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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Die Schaffnerin hatte auch gleich einen größern Topf ans Feuer gesetzt, um uns des Frühstücks ebenfalls theilhaft werden zu lassen. Da aber noch immer einige Zeit zu warten war, so gingen wir über die Bibliothek des Caplans, und während der eine in St. Augustins sämmtlichen Werken las, nahm der andere ein handschriftliches Buch über das Walserthal von Franz Michael Feuerstein, der im Jahre 1782 Caplan im Bade war, aus dem Nahmen, neugierig was darin zu lesen seyn möchte. Das Werk führt den Titel: Vornehmste Merkwürdigkeiten des Walserthales - und das Motto: Ich habe sie ohne Arglist erlernt und theile sie ohne Mißgunst mit. Weisheit 7. 13. - ein Spruch, den wir auch auf uns beziehen wollen.

"Nichts, sagt der Verfasser am Eingang, nichts, geneigter Leser, machte mir bei meiner Ankunft die Weil länger und diese Einöde beschwerlicher, als nicht einen Buchstaben von meinen Schuldigkeiten und den Gebräuchen dieses Ortes lesen zu können. Ich mußte nur hören, und gleichwohl thun, was mir jeder Myops anzuvertrauen die Gnade hatte. Mit Suchen und Fragen wurde ich inne, was ich meinem verehrungswürdigen Nachfolger nun gutmüthig mittheile. Wenn wohl selber genatürt wie ich, so bin ich versichert, ich werde ihm angenehmeres als diese Zeilen auf der Welt nichts hinterlassen können."

Im weitern Nachblättern glaubten wir zu gewahren, daß der Fund keiner von den verächtlichsten - es kam allerlei vor, was uns ansprach, und einiges, was etwa auch andre ansprechen kann, wollen wir auszugsweise hier mittheilen:

"Das Walserthal soll seinen Namen von dem ersten Einwohner, der ein Walliser gewesen, ererbet haben. Seine erste Wohnung stand jenseits des Wassers neben den Bödmen, im Gestraüß genannt. Er war glaublich noch ein Heid und wie ganz Rhätia der römischen Botmäßigkeit unterworfen." - Diese erste Ansiedlung auf den Bödmen, wo Daniel Müller wohnt, stimmt recht gut zu der Sage selbst; denn wenn die Walser vom Schrecken herüber kamen, so war in jener Lage der erste paßliche Ort, um ein Haus zu erbauen. Nach einer von Bergmann angeführten alten Aufzeichnung, die sich in der Kirchenlade

Die Schaffnerin hatte auch gleich einen größern Topf ans Feuer gesetzt, um uns des Frühstücks ebenfalls theilhaft werden zu lassen. Da aber noch immer einige Zeit zu warten war, so gingen wir über die Bibliothek des Caplans, und während der eine in St. Augustins sämmtlichen Werken las, nahm der andere ein handschriftliches Buch über das Walserthal von Franz Michael Feuerstein, der im Jahre 1782 Caplan im Bade war, aus dem Nahmen, neugierig was darin zu lesen seyn möchte. Das Werk führt den Titel: Vornehmste Merkwürdigkeiten des Walserthales – und das Motto: Ich habe sie ohne Arglist erlernt und theile sie ohne Mißgunst mit. Weisheit 7. 13. – ein Spruch, den wir auch auf uns beziehen wollen.

„Nichts, sagt der Verfasser am Eingang, nichts, geneigter Leser, machte mir bei meiner Ankunft die Weil länger und diese Einöde beschwerlicher, als nicht einen Buchstaben von meinen Schuldigkeiten und den Gebräuchen dieses Ortes lesen zu können. Ich mußte nur hören, und gleichwohl thun, was mir jeder Myops anzuvertrauen die Gnade hatte. Mit Suchen und Fragen wurde ich inne, was ich meinem verehrungswürdigen Nachfolger nun gutmüthig mittheile. Wenn wohl selber genatürt wie ich, so bin ich versichert, ich werde ihm angenehmeres als diese Zeilen auf der Welt nichts hinterlassen können."

