Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Hoff-Ceremoniel.
§. 2.

Dannenhero ist nöthig und gewöhnlich,
daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das
andere erforsche, wie weit es bey instehen dem Frie-
dens-Schlusse seine Praetensiones treiben, oder
wie viel es von denselben möchte fallen lassen.

§. 3.

Man siehet gar leicht hieraus, von was
für einer Conduite und Circumspection dieje-
nigen, welche die Praeliminaria einzurichten ha-
ben, seyn müssen. Denn weil diese Praeliminaria
doch der Grund des künfftigen Friedens seyn, und
dieses, was dem Frieden am hinderlichsten schei-
net, aus dem Wege räumen, und die Friedens-
Bahn bähnen müssen; so brauchet es gewiß einer
politischen Prudentz, diesen Grund dergestalt zu
legen, daß er bey künfftigen darauf zu bauenden
Frieden nicht wancke.

§. 4.

Man darff aber ja nicht meinen, daß des-
wegen der Friede so gleich richtig und fertig, ob-
gleich die Friedens-Praeliminaria von denen dazu
erkieseten Plenipotentiariis unterzeichnet, und
von dero hohen Principalen ratihabiret worden.
Denn so wenig als die Sponsalia de Futuro ein
Matrimonium verum & confirmatum zu nen-
nen, so wenig auch kan man denen Friedens-Praeli-
minari
en den Nahmen eines völlig geschlossenen
Friedens beylegen; massen der status belli, ob sie
gleich geschlossen, dadurch nicht aufgehoben: son-
dern nur etwan zum höchsten ein Waffen-Still-
Stand gemacht, die Certatio per vim bey Seite

gese-
Hoff-Ceremoniel.
§. 2.

Dannenhero iſt noͤthig und gewoͤhnlich,
daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das
andere erforſche, wie weit es bey inſtehen dem Frie-
dens-Schluſſe ſeine Prætenſiones treiben, oder
wie viel es von denſelben moͤchte fallen laſſen.

§. 3.

Man ſiehet gar leicht hieraus, von was
fuͤr einer Conduite und Circumſpection dieje-
nigen, welche die Præliminaria einzurichten ha-
ben, ſeyn muͤſſen. Denn weil dieſe Præliminaria
doch der Grund des kuͤnfftigen Friedens ſeyn, und
dieſes, was dem Frieden am hinderlichſten ſchei-
net, aus dem Wege raͤumen, und die Friedens-
Bahn baͤhnen muͤſſen; ſo brauchet es gewiß einer
politiſchen Prudentz, dieſen Grund dergeſtalt zu
legen, daß er bey kuͤnfftigen darauf zu bauenden
Frieden nicht wancke.

§. 4.

Man darff aber ja nicht meinen, daß des-
wegen der Friede ſo gleich richtig und fertig, ob-
gleich die Friedens-Præliminaria von denen dazu
erkieſeten Plenipotentiariis unterzeichnet, und
von dero hohen Principalen ratihabiret worden.
Denn ſo wenig als die Sponſalia de Futuro ein
Matrimonium verum & confirmatum zu nen-
nen, ſo wenig auch kan man denen Friedens-Præli-
minari
en den Nahmen eines voͤllig geſchloſſenen
Friedens beylegen; maſſen der ſtatus belli, ob ſie
gleich geſchloſſen, dadurch nicht aufgehoben: ſon-
dern nur etwan zum hoͤchſten ein Waffen-Still-
Stand gemacht, die Certatio per vim bey Seite

