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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Pfeife, sieben Mann stark angemalt, lauter schnurrige, seltsam aufgeputzte Gesellen. Dieses Gemälde soll zum Gedächtniß seyn, daß im Jahre 1631 ein Fähnlein Steinacher in die Schweiz gezogen, um dort Krieg zu führen. Von dem ganzen Haufen seyen nur diese sieben zurückgekommen und diese erst nach sieben Jahren. Das hinten dreingehende Weibsbild hat der Mann zunächst vor ihr als sein ehelich Gemahl aus feindlichen Landen mitgebracht, betrogen durch falsche Botschaft, daß seine Frau zu Steinach gestorben. In dem Helden, der die Fahne trägt, will man den damaligen Rosenwirth erkennen. Dasselbe Haus hat im Jahre 1705 auch den Kurfürsten von Bayern beherbergt, als er den erfolglosen Zug an den Brenner unternommen. Deßwegen heißt es auch noch heutzutage beim Bayerwirth.

Dicht bei Steinach geht das Gschnitzthal ein, in dem die Beste Schneeberg steht. Es enthält zwei Gemeinden, Trins und Gschnitz, beide arm. Ich spreche deßwegen von dem Thälchen, weil ich wünschte, daß etwa ein Nachkommender eine Merkwürdigkeit erhöbe, deren ich mich, weil zu spät benachrichtet, nicht bemächtigen konnte. In Gschnitz nämlich, im hintern Dorfe, lebt nach verlässiger Kunde ein alter Jäger, alt aber rüstig, der wie die gesprächigen Greise von ehemals, wie die betagten Kinderfrauen, die jetzt am Aussterben sind, noch an Sagen und Mähren seine Freude hat, und seine Wissenschaft, wenn freundlich angegangen, gerne mittheilt. Er soll unendlich vieles zu erzählen haben von den Geheimnissen der Bergwelt, von dem eigensten Wesen der Gletscher, von den Unthieren, die in ihren Tiefen wohnen und dort unermeßliche Schätze bewachen. Nach allem, was man von ihm hört, dürfte er als einer der letzten Eingeweihten den Liebhabern tirolischer Sagen von größtem Werthe seyn.

Eine Stunde ober Steinach strömt der Bach von Schmirn in die Sill. An seinen Ufern hin führt ein angenehmer Pfad in das Dörfchen St. Jodok oder St. Jos. Ein alter Bauer kam des Weges, begrüßte und tröstete mich wegen des Wetters, das mir etwas bange gemacht hatte. Der Alte stellte sich als

Pfeife, sieben Mann stark angemalt, lauter schnurrige, seltsam aufgeputzte Gesellen. Dieses Gemälde soll zum Gedächtniß seyn, daß im Jahre 1631 ein Fähnlein Steinacher in die Schweiz gezogen, um dort Krieg zu führen. Von dem ganzen Haufen seyen nur diese sieben zurückgekommen und diese erst nach sieben Jahren. Das hinten dreingehende Weibsbild hat der Mann zunächst vor ihr als sein ehelich Gemahl aus feindlichen Landen mitgebracht, betrogen durch falsche Botschaft, daß seine Frau zu Steinach gestorben. In dem Helden, der die Fahne trägt, will man den damaligen Rosenwirth erkennen. Dasselbe Haus hat im Jahre 1705 auch den Kurfürsten von Bayern beherbergt, als er den erfolglosen Zug an den Brenner unternommen. Deßwegen heißt es auch noch heutzutage beim Bayerwirth.

Dicht bei Steinach geht das Gschnitzthal ein, in dem die Beste Schneeberg steht. Es enthält zwei Gemeinden, Trins und Gschnitz, beide arm. Ich spreche deßwegen von dem Thälchen, weil ich wünschte, daß etwa ein Nachkommender eine Merkwürdigkeit erhöbe, deren ich mich, weil zu spät benachrichtet, nicht bemächtigen konnte. In Gschnitz nämlich, im hintern Dorfe, lebt nach verlässiger Kunde ein alter Jäger, alt aber rüstig, der wie die gesprächigen Greise von ehemals, wie die betagten Kinderfrauen, die jetzt am Aussterben sind, noch an Sagen und Mähren seine Freude hat, und seine Wissenschaft, wenn freundlich angegangen, gerne mittheilt. Er soll unendlich vieles zu erzählen haben von den Geheimnissen der Bergwelt, von dem eigensten Wesen der Gletscher, von den Unthieren, die in ihren Tiefen wohnen und dort unermeßliche Schätze bewachen. Nach allem, was man von ihm hört, dürfte er als einer der letzten Eingeweihten den Liebhabern tirolischer Sagen von größtem Werthe seyn.

