die Würde, das andere die Verrichtung expri- miren.
§. 6.
Wenn man aber einen bloß in der Qua- lite eines Plenipotentiarii absendet, so ist er we- der Ambassadeur noch Envoye, und ist die Art dieser Ministrorum meistens aus zweyerley Ursachen entstanden:
1. Weil die Könige und Churfürsten denen an- dern Fürsten des Reichs nicht zugestehen wollen, Ambassadeurs sondern nur En- voyes zu senden, haben zwar die Fürsten beständig wiedersprochen, indem sie sich quoad superioritatem territorialem den Churfürsten allerdings gleich geachtet, auch von Kayserl. Majestät und andern auswertigen Souverains das Jus mit- tendi Legatos primi ordinis erhalten. Weil man aber diesen Streit nicht gäntz- lich beylegen können, so haben die Fürsten umb denen Tractaten keine Hindernüsse zu machen, hernach Plenipotentiarios gesen- det, nicht reflectirende ob man ihnen die Qualite eines Ambassadeurs und Envoye zu gestatten wolle.
2. Weil es unter den Gesandten der Souve- rainen selbst, sonderlich auf denen Frie- dens-Congressen, allerhand disputirens gesetzet, wenn einer und der andere einen Ambassadeur dahin gesendet. Denn keiner
hat
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Hoff-Ceremoniel.
die Wuͤrde, das andere die Verrichtung expri- miren.
§. 6.
Wenn man aber einen bloß in der Qua- lité eines Plenipotentiarii abſendet, ſo iſt er we- der Ambaſſadeur noch Envoyé, und iſt die Art dieſer Miniſtrorum meiſtens aus zweyerley Urſachen entſtanden:
1. Weil die Koͤnige und Churfuͤrſten denen an- dern Fuͤrſten des Reichs nicht zugeſtehen wollen, Ambaſſadeurs ſondern nur En- voyés zu ſenden, haben zwar die Fuͤrſten beſtaͤndig wiederſprochen, indem ſie ſich quoad ſuperioritatem territorialem den Churfuͤrſten allerdings gleich geachtet, auch von Kayſerl. Majeſtaͤt und andern auswertigen Souverains das Jus mit- tendi Legatos primi ordinis erhalten. Weil man aber dieſen Streit nicht gaͤntz- lich beylegen koͤnnen, ſo haben die Fuͤrſten umb denen Tractaten keine Hindernuͤſſe zu machen, hernach Plenipotentiarios geſen- det, nicht reflectirende ob man ihnen die Qualité eines Ambaſſadeurs und Envoyé zu geſtatten wolle.
2. Weil es unter den Geſandten der Souve- rainen ſelbſt, ſonderlich auf denen Frie- dens-Congreſſen, allerhand diſputirens geſetzet, wenn einer und der andere einen Ambaſſadeur dahin geſendet. Denn keiner
hat
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Hoff-Ceremoniel.
die Wuͤrde, das andere die Verrichtung expri-
miren.
§. 6. Wenn man aber einen bloß in der Qua-
lité eines Plenipotentiarii abſendet, ſo iſt er we-
der Ambaſſadeur noch Envoyé, und iſt die Art
dieſer Miniſtrorum meiſtens aus zweyerley
Urſachen entſtanden:
1. Weil die Koͤnige und Churfuͤrſten denen an-
dern Fuͤrſten des Reichs nicht zugeſtehen
wollen, Ambaſſadeurs ſondern nur En-
voyés zu ſenden, haben zwar die Fuͤrſten
beſtaͤndig wiederſprochen, indem ſie ſich
quoad ſuperioritatem territorialem
den Churfuͤrſten allerdings gleich geachtet,
auch von Kayſerl. Majeſtaͤt und andern
auswertigen Souverains das Jus mit-
tendi Legatos primi ordinis erhalten.
Weil man aber dieſen Streit nicht gaͤntz-
lich beylegen koͤnnen, ſo haben die Fuͤrſten
umb denen Tractaten keine Hindernuͤſſe zu
machen, hernach Plenipotentiarios geſen-
det, nicht reflectirende ob man ihnen die
Qualité eines Ambaſſadeurs und Envoyé
zu geſtatten wolle.
2. Weil es unter den Geſandten der Souve-
rainen ſelbſt, ſonderlich auf denen Frie-
dens-Congreſſen, allerhand diſputirens
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/293>, abgerufen am 23.11.2024.
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