Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. Svavis Hist. Concil. Trident. lib. 8. zu er-sehen, von Franckreich ein dergleichen Vorzug für andern Königen gesuchet wird, als etwan ein primogenitus für seinen andern Brüdern zu Zeiten des alten Testaments gehabt, oder noch heut zu Tage zugeniessen pfleget, als wel- cher den secundo genitis, ob sie gleich mehre- re meriten und qualitäten als der Erstge- bohrne, haben möchten, dennoch absolut vor- gezogen wird, so daß es scheinet, es haben sichdie Frantzösische Könige felbigen mit grossem Be- dacht beylegen lassen, wiewohl sie dißfalls an den Engelländern starcke Wieder-Sprecher und Competenten haben, weil diese erweisen können, daß Engelland zu unterschiedenen mahlen von dem Päbstl. Hof dieser Titul bey- geleget, und die Englische Kirche primogeni- ta ecclesiae genennet worden. 4. Daß es den Titul Christianissimi habe, wie man denn in allen Instrumentis publicis, v. gr. Frieden-Schlüssen Aliancen etc. findet, daß die Könige in Franckreich majestas Christianis- sima, oder reges Christianissimi genennet werden, und also dißfalls für allen andern Po- tentaten einen besondern, und dem Wort-Ver- stande nach, sehr rühmlichen Titul führen, von dessen Ursprung die Scribenten aber nicht über einkommen, denn 1. Einige meinen, er sey schon so alt als die Fran-
Hoff-Ceremoniel. Svavis Hiſt. Concil. Trident. lib. 8. zu er-ſehen, von Franckreich ein dergleichen Vorzug fuͤr andern Koͤnigen geſuchet wird, als etwan ein primogenitus fuͤr ſeinen andern Bruͤdern zu Zeiten des alten Teſtaments gehabt, oder noch heut zu Tage zugenieſſen pfleget, als wel- cher den ſecundo genitis, ob ſie gleich mehre- re meriten und qualitaͤten als der Erſtge- bohrne, haben moͤchten, dennoch abſolut vor- gezogen wird, ſo daß es ſcheinet, es haben ſichdie Frantzoͤſiſche Koͤnige felbigen mit groſſem Be- dacht beylegen laſſen, wiewohl ſie dißfalls an den Engellaͤndern ſtarcke Wieder-Sprecher und Competenten haben, weil dieſe erweiſen koͤnnen, daß Engelland zu unterſchiedenen mahlen von dem Paͤbſtl. Hof dieſer Titul bey- geleget, und die Engliſche Kirche primogeni- ta eccleſiæ genennet worden. 4. Daß es den Titul Chriſtianiſſimi habe, wie man deñ in allen Inſtrumentis publicis, v. gr. Frieden-Schluͤſſen Aliancen ꝛc. findet, daß die Koͤnige in Franckreich majeſtas Chriſtianis- ſima, oder reges Chriſtianiſſimi genennet werden, und alſo dißfalls fuͤr allen andern Po- tentaten einen beſondern, und dem Wort-Ver- ſtande nach, ſehr ruͤhmlichen Titul fuͤhren, von deſſen Urſprung die Scribenten aber nicht uͤber einkommen, denn 1. Einige meinen, er ſey ſchon ſo alt als die Fran-
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Hoff-Ceremoniel.
Svavis Hiſt. Concil. Trident. lib. 8. zu er-
ſehen, von Franckreich ein dergleichen Vorzug
fuͤr andern Koͤnigen geſuchet wird, als etwan
ein primogenitus fuͤr ſeinen andern Bruͤdern
zu Zeiten des alten Teſtaments gehabt, oder
noch heut zu Tage zugenieſſen pfleget, als wel-
cher den ſecundo genitis, ob ſie gleich mehre-
re meriten und qualitaͤten als der Erſtge-
bohrne, haben moͤchten, dennoch abſolut vor-
gezogen wird, ſo daß es ſcheinet, es haben ſichdie
Frantzoͤſiſche Koͤnige felbigen mit groſſem Be-
dacht beylegen laſſen, wiewohl ſie dißfalls an
den Engellaͤndern ſtarcke Wieder-Sprecher
und Competenten haben, weil dieſe erweiſen
koͤnnen, daß Engelland zu unterſchiedenen
mahlen von dem Paͤbſtl. Hof dieſer Titul bey-
geleget, und die Engliſche Kirche primogeni-
ta eccleſiæ genennet worden.
4. Daß es den Titul Chriſtianiſſimi habe, wie
man deñ in allen Inſtrumentis publicis, v. gr.
Frieden-Schluͤſſen Aliancen ꝛc. findet, daß die
Koͤnige in Franckreich majeſtas Chriſtianis-
ſima, oder reges Chriſtianiſſimi genennet
werden, und alſo dißfalls fuͤr allen andern Po-
tentaten einen beſondern, und dem Wort-Ver-
ſtande nach, ſehr ruͤhmlichen Titul fuͤhren, von
deſſen Urſprung die Scribenten aber nicht uͤber
einkommen, denn
1. Einige meinen, er ſey ſchon ſo alt als die
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