struiret, von der vorstehenden Regul ohne höchst- dringende Ursache nicht abzuschreiten: diesem aber ungeachtet, weiß dennoch mancher habile Mini- stre das Praevenire zu spielen, und einem andern das Vortheil auch so gar per ambages abzu- lauffen, welches so dann für einen coup d' etat passiren kan.
§. 7.
Der dritte, diesem Capitul gantz eigen zugehörige Punct, was es nemlich zu Münster, oder Oßnabrüg für Contestation wegen der Ce- remonien der Visiten und Revisiten gegeben, be- stund in folgenden:
1. Nachdem, wie im 3. §. schon gemeldet wor- den, die Frantzosen und Schweden sich in zwey separirte Städte, jene in Münster, diese in Oßnabrüg einlogiret, so kunte die Regul: Daß der letzt ankommende von dem zu erst angekommenen solte besuchet werden, nicht wohl statt finden, und für eine Regel gelten: massen man nicht sagen kunte, welcher unter beyden Theilen der erst oder letzt angekommene gewesen sey; nicht deswegen, daß man nicht etwan ge- wust haben solte, ob die Frantzösischen Ple- nipotentiarii eher oder später zu Münster als die Schwedischenvice versa zu Oßna- brüg ankommen wären, denn dieses eher oder spätere ankommen war mehr als zu be- kandt; sondern weil sie beyde in zweyen rati-
one
Hoff-Ceremoniel.
ſtruiret, von der vorſtehenden Regul ohne hoͤchſt- dringende Urſache nicht abzuſchreiten: dieſem aber ungeachtet, weiß dennoch mancher habile Mini- ſtre das Prævenire zu ſpielen, und einem andern das Vortheil auch ſo gar per ambages abzu- lauffen, welches ſo dann fuͤr einen coup d’ etat pasſiren kan.
§. 7.
Der dritte, dieſem Capitul gantz eigen zugehoͤrige Punct, was es nemlich zu Muͤnſter, oder Oßnabruͤg fuͤr Conteſtation wegen der Ce- remonien der Viſiten und Reviſiten gegeben, be- ſtund in folgenden:
1. Nachdem, wie im 3. §. ſchon gemeldet wor- den, die Frantzoſen und Schweden ſich in zwey ſeparirte Staͤdte, jene in Muͤnſter, dieſe in Oßnabruͤg einlogiret, ſo kunte die Regul: Daß der letzt ankommende von dem zu erſt angekommenen ſolte beſuchet werden, nicht wohl ſtatt finden, und fuͤr eine Regel gelten: maſſen man nicht ſagen kunte, welcher unter beyden Theilen der erſt oder letzt angekommene geweſen ſey; nicht deswegen, daß man nicht etwan ge- wuſt haben ſolte, ob die Frantzoͤſiſchen Ple- nipotentiarii eher oder ſpaͤter zu Muͤnſter als die Schwediſchenvice verſa zu Oßna- bruͤg ankommen waͤren, denn dieſes eher oder ſpaͤtere ankommen war mehr als zu be- kandt; ſondern weil ſie beyde in zweyen rati-
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Hoff-Ceremoniel.
ſtruiret, von der vorſtehenden Regul ohne hoͤchſt-
dringende Urſache nicht abzuſchreiten: dieſem aber
ungeachtet, weiß dennoch mancher habile Mini-
ſtre das Prævenire zu ſpielen, und einem andern
das Vortheil auch ſo gar per ambages abzu-
lauffen, welches ſo dann fuͤr einen coup d’ etat
pasſiren kan.
§. 7. Der dritte, dieſem Capitul gantz eigen
zugehoͤrige Punct, was es nemlich zu Muͤnſter,
oder Oßnabruͤg fuͤr Conteſtation wegen der Ce-
remonien der Viſiten und Reviſiten gegeben, be-
ſtund in folgenden:
1. Nachdem, wie im 3. §. ſchon gemeldet wor-
den, die Frantzoſen und Schweden ſich in
zwey ſeparirte Staͤdte, jene in Muͤnſter,
dieſe in Oßnabruͤg einlogiret, ſo kunte die
Regul: Daß der letzt ankommende
von dem zu erſt angekommenen ſolte
beſuchet werden, nicht wohl ſtatt finden,
und fuͤr eine Regel gelten: maſſen man nicht
ſagen kunte, welcher unter beyden Theilen
der erſt oder letzt angekommene geweſen ſey;
nicht deswegen, daß man nicht etwan ge-
wuſt haben ſolte, ob die Frantzoͤſiſchen Ple-
nipotentiarii eher oder ſpaͤter zu Muͤnſter
als die Schwediſchenvice verſa zu Oßna-
bruͤg ankommen waͤren, denn dieſes eher
oder ſpaͤtere ankommen war mehr als zu be-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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