Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Europäisches
Pärtheyen reciproce müssen ausgeliefert wer-
den; so will mancher propter dignitatem der er-
stere, (welches sonderlich die Mediatores prae-
tendiren) mancher aber wegen seines darunter
verborgen liegenden Interesse, avantage und
politique der letztere seyn. Denn wenn einer oder
der andere seine Passeporte bereits ausgehändi-
get, die ihme benöthigten aber noch nicht wieder
reciproce empfangen: kan er in Gefahr lauffen,
daß man ihn damit aufziehe, oder auch selbige
wohl gar weigere; welches bey einigen Friedens-
Schlüssen, sonderlich aber in dem Westphälischen
viel Verdrüßligkeit verursachet, und nicht weniger
Zeit, den Frieden mit Succeß anzufangen ver-
derbet.

§. 3.

Was das andere, oder die Vielheit der
Passeporten betrifft, so kan es geschehen, daß ein
Souverain, welcher einen Minister in eines an-
dern Souverainen Hof-Lager sendet, im fall derer
Reiche oder Territoria mit einander gräntzen:
nicht mehr als eines eintzigen Passes benöthiget;
weil er so dann durch keines Tertii Land reisen,
und also auch nicht allererst eines andern, als bloß
nur dessen an welchen er sendet, Passeports benö-
thiget; dergleichen zwischen Kayserl. Majestät
und Franckreich, Spanien und Franckreich, Poh-
len und Moscau, und vielen andern, wie aus der
Geographie zu ersehen, geschehen kan: und da ja
etwan eines Potentaten Territorium, welches

zwi-

Europaͤiſches
Paͤrtheyen reciproce muͤſſen ausgeliefert wer-
den; ſo will mancher propter dignitatem der er-
ſtere, (welches ſonderlich die Mediatores præ-
tendiren) mancher aber wegen ſeines darunter
verborgen liegenden Intereſſe, avantage und
politique der letztere ſeyn. Denn wenn einer oder
der andere ſeine Paſſeporte bereits ausgehaͤndi-
get, die ihme benoͤthigten aber noch nicht wieder
reciproce empfangen: kan er in Gefahr lauffen,
daß man ihn damit aufziehe, oder auch ſelbige
wohl gar weigere; welches bey einigen Friedens-
Schluͤſſen, ſonderlich aber in dem Weſtphaͤliſchen
viel Verdruͤßligkeit verurſachet, und nicht weniger
Zeit, den Frieden mit Succeß anzufangen ver-
derbet.

§. 3.

Was das andere, oder die Vielheit der
Paſſeporten betrifft, ſo kan es geſchehen, daß ein
Souverain, welcher einen Miniſter in eines an-
dern Souverainen Hof-Lager ſendet, im fall derer
Reiche oder Territoria mit einander graͤntzen:
nicht mehr als eines eintzigen Paſſes benoͤthiget;
weil er ſo dann durch keines Tertii Land reiſen,
und alſo auch nicht allererſt eines andern, als bloß
nur deſſen an welchen er ſendet, Paſſeports benoͤ-
thiget; dergleichen zwiſchen Kayſerl. Majeſtaͤt
und Franckreich, Spanien und Franckreich, Poh-
len und Moſcau, und vielen andern, wie aus der
Geographie zu erſehen, geſchehen kan: und da ja
etwan eines Potentaten Territorium, welches

