Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
können, es zu bereuen, daß Venedig und er die
Mediation übernommen. Wahr ist es, daß
diese Republic vom Kayser Ferdinando II. An.
1630. ein Decret erhalten, daß ihnen die Chur-
fürstl. Gesandten, so wohl an dem Kayserl. Hofe,
als auch anderswo in dem Röm. Reiche, den
Vorzug einräumen solten, welcher Kayserl. Aus-
spruch auch zu Zeiten dieses Friedens noch nicht,
ja nicht eher als in der Capitulation Kaysers
Leopoldi geändert, und so denn erst den Chur-
fürsten der Vorzug für den freyen Republiquen,
besonders aber vor Venedig wieder eingeräumet
worden ist, vid. erster Theil, cap. 9. §. 6. num.
3. & §. 7. n.
3. Es praetendirete demnach Contari-
ni immediate
nach den Cronen zu gehen, und
ein gleiches Ceremoniel mit ihnen zu geniessen;
allein der Bischoff zu Oßnabrüg, des Churfürstl.
Collegii Gesandter, wolte ihm solches durchaus
nicht einräumen, sondern verlangete im Gegen-
Theil vielmehr, daß ihme der Mediator nicht al-
lein die erste Visite abstatten, sondern auch in
allen Begebenheiten, sie möchten Nahmen haben
wie sie wollen, denn Pas zugestehen solte, vorwen-
dende: daß die Churfürsten einen König, nemlich
den von Böhmen, in ihrem Collegio hätten, wel-
chem ja Venedig ohne alle Contradiction, als ei-
nem gekrönten Haupte, weichen müste. Con-
tarini opponir
te sich dem Ansuchen des Bi-
schofs zu Oßnabrüg gewaltig, und erklärete sich

gegen

Europaͤiſches
koͤnnen, es zu bereuen, daß Venedig und er die
Mediation uͤbernommen. Wahr iſt es, daß
dieſe Republic vom Kayſer Ferdinando II. An.
1630. ein Decret erhalten, daß ihnen die Chur-
fuͤrſtl. Geſandten, ſo wohl an dem Kayſerl. Hofe,
als auch anderswo in dem Roͤm. Reiche, den
Vorzug einraͤumen ſolten, welcher Kayſerl. Aus-
ſpruch auch zu Zeiten dieſes Friedens noch nicht,
ja nicht eher als in der Capitulation Kayſers
Leopoldi geaͤndert, und ſo denn erſt den Chur-
fuͤrſten der Vorzug fuͤr den freyen Republiquen,
beſonders aber vor Venedig wieder eingeraͤumet
worden iſt, vid. erſter Theil, cap. 9. §. 6. num.
3. & §. 7. n.
3. Es prætendirete demnach Contari-
ni immediate
nach den Cronen zu gehen, und
ein gleiches Ceremoniel mit ihnen zu genieſſen;
allein der Biſchoff zu Oßnabruͤg, des Churfuͤrſtl.
Collegii Geſandter, wolte ihm ſolches durchaus
nicht einraͤumen, ſondern verlangete im Gegen-
Theil vielmehr, daß ihme der Mediator nicht al-
lein die erſte Viſite abſtatten, ſondern auch in
allen Begebenheiten, ſie moͤchten Nahmen haben
wie ſie wollen, denn Pas zugeſtehen ſolte, vorwen-
dende: daß die Churfuͤrſten einen Koͤnig, nemlich
den von Boͤhmen, in ihrem Collegio haͤtten, wel-
chem ja Venedig ohne alle Contradiction, als ei-
nem gekroͤnten Haupte, weichen muͤſte. Con-
tarini opponir
te ſich dem Anſuchen des Bi-
ſchofs zu Oßnabruͤg gewaltig, und erklaͤrete ſich

