Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Hoff-Ceremoniel.
zu praesumiren, daß er als Pater & Pastor
communis,
etwas aus Interesse oder Af-
fecti
on thun werde. Jn dieser Meynung
nun hat die Cron Spanien und Fanckreich
vielfältigmahl des Pabstes Mediation
theils imploriret, theils die offerirte acce-
pti
ret. Der Vervinische, der Cron Spanien
so nöthige, und der Cron Franckreich so
nützliche Friede, war keines andern Men-
schen Werck, als des Pabstes Clementis
VIII.
und würde ohn sein Zureden und
Vermittelung, weder Philippus II. in
Spanien, noch Henricus IV. in Franck-
reich, so bald das Schwerdt aus den Hän-
den geworffen, und sich in Friedens-Hand-
lungen eingelassen haben; So wolte auch
Carolus V. mit Francisco I. keinen Ver-
trag machen, es hätten denn Päbstl. Heilig-
keit zuvor darein gewilliget, und ihre bons
offices
dabey emploiret.
2. Als ein weltlicher Herr und Fürst in Jtalien,
hat er nicht nur, das Recht Kriege zu füh-
ren, sondern auch Frieden zu schliessen, und
per consequens das Amt eines Mediatoris
zu übernehmen; welches letztere ihm auch die
Acatholici selbst zugestehen müssen. Wenn
nun ein Krieg ex causis mere politicis ent-
standen, bey welchem das Religions-We-
sen nichts zu thun gehabt, und nun auch dar-
auf
X 2
Hoff-Ceremoniel.
zu præſumiren, daß er als Pater & Paſtor
communis,
etwas aus Intereſſe oder Af-
fecti
on thun werde. Jn dieſer Meynung
nun hat die Cron Spanien und Fanckreich
vielfaͤltigmahl des Pabſtes Mediation
theils imploriret, theils die offerirte acce-
pti
ret. Der Verviniſche, der Cron Spanien
ſo noͤthige, und der Cron Franckreich ſo
nuͤtzliche Friede, war keines andern Men-
ſchen Werck, als des Pabſtes Clementis
VIII.
und wuͤrde ohn ſein Zureden und
Vermittelung, weder Philippus II. in
Spanien, noch Henricus IV. in Franck-
reich, ſo bald das Schwerdt aus den Haͤn-
den geworffen, und ſich in Friedens-Hand-
lungen eingelaſſen haben; So wolte auch
Carolus V. mit Franciſco I. keinen Ver-
trag machen, es haͤtten denn Paͤbſtl. Heilig-
keit zuvor darein gewilliget, und ihre bons
offices
dabey emploiret.
2. Als ein weltlicher Herr und Fuͤrſt in Jtalien,
hat er nicht nur, das Recht Kriege zu fuͤh-
ren, ſondern auch Frieden zu ſchlieſſen, und
per conſequens das Amt eines Mediatoris
zu uͤbernehmen; welches letztere ihm auch die
Acatholici ſelbſt zugeſtehen muͤſſen. Weñ
nun ein Krieg ex cauſis mere politicis ent-
ſtanden, bey welchem das Religions-We-
ſen nichts zu thun gehabt, und nun auch dar-
auf
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0351" n="323"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
zu <hi rendition="#aq">præ&#x017F;umi</hi>ren, daß er als <hi rendition="#aq">Pater &amp; Pa&#x017F;tor<lb/>
communis,</hi> etwas aus <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> oder <hi rendition="#aq">Af-<lb/>
fecti</hi>on thun werde. Jn die&#x017F;er Meynung<lb/>
nun hat die Cron Spanien und Fanckreich<lb/>
vielfa&#x0364;ltigmahl des Pab&#x017F;tes <hi rendition="#aq">Mediati</hi>on<lb/>
theils <hi rendition="#aq">implori</hi>ret, theils die <hi rendition="#aq">offerir</hi>te <hi rendition="#aq">acce-<lb/>
