Dannenhero ist nöthig und gewöhnlich, daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das andere erforsche, wie weit es bey instehen dem Frie- dens-Schlusse seine Praetensiones treiben, oder wie viel es von denselben möchte fallen lassen.
§. 3.
Man siehet gar leicht hieraus, von was für einer Conduite und Circumspection dieje- nigen, welche die Praeliminaria einzurichten ha- ben, seyn müssen. Denn weil diese Praeliminaria doch der Grund des künfftigen Friedens seyn, und dieses, was dem Frieden am hinderlichsten schei- net, aus dem Wege räumen, und die Friedens- Bahn bähnen müssen; so brauchet es gewiß einer politischen Prudentz, diesen Grund dergestalt zu legen, daß er bey künfftigen darauf zu bauenden Frieden nicht wancke.
§. 4.
Man darff aber ja nicht meinen, daß des- wegen der Friede so gleich richtig und fertig, ob- gleich die Friedens-Praeliminaria von denen dazu erkieseten Plenipotentiariis unterzeichnet, und von dero hohen Principalen ratihabiret worden. Denn so wenig als die Sponsalia de Futuro ein Matrimonium verum & confirmatum zu nen- nen, so wenig auch kan man denen Friedens-Praeli- minarien den Nahmen eines völlig geschlossenen Friedens beylegen; massen der status belli, ob sie gleich geschlossen, dadurch nicht aufgehoben: son- dern nur etwan zum höchsten ein Waffen-Still- Stand gemacht, die Certatio per vim bey Seite
gese-
Hoff-Ceremoniel.
§. 2.
Dannenhero iſt noͤthig und gewoͤhnlich, daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das andere erforſche, wie weit es bey inſtehen dem Frie- dens-Schluſſe ſeine Prætenſiones treiben, oder wie viel es von denſelben moͤchte fallen laſſen.
§. 3.
Man ſiehet gar leicht hieraus, von was fuͤr einer Conduite und Circumſpection dieje- nigen, welche die Præliminaria einzurichten ha- ben, ſeyn muͤſſen. Denn weil dieſe Præliminaria doch der Grund des kuͤnfftigen Friedens ſeyn, und dieſes, was dem Frieden am hinderlichſten ſchei- net, aus dem Wege raͤumen, und die Friedens- Bahn baͤhnen muͤſſen; ſo brauchet es gewiß einer politiſchen Prudentz, dieſen Grund dergeſtalt zu legen, daß er bey kuͤnfftigen darauf zu bauenden Frieden nicht wancke.
§. 4.
Man darff aber ja nicht meinen, daß des- wegen der Friede ſo gleich richtig und fertig, ob- gleich die Friedens-Præliminaria von denen dazu erkieſeten Plenipotentiariis unterzeichnet, und von dero hohen Principalen ratihabiret worden. Denn ſo wenig als die Sponſalia de Futuro ein Matrimonium verum & confirmatum zu nen- nen, ſo wenig auch kan man denen Friedens-Præli- minarien den Nahmen eines voͤllig geſchloſſenen Friedens beylegen; maſſen der ſtatus belli, ob ſie gleich geſchloſſen, dadurch nicht aufgehoben: ſon- dern nur etwan zum hoͤchſten ein Waffen-Still- Stand gemacht, die Certatio per vim bey Seite
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Hoff-Ceremoniel.
§. 2. Dannenhero iſt noͤthig und gewoͤhnlich,
daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das
andere erforſche, wie weit es bey inſtehen dem Frie-
dens-Schluſſe ſeine Prætenſiones treiben, oder
wie viel es von denſelben moͤchte fallen laſſen.
§. 3. Man ſiehet gar leicht hieraus, von was
fuͤr einer Conduite und Circumſpection dieje-
nigen, welche die Præliminaria einzurichten ha-
ben, ſeyn muͤſſen. Denn weil dieſe Præliminaria
doch der Grund des kuͤnfftigen Friedens ſeyn, und
dieſes, was dem Frieden am hinderlichſten ſchei-
net, aus dem Wege raͤumen, und die Friedens-
Bahn baͤhnen muͤſſen; ſo brauchet es gewiß einer
politiſchen Prudentz, dieſen Grund dergeſtalt zu
legen, daß er bey kuͤnfftigen darauf zu bauenden
Frieden nicht wancke.
§. 4. Man darff aber ja nicht meinen, daß des-
wegen der Friede ſo gleich richtig und fertig, ob-
gleich die Friedens-Præliminaria von denen dazu
erkieſeten Plenipotentiariis unterzeichnet, und
von dero hohen Principalen ratihabiret worden.
Denn ſo wenig als die Sponſalia de Futuro ein
Matrimonium verum & confirmatum zu nen-
nen, ſo wenig auch kan man denen Friedens-Præli-
minarien den Nahmen eines voͤllig geſchloſſenen
Friedens beylegen; maſſen der ſtatus belli, ob ſie
gleich geſchloſſen, dadurch nicht aufgehoben: ſon-
dern nur etwan zum hoͤchſten ein Waffen-Still-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/313>, abgerufen am 23.11.2024.
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