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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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gebrauchen ihn in dreierlei Gestalten, zum Schnupfen, zum Rauchen und zum Kauen. Als Kautabak heißt er Käutel, und ein solches Käutel findet sich fast in jedem Munde. Es ist widerlich, die Gesichter, so frisch und ausdruckvoll, durch den ekligen Knäuel in der Wange verunstaltet zu sehen, noch widerlicher aber ist die gelbe Jauche, die das Käutel im Munde erzeugt. Die Liebhaber scheinen indessen nicht davon zu leiden, denn sie scheuen sich nicht, durch dieß Medium hindurch zu essen und zu trinken. Bei der zarten Jugend ist die Pfeife mehr beliebt; man sieht sechsjährige Knäblein schmauchend mit einander spielen. Das Geld für den Tabak gibt, wie mich so ein Söhnchen unterrichtete, die Mutter her; die kleine eiserne Pfeife, welche sechs Kreuzer kostet, bringt wahrscheinlich der heilige Niklaus. In neuester Zeit ist gegen diesen überfrühen Tabakgenuß von Seite des Guberniums eingeschritten und allen Jungen unter sechzehn Jahren das Rauchen verboten worden; indessen ist der Mißstand um so schwerer zu beseitigen, je abgelegener die Thalgegend ist und je weniger die Eltern etwas Unrechtes in dem Vergnügen ihrer Kindlein zu sehen vermögen. Ehemals waren auch die tirolischen Weiber dem Tabake höchlich zugethan. Auf ältern Trachtenbildern haben die Zeichner nicht ohne Grund mancher Bauersfrau ein Pfeifchen in den Mund gegeben. Es ist aus Lewald bekannt, daß Frau Anna Maria Ladurner, verehelichte Hofer, in ihren höhern Jahren die gramstillendem Düfte der ungarischen Blätter gerne einschlürfte. Auch im Vorarlberg, wo früher auf den Feldern von Frastenz eine Fülle von Tabak gebaut wurde, hatten sich die Weiber an den Genuß gewöhnt. Auf den Wochenmärkten zu Feldkirch sah man die Landmädchen von Frastenz, Nüziders, Sateins gar häufig schmauchend bei ihren Kirschen sitzen.

Die Tracht der Weiberleute ist nicht minder einfach als die der Männer. Sie tragen dieselben grünen Hütchen, führen um den Hals ein seidenes Tuch, das durch einen Ring gezogen wird, gehen in dunkelfarbnem Rocke, einem blauen Fürtuch und grauen lodenen Ueberjacken. Die Taille ist sehr kurz, Mieder sind unbekannt und der Busen steckt in breiter

gebrauchen ihn in dreierlei Gestalten, zum Schnupfen, zum Rauchen und zum Kauen. Als Kautabak heißt er Käutel, und ein solches Käutel findet sich fast in jedem Munde. Es ist widerlich, die Gesichter, so frisch und ausdruckvoll, durch den ekligen Knäuel in der Wange verunstaltet zu sehen, noch widerlicher aber ist die gelbe Jauche, die das Käutel im Munde erzeugt. Die Liebhaber scheinen indessen nicht davon zu leiden, denn sie scheuen sich nicht, durch dieß Medium hindurch zu essen und zu trinken. Bei der zarten Jugend ist die Pfeife mehr beliebt; man sieht sechsjährige Knäblein schmauchend mit einander spielen. Das Geld für den Tabak gibt, wie mich so ein Söhnchen unterrichtete, die Mutter her; die kleine eiserne Pfeife, welche sechs Kreuzer kostet, bringt wahrscheinlich der heilige Niklaus. In neuester Zeit ist gegen diesen überfrühen Tabakgenuß von Seite des Guberniums eingeschritten und allen Jungen unter sechzehn Jahren das Rauchen verboten worden; indessen ist der Mißstand um so schwerer zu beseitigen, je abgelegener die Thalgegend ist und je weniger die Eltern etwas Unrechtes in dem Vergnügen ihrer Kindlein zu sehen vermögen. Ehemals waren auch die tirolischen Weiber dem Tabake höchlich zugethan. Auf ältern Trachtenbildern haben die Zeichner nicht ohne Grund mancher Bauersfrau ein Pfeifchen in den Mund gegeben. Es ist aus Lewald bekannt, daß Frau Anna Maria Ladurner, verehelichte Hofer, in ihren höhern Jahren die gramstillendem Düfte der ungarischen Blätter gerne einschlürfte. Auch im Vorarlberg, wo früher auf den Feldern von Frastenz eine Fülle von Tabak gebaut wurde, hatten sich die Weiber an den Genuß gewöhnt. Auf den Wochenmärkten zu Feldkirch sah man die Landmädchen von Frastenz, Nüziders, Sateins gar häufig schmauchend bei ihren Kirschen sitzen.

