Es setzte noch unterschiedene andere Ceremoniels-Streitigkeiten.
1. Wegen der Sprache. Und sonderlich waren die Holländischen Gesandten expresse in- struiret, wenn sie mit den Spaniern Unter- redung pflegen, und diese ihre Spanische Spache gebrauchen würden, sie in keiner anderen als der Niederländischen darauf antworten solten; weil aber in diesem passu eben nicht allzuhitzige Contestationes vor- fielen, sondern meistens die Lateinische Spra- che, so wohl in Aufsetzung der Wechsel- Schrifften, als auch in Verfertigung des Instrumenti Pacis selbst, emploiret wor- den; so wurde gar leicht ein Accommode- ment dißfalls getroffen.
2. Wolte Franckreich empfindlich werden, über dem Creditiv der Spanischen Gesand- ten: weil Kayser Ferdinandus III. in selbi- gem ware Muy Amado, (welches Wort Muy in der Castilianischen Sprache eine solche nach denckliche Expression hat, daß Muy Amado auf Deutsch nicht anders könte gegeben werden, als, ein dermassen geliebter, welchen man im allerhöchsten Grad liebet) der König in Franckreich aber nur schlecht weg Amado genennet worden.
3. Wolte der Päbstl. Nuntius Fabio Chigi, die Compliments von niemanden andern,
als
Europaͤiſches
§. 13.
Es ſetzte noch unterſchiedene andere Ceremoniels-Streitigkeiten.
1. Wegen der Sprache. Und ſonderlich waren die Hollaͤndiſchen Geſandten expreſſe in- ſtruiret, wenn ſie mit den Spaniern Unter- redung pflegen, und dieſe ihre Spaniſche Spache gebrauchen wuͤrden, ſie in keiner anderen als der Niederlaͤndiſchen darauf antworten ſolten; weil aber in dieſem paſſu eben nicht allzuhitzige Conteſtationes vor- fielen, ſondeꝛn meiſtens die Lateiniſche Spꝛa- che, ſo wohl in Aufſetzung der Wechſel- Schrifften, als auch in Verfertigung des Inſtrumenti Pacis ſelbſt, emploiret wor- den; ſo wurde gar leicht ein Accommode- ment dißfalls getroffen.
2. Wolte Franckreich empfindlich werden, uͤber dem Creditiv der Spaniſchen Geſand- ten: weil Kayſer Ferdinandus III. in ſelbi- gem ware Muy Amado, (welches Wort Muy in der Caſtilianiſchen Sprache eine ſolche nach denckliche Expresſion hat, daß Muy Amado auf Deutſch nicht anders koͤnte gegeben werden, als, ein dermaſſen geliebter, welchen man im allerhoͤchſten Grad liebet) der Koͤnig in Franckreich aber nur ſchlecht weg Amado genennet worden.
3. Wolte der Paͤbſtl. Nuntius Fabio Chigi, die Compliments von niemanden andern,
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Europaͤiſches
§. 13. Es ſetzte noch unterſchiedene andere
Ceremoniels-Streitigkeiten.
1. Wegen der Sprache. Und ſonderlich waren
die Hollaͤndiſchen Geſandten expreſſe in-
ſtruiret, wenn ſie mit den Spaniern Unter-
redung pflegen, und dieſe ihre Spaniſche
Spache gebrauchen wuͤrden, ſie in keiner
anderen als der Niederlaͤndiſchen darauf
antworten ſolten; weil aber in dieſem paſſu
eben nicht allzuhitzige Conteſtationes vor-
fielen, ſondeꝛn meiſtens die Lateiniſche Spꝛa-
che, ſo wohl in Aufſetzung der Wechſel-
Schrifften, als auch in Verfertigung des
Inſtrumenti Pacis ſelbſt, emploiret wor-
den; ſo wurde gar leicht ein Accommode-
ment dißfalls getroffen.
2. Wolte Franckreich empfindlich werden, uͤber
dem Creditiv der Spaniſchen Geſand-
ten: weil Kayſer Ferdinandus III. in ſelbi-
gem ware Muy Amado, (welches Wort
Muy in der Caſtilianiſchen Sprache eine
ſolche nach denckliche Expresſion hat, daß
Muy Amado auf Deutſch nicht anders
koͤnte gegeben werden, als, ein dermaſſen
geliebter, welchen man im allerhoͤchſten
Grad liebet) der Koͤnig in Franckreich aber
nur ſchlecht weg Amado genennet worden.
3. Wolte der Paͤbſtl. Nuntius Fabio Chigi,
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/416>, abgerufen am 25.11.2024.
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