Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Hoff-Ceremoniel.
brüg liegenden Ort zu dem Congreß und
Conferentien auszuwehlen, und daselbst
ohne allen Rang und Distinction zusam-
men zu kommen: auch bereits zwey Häuser
ausersehen worden, unter welchen beyden
man, eines den Frantzösischen Ministern für
sich zu erkiesen freygestellet, das andere aber
sey denen Schwedischen Ministris zugeeig-
net worden, jedoch mit dem Bedinge: daß
sich diese zuerst, jene aber zuletzt in ihr assi-
gnir
tes Hauß begeben, und so denn Schwe-
den als erst ankommendes, Franckreich als
letzt ankommenden die erste Visite abstat-
ten solte. Allein Mons. du Mont wieder-
spricht in seinen Memoires dieser Relation
des Vicqueforts, als eines für Franckreich
allzu passionirten Autoris, und erweiset
zugleich aus dem Vicquefort selbst: daß
das Project auf dem Mittelwege, zwischen
Münster und Oßnabrüg zusammen zu ge-
hen, nicht zum Stande gekommen, sondern
dieser Streit über der ersten Visite par ha-
zard
glücklicher und geschwinder beygele-
get worden, als man sich nicht versehen. Denn
nachdem Salvius, Schwedischer Plenipo-
tentiarius,
genöthiget gewesen, eine Reise
von Oßnabrüg nach Münster zu thun, be-
dachten sich die Frantzosen wenig oder
nichts, ihme als letzt Ankommendem, die
Visite
Hoff-Ceremoniel.
bruͤg liegenden Ort zu dem Congreß und
Conferentien auszuwehlen, und daſelbſt
ohne allen Rang und Diſtinction zuſam-
men zu kommen: auch bereits zwey Haͤuſer
auserſehen worden, unter welchen beyden
man, eines den Frantzoͤſiſchen Miniſtern fuͤr
ſich zu erkieſen freygeſtellet, das andere aber
ſey denen Schwediſchen Miniſtris zugeeig-
net worden, jedoch mit dem Bedinge: daß
ſich dieſe zuerſt, jene aber zuletzt in ihr asſi-
gnir
tes Hauß begeben, und ſo deñ Schwe-
den als erſt ankommendes, Franckreich als
letzt ankommenden die erſte Viſite abſtat-
ten ſolte. Allein Monſ. du Mont wieder-
ſpricht in ſeinen Memoires dieſer Relation
des Vicqueforts, als eines fuͤr Franckreich
allzu pasſionirten Autoris, und erweiſet
zugleich aus dem Vicquefort ſelbſt: daß
das Project auf dem Mittelwege, zwiſchen
Muͤnſter und Oßnabruͤg zuſammen zu ge-
hen, nicht zum Stande gekommen, ſondern
dieſer Streit uͤber der erſten Viſite par ha-
zard
gluͤcklicher und geſchwinder beygele-
get woꝛden, als man ſich nicht verſehen. Deñ
nachdem Salvius, Schwediſcher Plenipo-
tentiarius,
genoͤthiget geweſen, eine Reiſe
von Oßnabruͤg nach Muͤnſter zu thun, be-
dachten ſich die Frantzoſen wenig oder
nichts, ihme als letzt Ankommendem, die
Viſite
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0395" n="367"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-</hi><hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></fw><lb/>
bru&#x0364;g liegenden Ort zu dem <hi rendition="#aq">Congreß</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Conferenti</hi>en auszuwehlen, und da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ohne allen Rang und <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tincti</hi>on zu&#x017F;am-<lb/>
men zu kommen: auch bereits zwey Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
auser&#x017F;ehen worden, unter welchen beyden<lb/>
man, eines den Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Mini&#x017F;tern fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich zu erkie&#x017F;en freyge&#x017F;tellet, das andere aber<lb/>
