Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Jahrzehnten gleiche Geltung errungen und eignet sich nun allmählich den Vorrang an. Bemerken wir noch schließlich, daß jetzt die meisten Grödner Familien nicht deutsche, aber germanisirte Geschlechtsnamen führen. Nach dem ursprüglichen Gebrauch des Thales scheint man sich mittelst der Präposition de von den angestammten Höfen genannt zu haben und daher das adelige Aussehen mehrerer solcher Namen. So ist auch jener Johann de Metz, gesegneten Andenkens, der die Bildschnitzerei in Gröden eingeführt, eigentlich wohl nur ein Bauer vom Metzer Hof, und so steht's ungefähr auch mit den de Laag, de Berto, de Suen etc. In neuerer Zeit hat man dieß vornehme de fast durchgängig aufgegeben, dafür hinten an den Namen ein deutsches er gesetzt und auch sonst noch einige Veränderungen angebracht, die dem deutschen Nachbar die Aussprache mundgerechter machen können. So sind die de Pecei (vom Tannenwald, Peceto) jetzt Pitscheider, Petscheider, Patscheider oder Bettscheider geworden, die de Larcenei (vom Lärchenwald) Lartschneider, die de Sotruf (von unter dem Bach) Sotriffen, die de Val bona (vom guten Thal) Wellponer, die al Doß (auf dem Bühel) Aldosser, und so sind auch die Peratoner, Gudauner und andere zu ihren jetzigen weltläufigen Namen gekommen. In Enneberg ist's so ziemlich derselbe Fall, doch machen sich die Leute daselbst auch wenig Bedenken, einen doppelten Namen zu führen, und mancher der sich in seinem Heimathsort da Saß oder da Punt nennen läßt, gibt sich, wenn er vors Landgericht kommt, für einen Steiner oder Brucker aus. Indessen sind wir auch wieder zur Wanderschaft bereitet. Sämmtliches Rösselwirthshaus ist schon aufgestanden, ganz früh am Tage. Klausnerin und Grödner, die jungen Eheleute, machen, wie es Anfängern ziemt, bei all der guten Bedienung billige Zeche. Demnach auch wohlgewogener Abschied und auf die Bitte ein andermal, wenn man des Weges sey, wieder einzusprechen, die huldvollste Bejahung. Nach diesem greift man zum Stocke, schüttelt jede Hand, die dargeboten Jahrzehnten gleiche Geltung errungen und eignet sich nun allmählich den Vorrang an. Bemerken wir noch schließlich, daß jetzt die meisten Grödner Familien nicht deutsche, aber germanisirte Geschlechtsnamen führen. Nach dem ursprüglichen Gebrauch des Thales scheint man sich mittelst der Präposition de von den angestammten Höfen genannt zu haben und daher das adelige Aussehen mehrerer solcher Namen. So ist auch jener Johann de Metz, gesegneten Andenkens, der die Bildschnitzerei in Gröden eingeführt, eigentlich wohl nur ein Bauer vom Metzer Hof, und so steht’s ungefähr auch mit den de Laag, de Berto, de Suen etc. In neuerer Zeit hat man dieß vornehme de fast durchgängig aufgegeben, dafür hinten an den Namen ein deutsches er gesetzt und auch sonst noch einige Veränderungen angebracht, die dem deutschen Nachbar die Aussprache mundgerechter machen können. So sind die de Pecei (vom Tannenwald, Peceto) jetzt Pitscheider, Petscheider, Patscheider oder Bettscheider geworden, die de Larcenei (vom Lärchenwald) Lartschneider, die de Sotruf (von unter dem Bach) Sotriffen, die de Val bona (vom guten Thal) Wellponer, die al Doß (auf dem Bühel) Aldosser, und so sind auch die Peratoner, Gudauner und andere zu ihren jetzigen weltläufigen Namen gekommen. In Enneberg ist’s so ziemlich derselbe Fall, doch machen sich die Leute daselbst auch wenig Bedenken, einen doppelten Namen zu führen, und mancher der