vermuthen, daß der Catholische Potentat Chur- oder ander Fürste, dem Päbstlichen Nuntio den Vorzug für einem Gesandten eines prote- stirenden Königes, Churfürstens oder Fürstens einräumen wird, so hat der protestirende Mini- ster alle Gelegenheit zu meiden, mit dem Nuntio nicht publice in Zusammenkunfft zu gehen, damit er nicht genöthiget werde, etwas zu seines Prin- cipalen Praejuditz zu leiden; im fall er aber ver- sichert, daß der Nuncius sonsten von seiner Con- versation nicht abhorriret, kan er selbigen wohl par rencontre auf den Promenaden, Bals oder auch in privat-Gelegenheiten, nicht in der Qualite als eines Ministers, sondern in der Qualite seines characteris clericalis v. gr. Ertz-Bischoffes, Bischoffes, Abts etc. sprechen, und mit ihme ohne alles ceremoniale publicum Conversation und Freundschafft hegen.
§. 6.
Geschiehet die Zusammenkunfft eines Nuntii und eines Gesandten protestirender Religion in loco tertio, ausser dem Hoffe eines Catholischen Printzen, so bleibet es der etablirten Gewohnheit nach dabey, daß der Nuntius dem Gesandten eines protestirenden Königes oder Churfürstens weichen muß. Weil man ihme nicht mehr einräumet, als einem Gesandten der übrigen Jtaliänischen Fürsten. Und dannen- hero wird ein Nuntius, welcher später ankom- men, als ein Königl. oder Churfürstl. Abgesand-
ter,
N 3
Hoff-Ceremoniel.
vermuthen, daß der Catholiſche Potentat Chur- oder ander Fuͤrſte, dem Paͤbſtlichen Nuntio den Vorzug fuͤr einem Geſandten eines prote- ſtirenden Koͤniges, Churfuͤrſtens oder Fuͤrſtens einraͤumen wird, ſo hat der proteſtirende Mini- ſter alle Gelegenheit zu meiden, mit dem Nuntio nicht publice in Zuſammenkunfft zu gehen, damit er nicht genoͤthiget werde, etwas zu ſeines Prin- cipalen Præjuditz zu leiden; im fall er aber ver- ſichert, daß der Nuncius ſonſten von ſeiner Con- verſation nicht abhorriret, kan er ſelbigen wohl par rencontre auf den Promenaden, Bals oder auch in privat-Gelegenheiten, nicht in der Qualité als eines Miniſters, ſondern in der Qualité ſeines characteris clericalis v. gr. Ertz-Biſchoffes, Biſchoffes, Abts ꝛc. ſprechen, und mit ihme ohne alles ceremoniale publicum Converſation und Freundſchafft hegen.
§. 6.
Geſchiehet die Zuſammenkunfft eines Nuntii und eines Geſandten proteſtirender Religion in loco tertio, auſſer dem Hoffe eines Catholiſchen Printzen, ſo bleibet es der etablirten Gewohnheit nach dabey, daß der Nuntius dem Geſandten eines proteſtirenden Koͤniges oder Churfuͤrſtens weichen muß. Weil man ihme nicht mehr einraͤumet, als einem Geſandten der uͤbrigen Jtaliaͤniſchen Fuͤrſten. Und dannen- hero wird ein Nuntius, welcher ſpaͤter ankom- men, als ein Koͤnigl. oder Churfuͤrſtl. Abgeſand-
ter,
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0225"n="197"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
vermuthen, daß der Catholiſche Potentat Chur-<lb/>
oder ander Fuͤrſte, dem Paͤbſtlichen <hirendition="#aq">Nuntio</hi><lb/>
den Vorzug fuͤr einem Geſandten eines <hirendition="#aq">prote-<lb/>ſtiren</hi>den Koͤniges, Churfuͤrſtens oder Fuͤrſtens<lb/>
einraͤumen wird, ſo hat der <hirendition="#aq">proteſtiren</hi>de Mini-<lb/>ſter alle Gelegenheit zu meiden, mit dem <hirendition="#aq">Nuntio</hi><lb/>
nicht <hirendition="#aq">publice</hi> in Zuſammenkunfft zu gehen, damit<lb/>