zwi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0366" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
Pa&#x0364;rtheyen <hi rendition="#aq">reciproce</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausgeliefert wer-<lb/>
den; &#x017F;o will mancher <hi rendition="#aq">propter dignitatem</hi> der er-<lb/>
&#x017F;tere, (welches &#x017F;onderlich die <hi rendition="#aq">Mediatores præ-<lb/>
tendi</hi>ren) mancher aber wegen &#x017F;eines darunter<lb/>
verborgen liegenden <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e, avantage</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">politique</hi> der letztere &#x017F;eyn. Denn wenn einer oder<lb/>
der andere &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;eport</hi>e bereits ausgeha&#x0364;ndi-<lb/>
get, die ihme beno&#x0364;thigten aber noch nicht wieder<lb/><hi rendition="#aq">reciproce</hi> empfangen: kan er in Gefahr lauffen,<lb/>
daß man ihn damit aufziehe, oder auch &#x017F;elbige<lb/>
wohl gar weigere; welches bey einigen Friedens-<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;onderlich aber in dem We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen<lb/>
viel Verdru&#x0364;ßligkeit verur&#x017F;achet, und nicht weniger<lb/>
Zeit, den Frieden mit <hi rendition="#aq">Succeß</hi> anzufangen ver-<lb/>
derbet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Was das andere, oder die Vielheit der<lb/><hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;epo</hi>rten betrifft, &#x017F;o kan es ge&#x017F;chehen, daß ein<lb/><hi rendition="#aq">Souverain,</hi> welcher einen Mini&#x017F;ter in eines an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Souverain</hi>en Hof-Lager &#x017F;endet, im fall derer<lb/>
Reiche oder <hi rendition="#aq">Territoria</hi> mit einander gra&#x0364;ntzen:<lb/>
nicht mehr als eines eintzigen Pa&#x017F;&#x017F;es beno&#x0364;thiget;<lb/>
weil er &#x017F;o dann durch keines <hi rendition="#aq">Tertii</hi> Land rei&#x017F;en,<lb/>
und al&#x017F;o auch nicht allerer&#x017F;t eines andern, als bloß<lb/>
nur de&#x017F;&#x017F;en an welchen er &#x017F;endet, <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;epo</hi>rts beno&#x0364;-<lb/>
thiget; dergleichen zwi&#x017F;chen Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
und Franckreich, Spanien und Franckreich, Poh-<lb/>
len und Mo&#x017F;cau, und vielen andern, wie aus der<lb/><hi rendition="#aq">Geographie</hi> zu er&#x017F;ehen, ge&#x017F;chehen kan: und da ja<lb/>
etwan eines Potentaten <hi rendition="#aq">Territorium,</hi> welches<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwi-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0366] Europaͤiſches Paͤrtheyen reciproce muͤſſen ausgeliefert wer- den; ſo will mancher propter dignitatem der er- ſtere, (welches ſonderlich die Mediatores præ- tendiren) mancher aber wegen ſeines darunter verborgen liegenden Intereſſe, avantage und politique der letztere ſeyn. Denn wenn einer oder der andere ſeine Paſſeporte bereits ausgehaͤndi- get, die ihme benoͤthigten aber noch nicht wieder reciproce empfangen: kan er in Gefahr lauffen, daß man ihn damit aufziehe, oder auch ſelbige wohl gar weigere; welches bey einigen Friedens- Schluͤſſen, ſonderlich aber in dem Weſtphaͤliſchen viel Verdruͤßligkeit verurſachet, und nicht weniger Zeit, den Frieden mit Succeß anzufangen ver- derbet. §. 3. Was das andere, oder die Vielheit der Paſſeporten betrifft, ſo kan es geſchehen, daß ein Souverain, welcher einen Miniſter in eines an- dern Souverainen Hof-Lager ſendet, im fall derer Reiche oder Territoria mit einander graͤntzen: nicht mehr als eines eintzigen Paſſes benoͤthiget; weil er ſo dann durch keines Tertii Land reiſen, und alſo auch nicht allererſt eines andern, als bloß nur deſſen an welchen er ſendet, Paſſeports benoͤ- thiget; dergleichen zwiſchen Kayſerl. Majeſtaͤt und Franckreich, Spanien und Franckreich, Poh- len und Moſcau, und vielen andern, wie aus der Geographie zu erſehen, geſchehen kan: und da ja etwan eines Potentaten Territorium, welches zwi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/366
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/366>, abgerufen am 06.05.2024.