">Pimentel</hi> und <hirendition="#aq">de Lionne</hi> beordert wurden, we-<lb/>
gen der Art, wie die <hirendition="#aq">Conferenti</hi>en gehalten wer-<lb/>
den ſolten, mit einander zu <hirendition="#aq">conferi</hi>ren.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 9.</head><p>Ehe wir aber zu der ordentlichen Erzeh-<lb/>
lung der daſelbſt <hirendition="#aq">obſervir</hi>ten Ceremonien ſchrei-<lb/>
ten, ſo iſt zum Voraus zu melden, daß ſchon bey<lb/>
langen Zeiten, zwiſchen denen Cardinaͤlen und den<lb/><hirendition="#aq">Grands d’ Eſpagne</hi> ein <hirendition="#aq">Præceden</hi>tz-Steit ent-<lb/>ſtanden, welcher unter ihnen den Vorzug haben<lb/>ſolle. Dieſer nun wurde bey dieſem Friedens-<lb/><hirendition="#aq">Congreß</hi> auf das neue rege gemacht; Man ge-<lb/>
dachte ihme dadurch abzuhelffen, wenn man die<lb/><hirendition="#aq">Conferenti</hi>en in einem dazu neu erbautem Hauſe<lb/>
vornehme, welches dergeſtalt eingerichtet wuͤrde:<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[409/0437]
Hoff-Ceremoniel.
nicht ſo viel, auch nicht ſo praͤchtig gekleidet als des
Cardinals; hingegen uͤbertraffen des Haro Hand-
und Caroſſen-Pfeꝛde, des Cardinals ſeine bey wei-
ten: wie auch die Garde du Corp zu Pferde, darun-
ter ein jeder ein ſchoͤnes Spaniſches Pferd ritte,
welches ſich ein Oberſter zu reiten nicht haͤtte
ſchaͤmen duͤrffen, derer zwey hundert und alle in
Cuiraſſen waren. Die andere Garde zu Fuß, von
ein tauſend und zwey hundert Menſchen, war nicht
ſonderlich praͤchtig; aber ſeine mit uͤberaus ſchoͤ-
nen Maulthieren beſpannete ſechzehn Caroſſen
waren deſto praͤchtiger: und gleichwie ſich jener
in die Graͤntz-Stadt und Feſtung St. Sebaſtian
einquartirete, alſo bliebe der Cardinal Mazarin
in der Stadt St. Jean de Luz: an welchem Orte
Pimentel und de Lionne beordert wurden, we-
gen der Art, wie die Conferentien gehalten wer-
den ſolten, mit einander zu conferiren.
§. 9. Ehe wir aber zu der ordentlichen Erzeh-
lung der daſelbſt obſervirten Ceremonien ſchrei-
ten, ſo iſt zum Voraus zu melden, daß ſchon bey
langen Zeiten, zwiſchen denen Cardinaͤlen und den
Grands d’ Eſpagne ein Præcedentz-Steit ent-
ſtanden, welcher unter ihnen den Vorzug haben
ſolle. Dieſer nun wurde bey dieſem Friedens-
Congreß auf das neue rege gemacht; Man ge-
dachte ihme dadurch abzuhelffen, wenn man die
Conferentien in einem dazu neu erbautem Hauſe
vornehme, welches dergeſtalt eingerichtet wuͤrde:
daß
C c 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/437>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.