Eine Stunde ober Steinach strömt der Bach von Schmirn in die Sill. An seinen Ufern hin führt ein angenehmer Pfad in das Dörfchen St. Jodok oder St. Jos. Ein alter Bauer kam des Weges, begrüßte und tröstete mich wegen des Wetters, das mir etwas bange gemacht hatte. Der Alte stellte sich als

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Pfeife, sieben Mann stark angemalt, lauter schnurrige, seltsam aufgeputzte Gesellen. Dieses Gemälde soll zum Gedächtniß seyn, daß im Jahre 1631 ein Fähnlein Steinacher in die Schweiz gezogen, um dort Krieg zu führen. Von dem ganzen Haufen seyen nur diese sieben zurückgekommen und diese erst nach sieben Jahren. Das hinten dreingehende Weibsbild hat der Mann zunächst vor ihr als sein ehelich Gemahl aus feindlichen Landen mitgebracht, betrogen durch falsche Botschaft, daß seine Frau zu Steinach gestorben. In dem Helden, der die Fahne trägt, will man den damaligen Rosenwirth erkennen. Dasselbe Haus hat im Jahre 1705 auch den Kurfürsten von Bayern beherbergt, als er den erfolglosen Zug an den Brenner unternommen. Deßwegen heißt es auch noch heutzutage beim Bayerwirth.</p>
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[501/0505] Pfeife, sieben Mann stark angemalt, lauter schnurrige, seltsam aufgeputzte Gesellen. Dieses Gemälde soll zum Gedächtniß seyn, daß im Jahre 1631 ein Fähnlein Steinacher in die Schweiz gezogen, um dort Krieg zu führen. Von dem ganzen Haufen seyen nur diese sieben zurückgekommen und diese erst nach sieben Jahren. Das hinten dreingehende Weibsbild hat der Mann zunächst vor ihr als sein ehelich Gemahl aus feindlichen Landen mitgebracht, betrogen durch falsche Botschaft, daß seine Frau zu Steinach gestorben. In dem Helden, der die Fahne trägt, will man den damaligen Rosenwirth erkennen. Dasselbe Haus hat im Jahre 1705 auch den Kurfürsten von Bayern beherbergt, als er den erfolglosen Zug an den Brenner unternommen. Deßwegen heißt es auch noch heutzutage beim Bayerwirth. Dicht bei Steinach geht das Gschnitzthal ein, in dem die Beste Schneeberg steht. Es enthält zwei Gemeinden, Trins und Gschnitz, beide arm. Ich spreche deßwegen von dem Thälchen, weil ich wünschte, daß etwa ein Nachkommender eine Merkwürdigkeit erhöbe, deren ich mich, weil zu spät benachrichtet, nicht bemächtigen konnte. In Gschnitz nämlich, im hintern Dorfe, lebt nach verlässiger Kunde ein alter Jäger, alt aber rüstig, der wie die gesprächigen Greise von ehemals, wie die betagten Kinderfrauen, die jetzt am Aussterben sind, noch an Sagen und Mähren seine Freude hat, und seine Wissenschaft, wenn freundlich angegangen, gerne mittheilt. Er soll unendlich vieles zu erzählen haben von den Geheimnissen der Bergwelt, von dem eigensten Wesen der Gletscher, von den Unthieren, die in ihren Tiefen wohnen und dort unermeßliche Schätze bewachen. Nach allem, was man von ihm hört, dürfte er als einer der letzten Eingeweihten den Liebhabern tirolischer Sagen von größtem Werthe seyn. Eine Stunde ober Steinach strömt der Bach von Schmirn in die Sill. An seinen Ufern hin führt ein angenehmer Pfad in das Dörfchen St. Jodok oder St. Jos. Ein alter Bauer kam des Weges, begrüßte und tröstete mich wegen des Wetters, das mir etwas bange gemacht hatte. Der Alte stellte sich als

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/505>, abgerufen am 23.11.2024.