Im weitern Nachblättern glaubten wir zu gewahren, daß der Fund keiner von den verächtlichsten – es kam allerlei vor, was uns ansprach, und einiges, was etwa auch andre ansprechen kann, wollen wir auszugsweise hier mittheilen:

„Das Walserthal soll seinen Namen von dem ersten Einwohner, der ein Walliser gewesen, ererbet haben. Seine erste Wohnung stand jenseits des Wassers neben den Bödmen, im Gestraüß genannt. Er war glaublich noch ein Heid und wie ganz Rhätia der römischen Botmäßigkeit unterworfen." – Diese erste Ansiedlung auf den Bödmen, wo Daniel Müller wohnt, stimmt recht gut zu der Sage selbst; denn wenn die Walser vom Schrecken herüber kamen, so war in jener Lage der erste paßliche Ort, um ein Haus zu erbauen. Nach einer von Bergmann angeführten alten Aufzeichnung, die sich in der Kirchenlade

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Die Schaffnerin hatte auch gleich einen größern Topf ans Feuer gesetzt, um uns des Frühstücks ebenfalls theilhaft werden zu lassen. Da aber noch immer einige Zeit zu warten war, so gingen wir über die Bibliothek des Caplans, und während der eine in St. Augustins sämmtlichen Werken las, nahm der andere ein handschriftliches Buch über das Walserthal von Franz Michael Feuerstein, der im Jahre 1782 Caplan im Bade war, aus dem Nahmen, neugierig was darin zu lesen seyn möchte. Das Werk führt den Titel: Vornehmste Merkwürdigkeiten des Walserthales &#x2013; und das Motto: Ich habe sie ohne Arglist erlernt und theile sie ohne Mißgunst mit. Weisheit 7. 13. &#x2013; ein Spruch, den wir auch auf uns beziehen wollen.</p>
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[77/0082] Die Schaffnerin hatte auch gleich einen größern Topf ans Feuer gesetzt, um uns des Frühstücks ebenfalls theilhaft werden zu lassen. Da aber noch immer einige Zeit zu warten war, so gingen wir über die Bibliothek des Caplans, und während der eine in St. Augustins sämmtlichen Werken las, nahm der andere ein handschriftliches Buch über das Walserthal von Franz Michael Feuerstein, der im Jahre 1782 Caplan im Bade war, aus dem Nahmen, neugierig was darin zu lesen seyn möchte. Das Werk führt den Titel: Vornehmste Merkwürdigkeiten des Walserthales – und das Motto: Ich habe sie ohne Arglist erlernt und theile sie ohne Mißgunst mit. Weisheit 7. 13. – ein Spruch, den wir auch auf uns beziehen wollen. „Nichts, sagt der Verfasser am Eingang, nichts, geneigter Leser, machte mir bei meiner Ankunft die Weil länger und diese Einöde beschwerlicher, als nicht einen Buchstaben von meinen Schuldigkeiten und den Gebräuchen dieses Ortes lesen zu können. Ich mußte nur hören, und gleichwohl thun, was mir jeder Myops anzuvertrauen die Gnade hatte. Mit Suchen und Fragen wurde ich inne, was ich meinem verehrungswürdigen Nachfolger nun gutmüthig mittheile. Wenn wohl selber genatürt wie ich, so bin ich versichert, ich werde ihm angenehmeres als diese Zeilen auf der Welt nichts hinterlassen können." Im weitern Nachblättern glaubten wir zu gewahren, daß der Fund keiner von den verächtlichsten – es kam allerlei vor, was uns ansprach, und einiges, was etwa auch andre ansprechen kann, wollen wir auszugsweise hier mittheilen: „Das Walserthal soll seinen Namen von dem ersten Einwohner, der ein Walliser gewesen, ererbet haben. Seine erste Wohnung stand jenseits des Wassers neben den Bödmen, im Gestraüß genannt. Er war glaublich noch ein Heid und wie ganz Rhätia der römischen Botmäßigkeit unterworfen." – Diese erste Ansiedlung auf den Bödmen, wo Daniel Müller wohnt, stimmt recht gut zu der Sage selbst; denn wenn die Walser vom Schrecken herüber kamen, so war in jener Lage der erste paßliche Ort, um ein Haus zu erbauen. Nach einer von Bergmann angeführten alten Aufzeichnung, die sich in der Kirchenlade

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/82>, abgerufen am 24.11.2024.