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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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drittes das dahinter steht, ist von Holz. Auch hier ist für ärmere Leute durch mäßigeren Tisch und billigere Herberge besonders gesorgt. Die reichern Gäste führen dasselbe nährende Leben wie zu Ulten, wozu wir den Abendimbiß, dem wir beiwohnten, zum Zeugen nehmen. Vorher wurde in der Badcapelle von einem Geistlichen der Abendsegen gebetet, wobei Reich und Arm erschien. Die frommen Verrichtungen des Tages, an die der Tiroler in der Heimath gewohnt ist, will er auch als Gast im Bade nicht missen. An Priestern hiefür ist selten Mangel, da auch die Geistlichen ihre Sommerfrischen am liebsten in den Bädern zubringen. Auch dießmal waren ihrer etliche sechs an der Tafel und saßen oben auf; dann kamen ein paar Familien aus Bozen, dann die beiden Herren aus Bayern, dann etliche junge Leute uns unbekannter Herkunft - in allem etwa dreißig Personen und eigentlich nur der Rest der Gesellschaft, die im vorigen Monat drei- und viermal zahlreicher gewesen. Durchschnittlich soll in guten Sommern die Gesammtzahl der bessern Leute auf 500 steigen. Der bekannteste darunter ist der Mondscheinwirth von Bozen, der hier schon viele, viele Jahre her seine Sommerfrische hält, und deßwegen auch bei seiner Ankunft mit knallenden Böllern empfangen wird, eine Ehre, um die ihm schon mancher neidig gewesen seyn soll. Nach allem was wir an andern Orten gesagt, ist es wohl überflüssig auch hier wieder von freundlichem Empfang und liebreicher Sorgfalt der Wirthsleute zu sprechen.

Auch der Tirolerbote liegt zu Ratzes auf; sogar ein Ansatz zu einer Badebibliothek ist gemacht und für dichterische Ergießungen, die nicht selten scheinen, steht das Fremdenbuch offen. In diesem fand ich auch eine Aufzeichnung der Meereshöhen verschiedener Orte der Gegend in Wiener Fußen nach Dr. Jos. Oettl. Laut dieser ist die Spitze des Schlernkofels 8720, das Ratzeserbad aber 4161 Fuß über dem mittelländischen Meere. Andere Angaben finden sich im eilften Bändchen der neuen Zeitschrift des Ferdinandeums. Nach diesen wäre der Rücken des Berges 8094, das Bad 3885 über dem Meeresspiegel.

drittes das dahinter steht, ist von Holz. Auch hier ist für ärmere Leute durch mäßigeren Tisch und billigere Herberge besonders gesorgt. Die reichern Gäste führen dasselbe nährende Leben wie zu Ulten, wozu wir den Abendimbiß, dem wir beiwohnten, zum Zeugen nehmen. Vorher wurde in der Badcapelle von einem Geistlichen der Abendsegen gebetet, wobei Reich und Arm erschien. Die frommen Verrichtungen des Tages, an die der Tiroler in der Heimath gewohnt ist, will er auch als Gast im Bade nicht missen. An Priestern hiefür ist selten Mangel, da auch die Geistlichen ihre Sommerfrischen am liebsten in den Bädern zubringen. Auch dießmal waren ihrer etliche sechs an der Tafel und saßen oben auf; dann kamen ein paar Familien aus Bozen, dann die beiden Herren aus Bayern, dann etliche junge Leute uns unbekannter Herkunft – in allem etwa dreißig Personen und eigentlich nur der Rest der Gesellschaft, die im vorigen Monat drei- und viermal zahlreicher gewesen. Durchschnittlich soll in guten Sommern die Gesammtzahl der bessern Leute auf 500 steigen. Der bekannteste darunter ist der Mondscheinwirth von Bozen, der hier schon viele, viele Jahre her seine Sommerfrische hält, und deßwegen auch bei seiner Ankunft mit knallenden Böllern empfangen wird, eine Ehre, um die ihm schon mancher neidig gewesen seyn soll. Nach allem was wir an andern Orten gesagt, ist es wohl überflüssig auch hier wieder von freundlichem Empfang und liebreicher Sorgfalt der Wirthsleute zu sprechen.

Auch der Tirolerbote liegt zu Ratzes auf; sogar ein Ansatz zu einer Badebibliothek ist gemacht und für dichterische Ergießungen, die nicht selten scheinen, steht das Fremdenbuch offen. In diesem fand ich auch eine Aufzeichnung der Meereshöhen verschiedener Orte der Gegend in Wiener Fußen nach Dr. Jos. Oettl. Laut dieser ist die Spitze des Schlernkofels 8720, das Ratzeserbad aber 4161 Fuß über dem mittelländischen Meere. Andere Angaben finden sich im eilften Bändchen der neuen Zeitschrift des Ferdinandeums. Nach diesen wäre der Rücken des Berges 8094, das Bad 3885 über dem Meeresspiegel.