geſe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0313" n="285"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Dannenhero i&#x017F;t no&#x0364;thig und gewo&#x0364;hnlich,<lb/>
daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das<lb/>
andere erfor&#x017F;che, wie weit es bey in&#x017F;tehen dem Frie-<lb/>
dens-Schlu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Præten&#x017F;iones</hi> treiben, oder<lb/>
wie viel es von den&#x017F;elben mo&#x0364;chte fallen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Man &#x017F;iehet gar leicht hieraus, von was<lb/>
fu&#x0364;r einer <hi rendition="#aq">Condui</hi>te und <hi rendition="#aq">Circum&#x017F;pecti</hi>on dieje-<lb/>
nigen, welche die <hi rendition="#aq">Præliminaria</hi> einzurichten ha-<lb/>
ben, &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Denn weil die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Præliminaria</hi><lb/>
doch der Grund des ku&#x0364;nfftigen Friedens &#x017F;eyn, und<lb/>
die&#x017F;es, was dem Frieden am hinderlich&#x017F;ten &#x017F;chei-<lb/>
net, aus dem Wege ra&#x0364;umen, und die Friedens-<lb/>
Bahn ba&#x0364;hnen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o brauchet es gewiß einer<lb/>
politi&#x017F;chen Prudentz, die&#x017F;en Grund derge&#x017F;talt zu<lb/>
legen, daß er bey ku&#x0364;nfftigen darauf zu bauenden<lb/>
Frieden nicht wancke.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p>Man darff aber ja nicht meinen, daß des-<lb/>
wegen der Friede &#x017F;o gleich richtig und fertig, ob-<lb/>
gleich die Friedens-<hi rendition="#aq">Præliminaria</hi> von denen dazu<lb/>
erkie&#x017F;eten <hi rendition="#aq">Plenipotentiariis</hi> unterzeichnet, und<lb/>
von dero hohen Principalen <hi rendition="#aq">ratihabi</hi>ret worden.<lb/>
Denn &#x017F;o wenig als die <hi rendition="#aq">Spon&#x017F;alia de Futuro</hi> ein<lb/><hi rendition="#aq">Matrimonium verum &amp; confirmatum</hi> zu nen-<lb/>
nen, &#x017F;o wenig auch kan man denen Friedens-<hi rendition="#aq">Præli-<lb/>
minari</hi>en den Nahmen eines vo&#x0364;llig ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Friedens beylegen; ma&#x017F;&#x017F;en der <hi rendition="#aq">&#x017F;tatus belli,</hi> ob &#x017F;ie<lb/>
gleich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, dadurch nicht aufgehoben: &#x017F;on-<lb/>
dern nur etwan zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten ein Waffen-Still-<lb/>
Stand gemacht, die <hi rendition="#aq">Certatio per vim</hi> bey Seite<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;e-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0313] Hoff-Ceremoniel. §. 2. Dannenhero iſt noͤthig und gewoͤhnlich, daß die in den Krieg verwickelte Theile, eines das andere erforſche, wie weit es bey inſtehen dem Frie- dens-Schluſſe ſeine Prætenſiones treiben, oder wie viel es von denſelben moͤchte fallen laſſen. §. 3. Man ſiehet gar leicht hieraus, von was fuͤr einer Conduite und Circumſpection dieje- nigen, welche die Præliminaria einzurichten ha- ben, ſeyn muͤſſen. Denn weil dieſe Præliminaria doch der Grund des kuͤnfftigen Friedens ſeyn, und dieſes, was dem Frieden am hinderlichſten ſchei- net, aus dem Wege raͤumen, und die Friedens- Bahn baͤhnen muͤſſen; ſo brauchet es gewiß einer politiſchen Prudentz, dieſen Grund dergeſtalt zu legen, daß er bey kuͤnfftigen darauf zu bauenden Frieden nicht wancke. §. 4. Man darff aber ja nicht meinen, daß des- wegen der Friede ſo gleich richtig und fertig, ob- gleich die Friedens-Præliminaria von denen dazu erkieſeten Plenipotentiariis unterzeichnet, und von dero hohen Principalen ratihabiret worden. Denn ſo wenig als die Sponſalia de Futuro ein Matrimonium verum & confirmatum zu nen- nen, ſo wenig auch kan man denen Friedens-Præli- minarien den Nahmen eines voͤllig geſchloſſenen Friedens beylegen; maſſen der ſtatus belli, ob ſie gleich geſchloſſen, dadurch nicht aufgehoben: ſon- dern nur etwan zum hoͤchſten ein Waffen-Still- Stand gemacht, die Certatio per vim bey Seite geſe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/313
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/313>, abgerufen am 23.11.2024.