Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Hoff-Ceremoniel.
hat man zwar wenige, jedoch besondere Exempel
hier anzuführen, für nichts überflüßiges oder im-
pertinentes zu seyn erachtet.

§. 5.

Die berühmtesten Zusammenkünffte
hoher Potentaten welche zwar mit geringem Ce-
remoniel, jedoch nicht sonder grosses Mißtrauen
der zusammengehenden geschehen, sind aus dem
Alterthum der Historie diese.

1. Die erstere erzehlet aus dem Livio, der be-
rühmte Englische Ictus, Richardus Zoucheus
in seinem Jure Feciali p. 12. daß, als Philip-
pus König in Macedonien, und Titus Quin-
tius Römischer Burgermeister, nahe bey Ni-
caea, heut zu Tage Isnich an dem Ufer des
Meeres de Marmora, zu mündlicher Con-
ferentz angelanget, sey Titus Quintius an das
Ufer getreten, und habe den König Philip-
pum, der sich auf das Vordertheil seines in An-
ckern liegenden Schiffes gestellet, ersuchet, er
möchte doch auch an das Land steigen, damit
sie umb desto bequemer mit einander Unterre-
dung halten könten. Als sich aber Philippus
dessen geweigert, habe ihn der Römische Bur-
germeister befraget, was, und wen er denn be-
fürchtete? darauf Philippus geantwortet: Er
fürchte zwar niemanden als die unsterblichen
Götter, allein er traue nicht allen AEtoliern,
welche Quintius bey sich hätte, und sonder-
lich dem Phaeneas, Praetori der AEtolier; dar-
auf
K 2

Hoff-Ceremoniel.
hat man zwar wenige, jedoch beſondere Exempel
hier anzufuͤhren, fuͤr nichts uͤberfluͤßiges oder im-
pertinentes zu ſeyn erachtet.

§. 5.

Die beruͤhmteſten Zuſammenkuͤnffte
hoher Potentaten welche zwar mit geringem Ce-
remoniel, jedoch nicht ſonder groſſes Mißtrauen
der zuſammengehenden geſchehen, ſind aus dem
Alterthum der Hiſtorie dieſe.