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drittes das dahinter steht, ist von Holz. Auch hier ist für ärmere Leute durch mäßigeren Tisch und billigere Herberge besonders gesorgt. Die reichern Gäste führen dasselbe nährende Leben wie zu Ulten, wozu wir den Abendimbiß, dem wir beiwohnten, zum Zeugen nehmen. Vorher wurde in der Badcapelle von einem Geistlichen der Abendsegen gebetet, wobei Reich und Arm erschien. Die frommen Verrichtungen des Tages, an die der Tiroler in der Heimath gewohnt ist, will er auch als Gast im Bade nicht missen. An Priestern hiefür ist selten Mangel, da auch die Geistlichen ihre Sommerfrischen am liebsten in den Bädern zubringen. Auch dießmal waren ihrer etliche sechs an der Tafel und saßen oben auf; dann kamen ein paar Familien aus Bozen, dann die beiden Herren aus Bayern, dann etliche junge Leute uns unbekannter Herkunft &#x2013; in allem etwa dreißig Personen und eigentlich nur der Rest der Gesellschaft, die im vorigen Monat drei- und viermal zahlreicher gewesen. Durchschnittlich soll in guten Sommern die Gesammtzahl der bessern Leute auf 500 steigen. Der bekannteste darunter ist der Mondscheinwirth von Bozen, der hier schon viele, viele Jahre her seine Sommerfrische hält, und deßwegen auch bei seiner Ankunft mit knallenden Böllern empfangen wird, eine Ehre, um die ihm schon mancher neidig gewesen seyn soll. Nach allem was wir an andern Orten gesagt, ist es wohl überflüssig auch hier wieder von freundlichem Empfang und liebreicher Sorgfalt der Wirthsleute zu sprechen.</p>
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[412/0416] drittes das dahinter steht, ist von Holz. Auch hier ist für ärmere Leute durch mäßigeren Tisch und billigere Herberge besonders gesorgt. Die reichern Gäste führen dasselbe nährende Leben wie zu Ulten, wozu wir den Abendimbiß, dem wir beiwohnten, zum Zeugen nehmen. Vorher wurde in der Badcapelle von einem Geistlichen der Abendsegen gebetet, wobei Reich und Arm erschien. Die frommen Verrichtungen des Tages, an die der Tiroler in der Heimath gewohnt ist, will er auch als Gast im Bade nicht missen. An Priestern hiefür ist selten Mangel, da auch die Geistlichen ihre Sommerfrischen am liebsten in den Bädern zubringen. Auch dießmal waren ihrer etliche sechs an der Tafel und saßen oben auf; dann kamen ein paar Familien aus Bozen, dann die beiden Herren aus Bayern, dann etliche junge Leute uns unbekannter Herkunft – in allem etwa dreißig Personen und eigentlich nur der Rest der Gesellschaft, die im vorigen Monat drei- und viermal zahlreicher gewesen. Durchschnittlich soll in guten Sommern die Gesammtzahl der bessern Leute auf 500 steigen. Der bekannteste darunter ist der Mondscheinwirth von Bozen, der hier schon viele, viele Jahre her seine Sommerfrische hält, und deßwegen auch bei seiner Ankunft mit knallenden Böllern empfangen wird, eine Ehre, um die ihm schon mancher neidig gewesen seyn soll. Nach allem was wir an andern Orten gesagt, ist es wohl überflüssig auch hier wieder von freundlichem Empfang und liebreicher Sorgfalt der Wirthsleute zu sprechen. Auch der Tirolerbote liegt zu Ratzes auf; sogar ein Ansatz zu einer Badebibliothek ist gemacht und für dichterische Ergießungen, die nicht selten scheinen, steht das Fremdenbuch offen. In diesem fand ich auch eine Aufzeichnung der Meereshöhen verschiedener Orte der Gegend in Wiener Fußen nach Dr. Jos. Oettl. Laut dieser ist die Spitze des Schlernkofels 8720, das Ratzeserbad aber 4161 Fuß über dem mittelländischen Meere. Andere Angaben finden sich im eilften Bändchen der neuen Zeitschrift des Ferdinandeums. Nach diesen wäre der Rücken des Berges 8094, das Bad 3885 über dem Meeresspiegel.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/416>, abgerufen am 23.11.2024.