&#x017F;ey denen Schwedi&#x017F;chen Mini&#x017F;tris zugeeig-<lb/>
net worden, jedoch mit dem Bedinge: daß<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;e zuer&#x017F;t, jene aber zuletzt in ihr <hi rendition="#aq">as&#x017F;i-<lb/>
gnir</hi>tes Hauß begeben, und &#x017F;o den&#x0303; Schwe-<lb/>
den als er&#x017F;t ankommendes, Franckreich als<lb/>
letzt ankommenden die er&#x017F;te Vi&#x017F;ite ab&#x017F;tat-<lb/>
ten &#x017F;olte. Allein <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. du Mont</hi> wieder-<lb/>
&#x017F;pricht in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Memoires</hi> die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Relati</hi>on<lb/>
des <hi rendition="#aq">Vicquefort</hi>s, als eines fu&#x0364;r Franckreich<lb/>
allzu <hi rendition="#aq">pas&#x017F;ionir</hi>ten <hi rendition="#aq">Autoris,</hi> und erwei&#x017F;et<lb/>
zugleich aus dem <hi rendition="#aq">Vicquefort</hi> &#x017F;elb&#x017F;t: daß<lb/>
das <hi rendition="#aq">Project</hi> auf dem Mittelwege, zwi&#x017F;chen<lb/>
Mu&#x0364;n&#x017F;ter und Oßnabru&#x0364;g zu&#x017F;ammen zu ge-<lb/>
hen, nicht zum Stande gekommen, &#x017F;ondern<lb/>
die&#x017F;er Streit u&#x0364;ber der er&#x017F;ten Vi&#x017F;ite <hi rendition="#aq">par ha-<lb/>
zard</hi> glu&#x0364;cklicher und ge&#x017F;chwinder beygele-<lb/>
get wo&#xA75B;den, als man &#x017F;ich nicht ver&#x017F;ehen. Den&#x0303;<lb/>
nachdem <hi rendition="#aq">Salvius,</hi> Schwedi&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Plenipo-<lb/>
tentiarius,</hi> geno&#x0364;thiget gewe&#x017F;en, eine Rei&#x017F;e<lb/>
von Oßnabru&#x0364;g nach Mu&#x0364;n&#x017F;ter zu thun, be-<lb/>
dachten &#x017F;ich die Frantzo&#x017F;en wenig oder<lb/>
nichts, ihme als letzt Ankommendem, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Vi&#x017F;ite</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0395] Hoff-Ceremoniel. bruͤg liegenden Ort zu dem Congreß und Conferentien auszuwehlen, und daſelbſt ohne allen Rang und Diſtinction zuſam- men zu kommen: auch bereits zwey Haͤuſer auserſehen worden, unter welchen beyden man, eines den Frantzoͤſiſchen Miniſtern fuͤr ſich zu erkieſen freygeſtellet, das andere aber ſey denen Schwediſchen Miniſtris zugeeig- net worden, jedoch mit dem Bedinge: daß ſich dieſe zuerſt, jene aber zuletzt in ihr asſi- gnirtes Hauß begeben, und ſo deñ Schwe- den als erſt ankommendes, Franckreich als letzt ankommenden die erſte Viſite abſtat- ten ſolte. Allein Monſ. du Mont wieder- ſpricht in ſeinen Memoires dieſer Relation des Vicqueforts, als eines fuͤr Franckreich allzu pasſionirten Autoris, und erweiſet zugleich aus dem Vicquefort ſelbſt: daß das Project auf dem Mittelwege, zwiſchen Muͤnſter und Oßnabruͤg zuſammen zu ge- hen, nicht zum Stande gekommen, ſondern dieſer Streit uͤber der erſten Viſite par ha- zard gluͤcklicher und geſchwinder beygele- get woꝛden, als man ſich nicht verſehen. Deñ nachdem Salvius, Schwediſcher Plenipo- tentiarius, genoͤthiget geweſen, eine Reiſe von Oßnabruͤg nach Muͤnſter zu thun, be- dachten ſich die Frantzoſen wenig oder nichts, ihme als letzt Ankommendem, die Viſite

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/395
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/395>, abgerufen am 06.05.2024.