wohnhafft, sich einfindet, so wird dem Königlichen Bruder die Stelle für dem Churfürsten assigniret, wenn sonderlich der Königl. Bruder proximus in der Succession nach dem Absterben des Köni- ges wäre, dergleichen vormahls Carolus VI. war als Josephus noch lebete. Denn die Erb-Prin- tzen geniessen eine mehrere Praerogative als die andern, wie man an Jhro Hoheit dem Pfaltz- Grafen, welcher anitzo Stadthalter in Tyrol, und zugleich des Pfältzischen Churfürsten Herr Bruder und Chur-Printz ist, wahrnehmen kan. Dergleichen man an dem Churfürsten von Cöln und Duc d' Orleans gewahr worden, welches auch verursachet, daß ein Churfürst entweder gar nicht nach Hofe kommt, umb zu verhütten daß er mit den Königl. Brüdern nicht concurrire, wie zu unserm Zeiten Chur-Bäyern gethan, oder er besuchet den Hoff incognito, welches letztere das beste Mittel, wenn man wegen seines Interesse den Hoff nicht meiden kan.
Neundtes Capitel. Ein Churfürst mit einem Reichs- Fürsten.
§. 1.
Man pfleget bey der Reception eines Reichs-Fürsten darauff acht zu haben, ob
1. Der Reichs-Fürst mächtig,
2. Er ein Anverwandter des Churfürsten,
3. Ob
Europaͤiſches
wohnhafft, ſich einfindet, ſo wird dem Koͤniglichen Bruder die Stelle fuͤr dem Churfuͤrſten asſigniret, wenn ſonderlich der Koͤnigl. Bruder proximus in der Succeſſion nach dem Abſterben des Koͤni- ges waͤre, dergleichen vormahls Carolus VI. war als Joſephus noch lebete. Denn die Erb-Prin- tzen genieſſen eine mehrere Prærogative als die andern, wie man an Jhro Hoheit dem Pfaltz- Grafen, welcher anitzo Stadthalter in Tyrol, und zugleich des Pfaͤltziſchen Churfuͤrſten Herr Bruder und Chur-Printz iſt, wahrnehmen kan. Dergleichen man an dem Churfuͤrſten von Coͤln und Duc d’ Orleans gewahr worden, welches auch verurſachet, daß ein Churfuͤrſt entweder gar nicht nach Hofe kommt, umb zu verhuͤtten daß er mit den Koͤnigl. Bruͤdern nicht concurrire, wie zu unſerm Zeiten Chur-Baͤyern gethan, oder er beſuchet den Hoff incognito, welches letztere das beſte Mittel, wenn man wegen ſeines Intereſſe den Hoff nicht meiden kan.
Neundtes Capitel. Ein Churfuͤrſt mit einem Reichs- Fuͤrſten.
§. 1.
Man pfleget bey der Reception eines Reichs-Fuͤrſten darauff acht zu haben, ob
1. Der Reichs-Fuͤrſt maͤchtig,
2. Er ein Anverwandter des Churfuͤrſten,
3. Ob
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Europaͤiſches
wohnhafft, ſich einfindet, ſo wird dem Koͤniglichen
Bruder die Stelle fuͤr dem Churfuͤrſten asſigniret,
wenn ſonderlich der Koͤnigl. Bruder proximus
in der Succeſſion nach dem Abſterben des Koͤni-
ges waͤre, dergleichen vormahls Carolus VI. war
als Joſephus noch lebete. Denn die Erb-Prin-
tzen genieſſen eine mehrere Prærogative als die
andern, wie man an Jhro Hoheit dem Pfaltz-
Grafen, welcher anitzo Stadthalter in Tyrol, und
zugleich des Pfaͤltziſchen Churfuͤrſten Herr
Bruder und Chur-Printz iſt, wahrnehmen kan.
Dergleichen man an dem Churfuͤrſten von Coͤln
und Duc d’ Orleans gewahr worden, welches
auch verurſachet, daß ein Churfuͤrſt entweder gar
nicht nach Hofe kommt, umb zu verhuͤtten daß er
mit den Koͤnigl. Bruͤdern nicht concurrire, wie
zu unſerm Zeiten Chur-Baͤyern gethan, oder er
beſuchet den Hoff incognito, welches letztere das
beſte Mittel, wenn man wegen ſeines Intereſſe
den Hoff nicht meiden kan.
Neundtes Capitel.
Ein Churfuͤrſt mit einem Reichs-
Fuͤrſten.
§. 1. Man pfleget bey der Reception eines
Reichs-Fuͤrſten darauff acht zu haben, ob
1. Der Reichs-Fuͤrſt maͤchtig,
2. Er ein Anverwandter des Churfuͤrſten,
3. Ob
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/210>, abgerufen am 16.02.2025.
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