pti</hi>ret. Der <hi rendition="#aq">Vervini</hi>&#x017F;che, der Cron Spanien<lb/>
&#x017F;o no&#x0364;thige, und der Cron Franckreich &#x017F;o<lb/>
nu&#x0364;tzliche Friede, war keines andern Men-<lb/>
&#x017F;chen Werck, als des Pab&#x017F;tes <hi rendition="#aq">Clementis<lb/>
VIII.</hi> und wu&#x0364;rde ohn &#x017F;ein Zureden und<lb/>
Vermittelung, weder <hi rendition="#aq">Philippus II.</hi> in<lb/>
Spanien, noch <hi rendition="#aq">Henricus IV.</hi> in Franck-<lb/>
reich, &#x017F;o bald das Schwerdt aus den Ha&#x0364;n-<lb/>
den geworffen, und &#x017F;ich in Friedens-Hand-<lb/>
lungen eingela&#x017F;&#x017F;en haben; So wolte auch<lb/><hi rendition="#aq">Carolus V.</hi> mit <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;co I.</hi> keinen Ver-<lb/>
trag machen, es ha&#x0364;tten denn Pa&#x0364;b&#x017F;tl. Heilig-<lb/>
keit zuvor darein gewilliget, und ihre <hi rendition="#aq">bons<lb/>
offices</hi> dabey <hi rendition="#aq">emploi</hi>ret.</item><lb/>
              <item>2. Als ein weltlicher Herr und Fu&#x0364;r&#x017F;t in Jtalien,<lb/>
hat er nicht nur, das Recht Kriege zu fu&#x0364;h-<lb/>
ren, &#x017F;ondern auch Frieden zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/><hi rendition="#aq">per con&#x017F;equens</hi> das Amt eines <hi rendition="#aq">Mediatoris</hi><lb/>
zu u&#x0364;bernehmen; welches letztere ihm auch die<lb/><hi rendition="#aq">Acatholici</hi> &#x017F;elb&#x017F;t zuge&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wen&#x0303;<lb/>
nun ein Krieg <hi rendition="#aq">ex cau&#x017F;is mere politicis</hi> ent-<lb/>
&#x017F;tanden, bey welchem das Religions-We-<lb/>
&#x017F;en nichts zu thun gehabt, und nun auch dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0351] Hoff-Ceremoniel. zu præſumiren, daß er als Pater & Paſtor communis, etwas aus Intereſſe oder Af- fection thun werde. Jn dieſer Meynung nun hat die Cron Spanien und Fanckreich vielfaͤltigmahl des Pabſtes Mediation theils imploriret, theils die offerirte acce- ptiret. Der Verviniſche, der Cron Spanien ſo noͤthige, und der Cron Franckreich ſo nuͤtzliche Friede, war keines andern Men- ſchen Werck, als des Pabſtes Clementis VIII. und wuͤrde ohn ſein Zureden und Vermittelung, weder Philippus II. in Spanien, noch Henricus IV. in Franck- reich, ſo bald das Schwerdt aus den Haͤn- den geworffen, und ſich in Friedens-Hand- lungen eingelaſſen haben; So wolte auch Carolus V. mit Franciſco I. keinen Ver- trag machen, es haͤtten denn Paͤbſtl. Heilig- keit zuvor darein gewilliget, und ihre bons offices dabey emploiret. 2. Als ein weltlicher Herr und Fuͤrſt in Jtalien, hat er nicht nur, das Recht Kriege zu fuͤh- ren, ſondern auch Frieden zu ſchlieſſen, und per conſequens das Amt eines Mediatoris zu uͤbernehmen; welches letztere ihm auch die Acatholici ſelbſt zugeſtehen muͤſſen. Weñ nun ein Krieg ex cauſis mere politicis ent- ſtanden, bey welchem das Religions-We- ſen nichts zu thun gehabt, und nun auch dar- auf X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/351
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/351>, abgerufen am 23.11.2024.