Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Mann lustig herum nach Messern, Gabeln, Gläsern und Flaschen, was wußte er für niedliche Reden zu setzen, wie milde flötete Anna Kathri mit dem feinen Sang ihrer Wäldersprache dazwischen, und als ich des Wirths jungfräuliche Schwester, die auch hereingekommen, näher besah, wer war es anders, als die Sennerin von Hohen-Krumbach, die mich voriges Jahr auf der Alm so gastlich bewirthet hatte und die mir nun, des Wiedersehens froh, gestand, daß sie eigentlich Seraphine heiße, welch ätherischer Name übrigens im schneidenden Gegensatze steht zu der strotzenden, rothbackigen Bauernmaid. Schade war's, daß wir uns so bald wieder trennen mußten, wo sie uns doch so gerne ein paar Tage behalten hätten, der Einhax, Anna Kathri vom Walde und Seraphine, die Sennerin. Die Abschiedsfeierlichkeiten verschweige ich gänzlich. So viel ist gewiß: eine Halbe hatten wir getrunken und für ein Fuder waren wir gekost und gehätschelt worden, und wer sich einmal recht schön thun, recht freundlich aufnehmen, bewirthen, beabschieden lassen will, der muß zu den burgundischen Walsern ins kleine Walserthal reisen. Es sey hier erlaubt eine allgemeine Bemerkung einzuschalten, nämlich: wenn die Wälderinnen aus dem Walde herausheirathen oder in der Fremde dienen, so ändern sie ihre Kleidung nicht, sondern behalten vielmehr die Wäldertracht zeitlebens bei; wenn aber eine Fremde in den Wald kommt, so legt sie ihre Gewänder ab und die Wäldertracht an. Denn die Sitte des Waldes hat über alles Land der Umgegend den Vorrang. Als wir durch Mittelberg kamen, ergab es sich daß gesammte Dorfschaft beim Nachmittagsgottesdienst in der Kirche war. Um darin nicht zu stören, zogen wir stille durch den kleinen Ort, der größtentheils aus alten braunen Häusern besteht, welche rothe oder grüne Läden führen. Eines der ältesten dieser Gebäude ist vielleicht das Pfarrhaus, auf dem die Jahrzahl 1640 zu lesen war. Eine halbe Stunde hinter Mittelberg sind des Thales letzte Häuser, im Bad genannt, mit einer kleinen Kirche und einem Seelsorger. Im Bad dachten wir ein Wirthshaus Mann lustig herum nach Messern, Gabeln, Gläsern und Flaschen, was wußte er für niedliche Reden zu setzen, wie milde flötete Anna Kathri mit dem feinen Sang ihrer Wäldersprache dazwischen, und als ich des Wirths jungfräuliche Schwester, die auch hereingekommen, näher besah, wer war es anders, als die Sennerin von Hohen-Krumbach, die mich voriges Jahr auf der Alm so gastlich bewirthet hatte und die mir nun, des Wiedersehens froh, gestand, daß sie eigentlich Seraphine heiße, welch ätherischer Name übrigens im schneidenden Gegensatze steht zu der strotzenden, rothbackigen Bauernmaid. Schade war’s, daß wir uns so bald wieder trennen mußten, wo sie uns doch so gerne ein paar Tage behalten hätten, der Einhax, Anna Kathri vom Walde und Seraphine, die Sennerin. Die Abschiedsfeierlichkeiten verschweige ich gänzlich. So viel ist gewiß: eine Halbe hatten wir getrunken und für ein Fuder waren wir gekost und gehätschelt worden, und wer sich einmal recht schön thun, recht freundlich aufnehmen, bewirthen, beabschieden lassen will, der muß zu den burgundischen Walsern ins kleine Walserthal reisen. Es sey hier erlaubt eine allgemeine Bemerkung einzuschalten, nämlich: wenn die Wälderinnen aus dem Walde herausheirathen oder in der Fremde dienen, so ändern sie ihre Kleidung nicht, sondern behalten vielmehr die Wäldertracht zeitlebens bei; wenn aber eine Fremde in den Wald kommt, so legt sie ihre Gewänder ab und die Wäldertracht an. Denn die Sitte des Waldes hat über alles Land der Umgegend den Vorrang. Als wir durch Mittelberg kamen, ergab es sich daß gesammte Dorfschaft beim Nachmittagsgottesdienst in der Kirche war. Um darin nicht zu stören, zogen wir stille durch den kleinen Ort, der größtentheils aus alten braunen Häusern besteht, welche rothe oder grüne Läden führen. Eines der ältesten dieser Gebäude ist vielleicht das Pfarrhaus, auf dem die Jahrzahl 1640 zu lesen war. Eine halbe Stunde hinter Mittelberg sind des Thales letzte Häuser, im Bad genannt, mit einer kleinen Kirche und einem Seelsorger. 