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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
dientz-Saal, geben ihme aber nicht die Ober-
Stelle.

§. 2.

Jm Anreden gebrauchet sich der Chur-
fürst des pronominis conjunctivi personalis
in der dritten Person, und heissen ihn, Sie, wel-
ches weniger ist als Eure Liebden, und mehr als
Herr Graff. Wäre aber der Grand ein Her-
tzog von Geblüt, so würde man ihme das Wort,
Euer Liebden, allerdings beylegen.

§. 3.

Die Grands primi ordinis, weil sie
das Recht haben, sich in Gegenwart ihrer Könige
zu decken, so unterlassen sie es auch nicht bey den
Churfürsten zu thun. Wenn es aber nur Grands
secundi
oder tertii ordinis sind, dürffen sie sich
nicht eher decken biß sie der Churfürst dazu invi-
ti
ret.

§. 4.

An der Tafel giebet man ihm eine
chaise a bras, jedoch sitzet er unter dem Chur-
fürsten an einer Seiten der Tafel, und ob man
ihme auch gleich das Wasser praesentiret, nimmt
er es doch nicht an.

§. 5.

Die Chur-Printzen weichen ihnen auch
nicht, weder im gehen noch sitzen, und würden eher
von der Tafel und ihrer Conversation bleiben,
als ihnen eine dergleichen Praejuditz
verstatten.



Drit-

Hoff-Ceremoniel.
dientz-Saal, geben ihme aber nicht die Ober-
Stelle.

§. 2.

Jm Anreden gebrauchet ſich der Chur-
fuͤrſt des pronominis conjunctivi perſonalis
in der dritten Perſon, und heiſſen ihn, Sie, wel-
ches weniger iſt als Eure Liebden, und mehr als
Herr Graff. Waͤre aber der Grand ein Her-
tzog von Gebluͤt, ſo wuͤrde man ihme das Wort,
Euer Liebden, allerdings beylegen.

§. 3.

Die Grands primi ordinis, weil ſie
das Recht haben, ſich in Gegenwart ihrer Koͤnige
zu decken, ſo unterlaſſen ſie es auch nicht bey den
Churfuͤrſten zu thun. Wenn es aber nur Grands
ſecundi
oder tertii ordinis ſind, duͤrffen ſie ſich
nicht eher decken biß ſie der Churfuͤrſt dazu invi-
ti
ret.

§. 4.

An der Tafel giebet man ihm eine
chaiſe à bras, jedoch ſitzet er unter dem Chur-
fuͤrſten an einer Seiten der Tafel, und ob man
ihme auch gleich das Waſſer præſentiret, nimmt
er es doch nicht an.

§. 5.

Die Chur-Printzen weichen ihnen auch
nicht, weder im gehen noch ſitzen, und wuͤrden eher
von der Tafel und ihrer Converſation bleiben,
als ihnen eine dergleichen Præjuditz
verſtatten.



Drit-
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[187/0215] Hoff-Ceremoniel. dientz-Saal, geben ihme aber nicht die Ober- Stelle. §. 2. Jm Anreden gebrauchet ſich der Chur- fuͤrſt des pronominis conjunctivi perſonalis in der dritten Perſon, und heiſſen ihn, Sie, wel- ches weniger iſt als Eure Liebden, und mehr als Herr Graff. Waͤre aber der Grand ein Her- tzog von Gebluͤt, ſo wuͤrde man ihme das Wort, Euer Liebden, allerdings beylegen. §. 3. Die Grands primi ordinis, weil ſie das Recht haben, ſich in Gegenwart ihrer Koͤnige zu decken, ſo unterlaſſen ſie es auch nicht bey den Churfuͤrſten zu thun. Wenn es aber nur Grands ſecundi oder tertii ordinis ſind, duͤrffen ſie ſich nicht eher decken biß ſie der Churfuͤrſt dazu invi- tiret. §. 4. An der Tafel giebet man ihm eine chaiſe à bras, jedoch ſitzet er unter dem Chur- fuͤrſten an einer Seiten der Tafel, und ob man ihme auch gleich das Waſſer præſentiret, nimmt er es doch nicht an. §. 5. Die Chur-Printzen weichen ihnen auch nicht, weder im gehen noch ſitzen, und wuͤrden eher von der Tafel und ihrer Converſation bleiben, als ihnen eine dergleichen Præjuditz verſtatten. Drit-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/215>, abgerufen am 28.03.2024.