sich in seinem Heimathsort da Saß oder da Punt nennen läßt, gibt sich, wenn er vors Landgericht kommt, für einen Steiner oder Brucker aus. Indessen sind wir auch wieder zur Wanderschaft bereitet. Sämmtliches Rösselwirthshaus ist schon aufgestanden, ganz früh am Tage. Klausnerin und Grödner, die jungen Eheleute, machen, wie es Anfängern ziemt, bei all der guten Bedienung billige Zeche. Demnach auch wohlgewogener Abschied und auf die Bitte ein andermal, wenn man des Weges sey, wieder einzusprechen, die huldvollste Bejahung. Nach diesem greift man zum Stocke, schüttelt jede Hand, die dargeboten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0448" n="444"/> Jahrzehnten gleiche Geltung errungen und eignet sich nun allmählich den Vorrang an.</p> <p>Bemerken wir noch schließlich, daß jetzt die meisten Grödner Familien nicht deutsche, aber germanisirte Geschlechtsnamen führen. Nach dem ursprüglichen Gebrauch des Thales scheint man sich mittelst der Präposition <hi rendition="#aq">de</hi> von den angestammten Höfen genannt zu haben und daher das adelige Aussehen mehrerer solcher Namen. 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Demnach auch wohlgewogener Abschied und auf die Bitte ein andermal, wenn man des Weges sey, wieder einzusprechen, die huldvollste Bejahung. Nach diesem greift man zum Stocke, schüttelt jede Hand, die dargeboten </p> </div> </body> </text> </TEI> [444/0448]
Jahrzehnten gleiche Geltung errungen und eignet sich nun allmählich den Vorrang an.
Bemerken wir noch schließlich, daß jetzt die meisten Grödner Familien nicht deutsche, aber germanisirte Geschlechtsnamen führen. Nach dem ursprüglichen Gebrauch des Thales scheint man sich mittelst der Präposition de von den angestammten Höfen genannt zu haben und daher das adelige Aussehen mehrerer solcher Namen. So ist auch jener Johann de Metz, gesegneten Andenkens, der die Bildschnitzerei in Gröden eingeführt, eigentlich wohl nur ein Bauer vom Metzer Hof, und so steht’s ungefähr auch mit den de Laag, de Berto, de Suen etc. In neuerer Zeit hat man dieß vornehme de fast durchgängig aufgegeben, dafür hinten an den Namen ein deutsches er gesetzt und auch sonst noch einige Veränderungen angebracht, die dem deutschen Nachbar die Aussprache mundgerechter machen können. So sind die de Pecei (vom Tannenwald, Peceto) jetzt Pitscheider, Petscheider, Patscheider oder Bettscheider geworden, die de Larcenei (vom Lärchenwald) Lartschneider, die de Sotruf (von unter dem Bach) Sotriffen, die de Val bona (vom guten Thal) Wellponer, die al Doß (auf dem Bühel) Aldosser, und so sind auch die Peratoner, Gudauner und andere zu ihren jetzigen weltläufigen Namen gekommen.
In Enneberg ist’s so ziemlich derselbe Fall, doch machen sich die Leute daselbst auch wenig Bedenken, einen doppelten Namen zu führen, und mancher der sich in seinem Heimathsort da Saß oder da Punt nennen läßt, gibt sich, wenn er vors Landgericht kommt, für einen Steiner oder Brucker aus.
Indessen sind wir auch wieder zur Wanderschaft bereitet. Sämmtliches Rösselwirthshaus ist schon aufgestanden, ganz früh am Tage. Klausnerin und Grödner, die jungen Eheleute, machen, wie es Anfängern ziemt, bei all der guten Bedienung billige Zeche. Demnach auch wohlgewogener Abschied und auf die Bitte ein andermal, wenn man des Weges sey, wieder einzusprechen, die huldvollste Bejahung. Nach diesem greift man zum Stocke, schüttelt jede Hand, die dargeboten
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