Die Tracht der Weiberleute ist nicht minder einfach als die der Männer. Sie tragen dieselben grünen Hütchen, führen um den Hals ein seidenes Tuch, das durch einen Ring gezogen wird, gehen in dunkelfarbnem Rocke, einem blauen Fürtuch und grauen lodenen Ueberjacken. Die Taille ist sehr kurz, Mieder sind unbekannt und der Busen steckt in breiter

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gebrauchen ihn in dreierlei Gestalten, zum Schnupfen, zum Rauchen und zum Kauen. Als Kautabak heißt er Käutel, und ein solches Käutel findet sich fast in jedem Munde. Es ist widerlich, die Gesichter, so frisch und ausdruckvoll, durch den ekligen Knäuel in der Wange verunstaltet zu sehen, noch widerlicher aber ist die gelbe Jauche, die das Käutel im Munde erzeugt. Die Liebhaber scheinen indessen nicht davon zu leiden, denn sie scheuen sich nicht, durch dieß Medium hindurch zu essen und zu trinken. Bei der zarten Jugend ist die Pfeife mehr beliebt; man sieht sechsjährige Knäblein schmauchend mit einander spielen. Das Geld für den Tabak gibt, wie mich so ein Söhnchen unterrichtete, die Mutter her; die kleine eiserne Pfeife, welche sechs Kreuzer kostet, bringt wahrscheinlich der heilige Niklaus. In neuester Zeit ist gegen diesen überfrühen Tabakgenuß von Seite des Guberniums eingeschritten und allen Jungen unter sechzehn Jahren das Rauchen verboten worden; indessen ist der Mißstand um so schwerer zu beseitigen, je abgelegener die Thalgegend ist und je weniger die Eltern etwas Unrechtes in dem Vergnügen ihrer Kindlein zu sehen vermögen. Ehemals waren auch die tirolischen Weiber dem Tabake höchlich zugethan. Auf ältern Trachtenbildern haben die Zeichner nicht ohne Grund mancher Bauersfrau ein Pfeifchen in den Mund gegeben. Es ist aus Lewald bekannt, daß Frau Anna Maria Ladurner, verehelichte Hofer, in ihren höhern Jahren die gramstillendem Düfte der ungarischen Blätter gerne einschlürfte. Auch im Vorarlberg, wo früher auf den Feldern von Frastenz eine Fülle von Tabak gebaut wurde, hatten sich die Weiber an den Genuß gewöhnt. Auf den Wochenmärkten zu Feldkirch sah man die Landmädchen von Frastenz, Nüziders, Sateins gar häufig schmauchend bei ihren Kirschen sitzen.</p>
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[524/0528] gebrauchen ihn in dreierlei Gestalten, zum Schnupfen, zum Rauchen und zum Kauen. Als Kautabak heißt er Käutel, und ein solches Käutel findet sich fast in jedem Munde. Es ist widerlich, die Gesichter, so frisch und ausdruckvoll, durch den ekligen Knäuel in der Wange verunstaltet zu sehen, noch widerlicher aber ist die gelbe Jauche, die das Käutel im Munde erzeugt. Die Liebhaber scheinen indessen nicht davon zu leiden, denn sie scheuen sich nicht, durch dieß Medium hindurch zu essen und zu trinken. Bei der zarten Jugend ist die Pfeife mehr beliebt; man sieht sechsjährige Knäblein schmauchend mit einander spielen. Das Geld für den Tabak gibt, wie mich so ein Söhnchen unterrichtete, die Mutter her; die kleine eiserne Pfeife, welche sechs Kreuzer kostet, bringt wahrscheinlich der heilige Niklaus. In neuester Zeit ist gegen diesen überfrühen Tabakgenuß von Seite des Guberniums eingeschritten und allen Jungen unter sechzehn Jahren das Rauchen verboten worden; indessen ist der Mißstand um so schwerer zu beseitigen, je abgelegener die Thalgegend ist und je weniger die Eltern etwas Unrechtes in dem Vergnügen ihrer Kindlein zu sehen vermögen. Ehemals waren auch die tirolischen Weiber dem Tabake höchlich zugethan. Auf ältern Trachtenbildern haben die Zeichner nicht ohne Grund mancher Bauersfrau ein Pfeifchen in den Mund gegeben. Es ist aus Lewald bekannt, daß Frau Anna Maria Ladurner, verehelichte Hofer, in ihren höhern Jahren die gramstillendem Düfte der ungarischen Blätter gerne einschlürfte. Auch im Vorarlberg, wo früher auf den Feldern von Frastenz eine Fülle von Tabak gebaut wurde, hatten sich die Weiber an den Genuß gewöhnt. Auf den Wochenmärkten zu Feldkirch sah man die Landmädchen von Frastenz, Nüziders, Sateins gar häufig schmauchend bei ihren Kirschen sitzen. Die Tracht der Weiberleute ist nicht minder einfach als die der Männer. Sie tragen dieselben grünen Hütchen, führen um den Hals ein seidenes Tuch, das durch einen Ring gezogen wird, gehen in dunkelfarbnem Rocke, einem blauen Fürtuch und grauen lodenen Ueberjacken. Die Taille ist sehr kurz, Mieder sind unbekannt und der Busen steckt in breiter

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/528>, abgerufen am 23.11.2024.