welcher ein gleiches praetendirete, solches doch nicht zugestatten wollen. Eben dieser Gebrauch des Baldachin oder Himmels ist dem Cardinal Dietrichstein, ob er schon zugleich Nuncius in Mayland war, wie auch dem Cardinal Barberi- no, Nuncio in Spanien, abgeschlagen worden, welcher letztere, als er sich darauf beruffte, daß man ihme in Franckreich, so wohl zu Paris als Lyon, bey seinem Einzuge den Gebrauch des Bal- dachins zugestanden, von den Spaniern zur Ant- wort bekam: Daß sie davon in ihrem Archiv nichts fänden, womit er auch zu frieden seyn muste.
§. 5.
Für den übrigen Fürsten in Europa, wel- che Catholischer Religion sind, haben die Cardi- näle die Praecedentz v. gr. für dem Groß-Hertzog von Florentz, dem Hertzoge von Savoyen, wie auch denen freyen Republiquen. Jn Franck- reich ist den Cardinälen die Stelle nach den Prin- tzen von Geblüte des Hauses Bourbon angewie- sen, (wiewohl der Cardinal Richelieu so gar den Vorsitz für dem Printz Conde erhielte) jedoch mit dieser limitation, daß die Cardinäle nur in der Kirchen, und bey geistl. Verrichtungen denen Printzen vorgezogen werden solten.
§. 6.
Die freyen Republiquen, unter diesen aber ins besondere Venedig und Holland, wel- ches letztere allererst auf dem Münsterischen Frie- den die Praeseance für den Churfürsten zu suchen
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Europaͤiſches
welcher ein gleiches prætendirete, ſolches doch nicht zugeſtatten wollen. Eben dieſer Gebrauch des Baldachin oder Himmels iſt dem Cardinal Dietrichſtein, ob er ſchon zugleich Nuncius in Mayland war, wie auch dem Cardinal Barberi- no, Nuncio in Spanien, abgeſchlagen worden, welcher letztere, als er ſich darauf beruffte, daß man ihme in Franckreich, ſo wohl zu Paris als Lyon, bey ſeinem Einzuge den Gebrauch des Bal- dachins zugeſtanden, von den Spaniern zur Ant- wort bekam: Daß ſie davon in ihrem Archiv nichts faͤnden, womit er auch zu frieden ſeyn muſte.
§. 5.
Fuͤr den uͤbrigen Fuͤrſten in Europa, wel- che Catholiſcher Religion ſind, haben die Cardi- naͤle die Præcedentz v. gr. fuͤr dem Groß-Hertzog von Florentz, dem Hertzoge von Savoyen, wie auch denen freyen Republiquen. Jn Franck- reich iſt den Cardinaͤlen die Stelle nach den Prin- tzen von Gebluͤte des Hauſes Bourbon angewie- ſen, (wiewohl der Cardinal Richelieu ſo gar den Vorſitz fuͤr dem Printz Condé erhielte) jedoch mit dieſer limitation, daß die Caꝛdinaͤle nur in der Kirchen, und bey geiſtl. Verrichtungen denen Printzen vorgezogen werden ſolten.
§. 6.
Die freyen Republiquen, unter dieſen aber ins beſondere Venedig und Holland, wel- ches letztere allererſt auf dem Muͤnſteriſchen Frie- den die Præſeance fuͤr den Churfuͤrſten zu ſuchen
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Europaͤiſches
welcher ein gleiches prætendirete, ſolches doch
nicht zugeſtatten wollen. Eben dieſer Gebrauch
des Baldachin oder Himmels iſt dem Cardinal
Dietrichſtein, ob er ſchon zugleich Nuncius in
Mayland war, wie auch dem Cardinal Barberi-
no, Nuncio in Spanien, abgeſchlagen worden,
welcher letztere, als er ſich darauf beruffte, daß
man ihme in Franckreich, ſo wohl zu Paris als
Lyon, bey ſeinem Einzuge den Gebrauch des Bal-
dachins zugeſtanden, von den Spaniern zur Ant-
wort bekam: Daß ſie davon in ihrem Archiv
nichts faͤnden, womit er auch zu frieden ſeyn
muſte.
§. 5. Fuͤr den uͤbrigen Fuͤrſten in Europa, wel-
che Catholiſcher Religion ſind, haben die Cardi-
naͤle die Præcedentz v. gr. fuͤr dem Groß-Hertzog
von Florentz, dem Hertzoge von Savoyen, wie
auch denen freyen Republiquen. Jn Franck-
reich iſt den Cardinaͤlen die Stelle nach den Prin-
tzen von Gebluͤte des Hauſes Bourbon angewie-
ſen, (wiewohl der Cardinal Richelieu ſo gar den
Vorſitz fuͤr dem Printz Condé erhielte) jedoch
mit dieſer limitation, daß die Caꝛdinaͤle nur in der
Kirchen, und bey geiſtl. Verrichtungen denen
Printzen vorgezogen werden ſolten.
§. 6. Die freyen Republiquen, unter dieſen
aber ins beſondere Venedig und Holland, wel-
ches letztere allererſt auf dem Muͤnſteriſchen Frie-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/166>, abgerufen am 16.02.2025.
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