gegen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0398" n="370"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
ko&#x0364;nnen, es zu bereuen, daß Venedig und er die<lb/><hi rendition="#aq">Mediati</hi>on u&#x0364;bernommen. Wahr i&#x017F;t es, daß<lb/>
die&#x017F;e Republic vom Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ferdinando II. An.</hi><lb/>
1630. ein <hi rendition="#aq">Decr</hi>et erhalten, daß ihnen die Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tl. Ge&#x017F;andten, &#x017F;o wohl an dem Kay&#x017F;erl. Hofe,<lb/>
als auch anderswo in dem Ro&#x0364;m. Reiche, den<lb/>
Vorzug einra&#x0364;umen &#x017F;olten, welcher Kay&#x017F;erl. Aus-<lb/>
&#x017F;pruch auch zu Zeiten die&#x017F;es Friedens noch nicht,<lb/>
ja nicht eher als in der <hi rendition="#aq">Capitulati</hi>on Kay&#x017F;ers<lb/><hi rendition="#aq">Leopoldi</hi> gea&#x0364;ndert, und &#x017F;o denn er&#x017F;t den Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;ten der Vorzug fu&#x0364;r den freyen Republiquen,<lb/>
be&#x017F;onders aber vor Venedig wieder eingera&#x0364;umet<lb/>
worden i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">vid.</hi> er&#x017F;ter Theil, <hi rendition="#aq">cap. 9. §. 6. num.<lb/>
3. &amp; §. 7. n.</hi> 3. Es <hi rendition="#aq">prætendire</hi>te demnach <hi rendition="#aq">Contari-<lb/>
ni immediate</hi> nach den Cronen zu gehen, und<lb/>
ein gleiches Ceremoniel mit ihnen zu genie&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
allein der Bi&#x017F;choff zu Oßnabru&#x0364;g, des Churfu&#x0364;r&#x017F;tl.<lb/><hi rendition="#aq">Collegii</hi> Ge&#x017F;andter, wolte ihm &#x017F;olches durchaus<lb/>
nicht einra&#x0364;umen, &#x017F;ondern verlangete im Gegen-<lb/>
Theil vielmehr, daß ihme der <hi rendition="#aq">Mediator</hi> nicht al-<lb/>
lein die er&#x017F;te Vi&#x017F;ite ab&#x017F;tatten, &#x017F;ondern auch in<lb/>
allen Begebenheiten, &#x017F;ie mo&#x0364;chten Nahmen haben<lb/>
wie &#x017F;ie wollen, denn <hi rendition="#aq">Pas</hi> zuge&#x017F;tehen &#x017F;olte, vorwen-<lb/>
dende: daß die Churfu&#x0364;r&#x017F;ten einen Ko&#x0364;nig, nemlich<lb/>
den von Bo&#x0364;hmen, in ihrem <hi rendition="#aq">Collegio</hi> ha&#x0364;tten, wel-<lb/>
chem ja Venedig ohne alle <hi rendition="#aq">Contradicti</hi>on, als ei-<lb/>
nem gekro&#x0364;nten Haupte, weichen mu&#x0364;&#x017F;te. <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
tarini opponir</hi>te &#x017F;ich dem An&#x017F;uchen des Bi-<lb/>
&#x017F;chofs zu Oßnabru&#x0364;g gewaltig, und erkla&#x0364;rete &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gegen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0398] Europaͤiſches koͤnnen, es zu bereuen, daß Venedig und er die Mediation uͤbernommen. Wahr iſt es, daß dieſe Republic vom Kayſer Ferdinando II. An. 1630. ein Decret erhalten, daß ihnen die Chur- fuͤrſtl. Geſandten, ſo wohl an dem Kayſerl. Hofe, als auch anderswo in dem Roͤm. Reiche, den Vorzug einraͤumen ſolten, welcher Kayſerl. Aus- ſpruch auch zu Zeiten dieſes Friedens noch nicht, ja nicht eher als in der Capitulation Kayſers Leopoldi geaͤndert, und ſo denn erſt den Chur- fuͤrſten der Vorzug fuͤr den freyen Republiquen, beſonders aber vor Venedig wieder eingeraͤumet worden iſt, vid. erſter Theil, cap. 9. §. 6. num. 3. & §. 7. n. 3. Es prætendirete demnach Contari- ni immediate nach den Cronen zu gehen, und ein gleiches Ceremoniel mit ihnen zu genieſſen; allein der Biſchoff zu Oßnabruͤg, des Churfuͤrſtl. Collegii Geſandter, wolte ihm ſolches durchaus nicht einraͤumen, ſondern verlangete im Gegen- Theil vielmehr, daß ihme der Mediator nicht al- lein die erſte Viſite abſtatten, ſondern auch in allen Begebenheiten, ſie moͤchten Nahmen haben wie ſie wollen, denn Pas zugeſtehen ſolte, vorwen- dende: daß die Churfuͤrſten einen Koͤnig, nemlich den von Boͤhmen, in ihrem Collegio haͤtten, wel- chem ja Venedig ohne alle Contradiction, als ei- nem gekroͤnten Haupte, weichen muͤſte. Con- tarini opponirte ſich dem Anſuchen des Bi- ſchofs zu Oßnabruͤg gewaltig, und erklaͤrete ſich gegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/398
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/398>, abgerufen am 23.11.2024.