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So viel ist gewiß: eine Halbe hatten wir getrunken und für ein Fuder waren wir gekost und gehätschelt worden, und wer sich einmal recht schön thun, recht freundlich aufnehmen, bewirthen, beabschieden lassen will, der muß zu den burgundischen Walsern ins kleine Walserthal reisen.</p> <p>Es sey hier erlaubt eine allgemeine Bemerkung einzuschalten, nämlich: wenn die Wälderinnen aus dem Walde herausheirathen oder in der Fremde dienen, so ändern sie ihre Kleidung nicht, sondern behalten vielmehr die Wäldertracht zeitlebens bei; wenn aber eine Fremde in den Wald kommt, so legt sie ihre Gewänder ab und die Wäldertracht an. Denn die Sitte des Waldes hat über alles Land der Umgegend den Vorrang.</p> <p>Als wir durch Mittelberg kamen, ergab es sich daß gesammte Dorfschaft beim Nachmittagsgottesdienst in der Kirche war. Um darin nicht zu stören, zogen wir stille durch den kleinen Ort, der größtentheils aus alten braunen Häusern besteht, welche rothe oder grüne Läden führen. 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Mann lustig herum nach Messern, Gabeln, Gläsern und Flaschen, was wußte er für niedliche Reden zu setzen, wie milde flötete Anna Kathri mit dem feinen Sang ihrer Wäldersprache dazwischen, und als ich des Wirths jungfräuliche Schwester, die auch hereingekommen, näher besah, wer war es anders, als die Sennerin von Hohen-Krumbach, die mich voriges Jahr auf der Alm so gastlich bewirthet hatte und die mir nun, des Wiedersehens froh, gestand, daß sie eigentlich Seraphine heiße, welch ätherischer Name übrigens im schneidenden Gegensatze steht zu der strotzenden, rothbackigen Bauernmaid. Schade war’s, daß wir uns so bald wieder trennen mußten, wo sie uns doch so gerne ein paar Tage behalten hätten, der Einhax, Anna Kathri vom Walde und Seraphine, die Sennerin. Die Abschiedsfeierlichkeiten verschweige ich gänzlich. So viel ist gewiß: eine Halbe hatten wir getrunken und für ein Fuder waren wir gekost und gehätschelt worden, und wer sich einmal recht schön thun, recht freundlich aufnehmen, bewirthen, beabschieden lassen will, der muß zu den burgundischen Walsern ins kleine Walserthal reisen.
Es sey hier erlaubt eine allgemeine Bemerkung einzuschalten, nämlich: wenn die Wälderinnen aus dem Walde herausheirathen oder in der Fremde dienen, so ändern sie ihre Kleidung nicht, sondern behalten vielmehr die Wäldertracht zeitlebens bei; wenn aber eine Fremde in den Wald kommt, so legt sie ihre Gewänder ab und die Wäldertracht an. Denn die Sitte des Waldes hat über alles Land der Umgegend den Vorrang.
Als wir durch Mittelberg kamen, ergab es sich daß gesammte Dorfschaft beim Nachmittagsgottesdienst in der Kirche war. Um darin nicht zu stören, zogen wir stille durch den kleinen Ort, der größtentheils aus alten braunen Häusern besteht, welche rothe oder grüne Läden führen. Eines der ältesten dieser Gebäude ist vielleicht das Pfarrhaus, auf dem die Jahrzahl 1640 zu lesen war.
Eine halbe Stunde hinter Mittelberg sind des Thales letzte Häuser, im Bad genannt, mit einer kleinen Kirche und einem Seelsorger. Im Bad dachten wir ein Wirthshaus
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