So bald sich beyde niedergelassen, be- decket sich der Kayser, und wincket hernach dem Churfürsten ein gleiches zu thun, die Ministri aber gehen nach gemachten Reverentz aus dem Audientz-Zimmer, und wird die Thüre desselben, oder wenigstens die Gvardinen zugezogen.
§. 9.
Wenn die in der Anti-chambre auf- wartende Cavalliers mercken, daß beyde aufste- hen, wird die Thüre wieder eröffnet, und gehen seine Majestät der Kayser, zur Rechten dem Chur- fürsten wieder in die Anti-chambre ein paar Schritte zuvor, und begleiten selbigen fast biß zu der Thüre der Anti-chambre, bey welcher der Churfürst stehen bleibet, und dem Kayser nach- siehet, biß er an der Thüre des Audientz-Zim- mers tritt, als dann noch einen Reverentz gegen den Kayser machet, und sich wieder nach seinem Wa- gen, in solcher Begleitung wie er recipiret worden, begiebet.
§. 10.
Wie es Käyserl. Majestät mit einem Churfürsten halten, so halten sie es auch mit dem andern, weil sie alle dignitate einander pares; doch wenn ein Churfürst mit dem Kayser in naher Bluts-Verwandnüs stehet, dergleichen Philip Wilhelm Churfürst zu Pfaltz war, dessen Frau Tochter Eleonoram Magdalenam, Leopol- dus I. zu seiner dritten Gemahlin hatte, daß also dieser Churfürst des Kaysers Schwieger-Vater war; so pflegten Kayserl. Majestät im sitzen und
gehen
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Hoff-Ceremoniel.
§. 8.
So bald ſich beyde niedergelaſſen, be- decket ſich der Kayſer, und wincket hernach dem Churfuͤrſten ein gleiches zu thun, die Miniſtri aber gehen nach gemachten Reverentz aus dem Audientz-Zimmer, und wird die Thuͤre deſſelben, oder wenigſtens die Gvardinen zugezogen.
§. 9.
Wenn die in der Anti-chambre auf- wartende Cavalliers mercken, daß beyde aufſte- hen, wird die Thuͤre wieder eroͤffnet, und gehen ſeine Majeſtaͤt der Kayſer, zur Rechten dem Chur- fuͤrſten wieder in die Anti-chambre ein paar Schritte zuvor, und begleiten ſelbigen faſt biß zu der Thuͤre der Anti-chambre, bey welcher der Churfuͤrſt ſtehen bleibet, und dem Kayſer nach- ſiehet, biß er an der Thuͤre des Audientz-Zim- mers tritt, als dann noch einen Reverentz gegen den Kayſer machet, und ſich wieder nach ſeinem Wa- gen, in ſolcher Begleitung wie er recipiret worden, begiebet.
§. 10.
Wie es Kaͤyſerl. Majeſtaͤt mit einem Churfuͤrſten halten, ſo halten ſie es auch mit dem andern, weil ſie alle dignitate einander pares; doch wenn ein Churfuͤrſt mit dem Kayſer in naher Bluts-Verwandnuͤs ſtehet, dergleichen Philip Wilhelm Churfuͤrſt zu Pfaltz war, deſſen Frau Tochter Eleonoram Magdalenam, Leopol- dus I. zu ſeiner dritten Gemahlin hatte, daß alſo dieſer Churfuͤrſt des Kayſers Schwieger-Vater war; ſo pflegten Kayſerl. Majeſtaͤt im ſitzen und
gehen
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Hoff-Ceremoniel.
§. 8. So bald ſich beyde niedergelaſſen, be-
decket ſich der Kayſer, und wincket hernach dem
Churfuͤrſten ein gleiches zu thun, die Miniſtri
aber gehen nach gemachten Reverentz aus dem
Audientz-Zimmer, und wird die Thuͤre deſſelben,
oder wenigſtens die Gvardinen zugezogen.
§. 9. Wenn die in der Anti-chambre auf-
wartende Cavalliers mercken, daß beyde aufſte-
hen, wird die Thuͤre wieder eroͤffnet, und gehen
ſeine Majeſtaͤt der Kayſer, zur Rechten dem Chur-
fuͤrſten wieder in die Anti-chambre ein paar
Schritte zuvor, und begleiten ſelbigen faſt biß zu
der Thuͤre der Anti-chambre, bey welcher der
Churfuͤrſt ſtehen bleibet, und dem Kayſer nach-
ſiehet, biß er an der Thuͤre des Audientz-Zim-
mers tritt, als dann noch einen Reverentz gegen den
Kayſer machet, und ſich wieder nach ſeinem Wa-
gen, in ſolcher Begleitung wie er recipiret worden,
begiebet.
§. 10. Wie es Kaͤyſerl. Majeſtaͤt mit einem
Churfuͤrſten halten, ſo halten ſie es auch mit dem
andern, weil ſie alle dignitate einander pares;
doch wenn ein Churfuͤrſt mit dem Kayſer in naher
Bluts-Verwandnuͤs ſtehet, dergleichen Philip
Wilhelm Churfuͤrſt zu Pfaltz war, deſſen Frau
Tochter Eleonoram Magdalenam, Leopol-
dus I. zu ſeiner dritten Gemahlin hatte, daß alſo
dieſer Churfuͤrſt des Kayſers Schwieger-Vater
war; ſo pflegten Kayſerl. Majeſtaͤt im ſitzen und
gehen
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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