er nicht genoͤthiget werde, etwas zu ſeines Prin-<lb/>
cipalen <hirendition="#aq">Præjudi</hi>tz zu leiden; im fall er aber ver-<lb/>ſichert, daß der <hirendition="#aq">Nuncius</hi>ſonſten von ſeiner <hirendition="#aq">Con-<lb/>
verſation</hi> nicht <hirendition="#aq">abhorri</hi>ret, kan er ſelbigen wohl<lb/><hirendition="#aq">par rencontre</hi> auf den <hirendition="#aq">Promenad</hi>en, <hirendition="#aq">Bals</hi> oder<lb/>
auch in <hirendition="#aq">privat-</hi>Gelegenheiten, nicht in der <hirendition="#aq">Qualité</hi><lb/>
als eines Miniſters, ſondern in der <hirendition="#aq">Qualité</hi>ſeines<lb/><hirendition="#aq">characteris clericalis v. gr.</hi> Ertz-Biſchoffes,<lb/>
Biſchoffes, Abts ꝛc. ſprechen, und mit ihme ohne<lb/>
alles <hirendition="#aq">ceremoniale publicum Converſati</hi>on<lb/>
und Freundſchafft hegen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 6.</head><p>Geſchiehet die Zuſammenkunfft eines<lb/><hirendition="#aq">Nuntii</hi> und eines Geſandten <hirendition="#aq">proteſtiren</hi>der<lb/>
Religion in <hirendition="#aq">loco tertio,</hi> auſſer dem Hoffe eines<lb/>
Catholiſchen Printzen, ſo bleibet es der <hirendition="#aq">etablir</hi>ten<lb/>
Gewohnheit nach dabey, daß der <hirendition="#aq">Nuntius</hi> dem<lb/>
Geſandten eines <hirendition="#aq">prot</hi>e<hirendition="#aq">ſtiren</hi>den Koͤniges oder<lb/>
Churfuͤrſtens weichen muß. Weil man ihme<lb/>
nicht mehr einraͤumet, als einem Geſandten der<lb/>
uͤbrigen Jtaliaͤniſchen Fuͤrſten. Und dannen-<lb/>
hero wird ein <hirendition="#aq">Nuntius,</hi> welcher ſpaͤter ankom-<lb/>
men, als ein Koͤnigl. oder Churfuͤrſtl. Abgeſand-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ter,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0225]
Hoff-Ceremoniel.
vermuthen, daß der Catholiſche Potentat Chur-
oder ander Fuͤrſte, dem Paͤbſtlichen Nuntio
den Vorzug fuͤr einem Geſandten eines prote-
ſtirenden Koͤniges, Churfuͤrſtens oder Fuͤrſtens
einraͤumen wird, ſo hat der proteſtirende Mini-
ſter alle Gelegenheit zu meiden, mit dem Nuntio
nicht publice in Zuſammenkunfft zu gehen, damit
er nicht genoͤthiget werde, etwas zu ſeines Prin-
cipalen Præjuditz zu leiden; im fall er aber ver-
ſichert, daß der Nuncius ſonſten von ſeiner Con-
verſation nicht abhorriret, kan er ſelbigen wohl
par rencontre auf den Promenaden, Bals oder
auch in privat-Gelegenheiten, nicht in der Qualité
als eines Miniſters, ſondern in der Qualité ſeines
characteris clericalis v. gr. Ertz-Biſchoffes,
Biſchoffes, Abts ꝛc. ſprechen, und mit ihme ohne
alles ceremoniale publicum Converſation
und Freundſchafft hegen.
§. 6. Geſchiehet die Zuſammenkunfft eines
Nuntii und eines Geſandten proteſtirender
Religion in loco tertio, auſſer dem Hoffe eines
Catholiſchen Printzen, ſo bleibet es der etablirten
Gewohnheit nach dabey, daß der Nuntius dem
Geſandten eines proteſtirenden Koͤniges oder
Churfuͤrſtens weichen muß. Weil man ihme
nicht mehr einraͤumet, als einem Geſandten der
uͤbrigen Jtaliaͤniſchen Fuͤrſten. Und dannen-
hero wird ein Nuntius, welcher ſpaͤter ankom-
men, als ein Koͤnigl. oder Churfuͤrſtl. Abgeſand-
ter,
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/225>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.