1. Die erſtere erzehlet aus dem Livio, der be-
ruͤhmte Engliſche Ictus, Richardus Zoucheus
in ſeinem Jure Feciali p. 12. daß, als Philip-
pus Koͤnig in Macedonien, und Titus Quin-
tius Roͤmiſcher Burgermeiſter, nahe bey Ni-
cæa, heut zu Tage Iſnich an dem Ufer des
Meeres de Marmora, zu muͤndlicher Con-
ferentz angelanget, ſey Titus Quintius an das
Ufer getreten, und habe den Koͤnig Philip-
pum, der ſich auf das Vordertheil ſeines in An-
ckern liegenden Schiffes geſtellet, erſuchet, er
moͤchte doch auch an das Land ſteigen, damit
ſie umb deſto bequemer mit einander Unterre-
dung halten koͤnten. Als ſich aber Philippus
deſſen geweigert, habe ihn der Roͤmiſche Bur-
germeiſter befraget, was, und wen er denn be-
fuͤrchtete? darauf Philippus geantwortet: Er
fuͤrchte zwar niemanden als die unſterblichen
Goͤtter, allein er traue nicht allen Ætoliern,
welche Quintius bey ſich haͤtte, und ſonder-
lich dem Phæneas, Prætori der Ætolier; dar-
auf
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0175" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
hat man zwar wenige, jedoch be&#x017F;ondere Exempel<lb/>
hier anzufu&#x0364;hren, fu&#x0364;r nichts u&#x0364;berflu&#x0364;ßiges oder <hi rendition="#aq">im-<lb/>
pertinen</hi>tes zu &#x017F;eyn erachtet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Die beru&#x0364;hmte&#x017F;ten Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nffte<lb/>
hoher Potentaten welche zwar mit geringem <hi rendition="#aq">Ce-<lb/>
remoniel,</hi> jedoch nicht &#x017F;onder gro&#x017F;&#x017F;es Mißtrauen<lb/>
der zu&#x017F;ammengehenden ge&#x017F;chehen, &#x017F;ind aus dem<lb/>
Alterthum der <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie</hi> die&#x017F;e.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Die er&#x017F;tere erzehlet aus dem <hi rendition="#aq">Livio,</hi> der be-<lb/>
ru&#x0364;hmte Engli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Ictus, Richardus Zoucheus</hi><lb/>
in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Jure Feciali p.</hi> 12. daß, als <hi rendition="#aq">Philip-<lb/>
pus</hi> Ko&#x0364;nig in <hi rendition="#aq">Macedoni</hi>en, und <hi rendition="#aq">Titus Quin-<lb/>
tius</hi> Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Burgermei&#x017F;ter, nahe bey <hi rendition="#aq">Ni-<lb/>
cæa,</hi> heut zu Tage <hi rendition="#aq">I&#x017F;nich</hi> an dem Ufer des<lb/>
Meeres <hi rendition="#aq">de Marmora,</hi> zu mu&#x0364;ndlicher <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
feren</hi>tz angelanget, &#x017F;ey <hi rendition="#aq">Titus Quintius</hi> an das<lb/>
Ufer getreten, und habe den Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Philip-<lb/>
pum,</hi> der &#x017F;ich auf das Vordertheil &#x017F;eines in An-<lb/>
ckern liegenden Schiffes ge&#x017F;tellet, er&#x017F;uchet, er<lb/>
mo&#x0364;chte doch auch an das Land &#x017F;teigen, damit<lb/>
&#x017F;ie umb de&#x017F;to bequemer mit einander Unterre-<lb/>
dung halten ko&#x0364;nten. Als &#x017F;ich aber <hi rendition="#aq">Philippus</hi><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en geweigert, habe ihn der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bur-<lb/>
germei&#x017F;ter befraget, was, und wen er denn be-<lb/>
fu&#x0364;rchtete? darauf <hi rendition="#aq">Philippus</hi> geantwortet: Er<lb/>
fu&#x0364;rchte zwar niemanden als die un&#x017F;terblichen<lb/>
Go&#x0364;tter, allein er traue nicht allen <hi rendition="#aq">Ætolier</hi>n,<lb/>
welche <hi rendition="#aq">Quintius</hi> bey &#x017F;ich ha&#x0364;tte, und &#x017F;onder-<lb/>
lich dem <hi rendition="#aq">Phæneas, Prætori</hi> der <hi rendition="#aq">Ætolier;</hi> dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0175] Hoff-Ceremoniel. hat man zwar wenige, jedoch beſondere Exempel hier anzufuͤhren, fuͤr nichts uͤberfluͤßiges oder im- pertinentes zu ſeyn erachtet. §. 5. Die beruͤhmteſten Zuſammenkuͤnffte hoher Potentaten welche zwar mit geringem Ce- remoniel, jedoch nicht ſonder groſſes Mißtrauen der zuſammengehenden geſchehen, ſind aus dem Alterthum der Hiſtorie dieſe. 1. Die erſtere erzehlet aus dem Livio, der be- ruͤhmte Engliſche Ictus, Richardus Zoucheus in ſeinem Jure Feciali p. 12. daß, als Philip- pus Koͤnig in Macedonien, und Titus Quin- tius Roͤmiſcher Burgermeiſter, nahe bey Ni- cæa, heut zu Tage Iſnich an dem Ufer des Meeres de Marmora, zu muͤndlicher Con- ferentz angelanget, ſey Titus Quintius an das Ufer getreten, und habe den Koͤnig Philip- pum, der ſich auf das Vordertheil ſeines in An- ckern liegenden Schiffes geſtellet, erſuchet, er moͤchte doch auch an das Land ſteigen, damit ſie umb deſto bequemer mit einander Unterre- dung halten koͤnten. Als ſich aber Philippus deſſen geweigert, habe ihn der Roͤmiſche Bur- germeiſter befraget, was, und wen er denn be- fuͤrchtete? darauf Philippus geantwortet: Er fuͤrchte zwar niemanden als die unſterblichen Goͤtter, allein er traue nicht allen Ætoliern, welche Quintius bey ſich haͤtte, und ſonder- lich dem Phæneas, Prætori der Ætolier; dar- auf K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/175
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/175>, abgerufen am 22.11.2024.