Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Heuliegen gewesen und hätten viel Kurzweil und Recreation gehabt.

Dieses Sommerfrischleben verbunden mit den mercantilen Wanderungen der Thälerer verleiht denn auch dem Lande Tirol in der warmen Jahreszeit einen eigenthümlich zügigen, nomadischen Charakter. Da gehen die Oberinnthaler ins sogenannte Schwabenland, die Passeyrer nach Italien oder mit Früchten nach Bayern, die Grödner durchstöbern auf allerlei Handelschaft das Land, die Zillerthaler und viele andre deßgleichen; die Wirthe aus Nordtirol fahren ins Etschland um Wein; mächtige Güterwagen wandeln in langen Reihen den Brenner auf und ab und auch die Lahninger geben einen reichen Beitrag zum bunten Straßenleben. Ferner zieht der Adel auf noch bewohnte Schlösser, der Bürger sucht seine Landlust auf den Bergen und reist mit Sack und Pack in die Höhe zu seinem hergebrachten Ruhesitze oder Curort, der Bauer verliert sich in sein "Badl," die Taglöhner, die Hirten gehen auf die Alpen ins Heuliegen, die frommen Seelen treiben andächtige Wallfahrt nach dem Weißenstein, nach der Mutter Gottes zu Trens, zu Absam, nach unzähligen andern Gnadenbildern. So ist ein großer Theil des Volkes auf der Wanderschaft und darum sind um diese Zeit alle Stellwagen so voll und alle Wirthshäuser. Kommen nun noch wie in neuern Jahren, die Schwärme deutscher und englischer Reisender hinzu, so erklärt sich zur Genüge, warum das stille Alpenland im Sommer ein sehr lautes und lebendiges ist.

Heuliegen gewesen und hätten viel Kurzweil und Recreation gehabt.

Dieses Sommerfrischleben verbunden mit den mercantilen Wanderungen der Thälerer verleiht denn auch dem Lande Tirol in der warmen Jahreszeit einen eigenthümlich zügigen, nomadischen Charakter. Da gehen die Oberinnthaler ins sogenannte Schwabenland, die Passeyrer nach Italien oder mit Früchten nach Bayern, die Grödner durchstöbern auf allerlei Handelschaft das Land, die Zillerthaler und viele andre deßgleichen; die Wirthe aus Nordtirol fahren ins Etschland um Wein; mächtige Güterwagen wandeln in langen Reihen den Brenner auf und ab und auch die Lahninger geben einen reichen Beitrag zum bunten Straßenleben. Ferner zieht der Adel auf noch bewohnte Schlösser, der Bürger sucht seine Landlust auf den Bergen und reist mit Sack und Pack in die Höhe zu seinem hergebrachten Ruhesitze oder Curort, der Bauer verliert sich in sein „Badl,“ die Taglöhner, die Hirten gehen auf die Alpen ins Heuliegen, die frommen Seelen treiben andächtige Wallfahrt nach dem Weißenstein, nach der Mutter Gottes zu Trens, zu Absam, nach unzähligen andern Gnadenbildern. So ist ein großer Theil des Volkes auf der Wanderschaft und darum sind um diese Zeit alle Stellwagen so voll und alle Wirthshäuser. Kommen nun noch wie in neuern Jahren, die Schwärme deutscher und englischer Reisender hinzu, so erklärt sich zur Genüge, warum das stille Alpenland im Sommer ein sehr lautes und lebendiges ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0373" n="369"/>
Heuliegen gewesen und hätten viel Kurzweil und Recreation gehabt.</p>
        <p>Dieses Sommerfrischleben verbunden mit den mercantilen Wanderungen der Thälerer verleiht denn auch dem Lande Tirol in der warmen Jahreszeit einen eigenthümlich zügigen, nomadischen Charakter. Da gehen die Oberinnthaler ins sogenannte Schwabenland, die Passeyrer nach Italien oder mit Früchten nach Bayern, die Grödner durchstöbern auf allerlei Handelschaft das Land, die Zillerthaler und viele andre deßgleichen; die Wirthe aus Nordtirol fahren ins Etschland um Wein; mächtige Güterwagen wandeln in langen Reihen den Brenner auf und ab und auch die Lahninger geben einen reichen Beitrag zum bunten Straßenleben. Ferner zieht der Adel auf noch bewohnte Schlösser, der Bürger sucht seine Landlust auf den Bergen und reist mit Sack und Pack in die Höhe zu seinem hergebrachten Ruhesitze oder Curort, der Bauer verliert sich in sein &#x201E;Badl,&#x201C; die Taglöhner, die Hirten gehen auf die Alpen ins Heuliegen, die frommen Seelen treiben andächtige Wallfahrt nach dem Weißenstein, nach der Mutter Gottes zu Trens, zu Absam, nach unzähligen andern Gnadenbildern. So ist ein großer Theil des Volkes auf der Wanderschaft und darum sind um diese Zeit alle Stellwagen so voll und alle Wirthshäuser. Kommen nun noch wie in neuern Jahren, die Schwärme deutscher und englischer Reisender hinzu, so erklärt sich zur Genüge, warum das stille Alpenland im Sommer ein sehr lautes und lebendiges ist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0373] Heuliegen gewesen und hätten viel Kurzweil und Recreation gehabt. Dieses Sommerfrischleben verbunden mit den mercantilen Wanderungen der Thälerer verleiht denn auch dem Lande Tirol in der warmen Jahreszeit einen eigenthümlich zügigen, nomadischen Charakter. Da gehen die Oberinnthaler ins sogenannte Schwabenland, die Passeyrer nach Italien oder mit Früchten nach Bayern, die Grödner durchstöbern auf allerlei Handelschaft das Land, die Zillerthaler und viele andre deßgleichen; die Wirthe aus Nordtirol fahren ins Etschland um Wein; mächtige Güterwagen wandeln in langen Reihen den Brenner auf und ab und auch die Lahninger geben einen reichen Beitrag zum bunten Straßenleben. Ferner zieht der Adel auf noch bewohnte Schlösser, der Bürger sucht seine Landlust auf den Bergen und reist mit Sack und Pack in die Höhe zu seinem hergebrachten Ruhesitze oder Curort, der Bauer verliert sich in sein „Badl,“ die Taglöhner, die Hirten gehen auf die Alpen ins Heuliegen, die frommen Seelen treiben andächtige Wallfahrt nach dem Weißenstein, nach der Mutter Gottes zu Trens, zu Absam, nach unzähligen andern Gnadenbildern. So ist ein großer Theil des Volkes auf der Wanderschaft und darum sind um diese Zeit alle Stellwagen so voll und alle Wirthshäuser. Kommen nun noch wie in neuern Jahren, die Schwärme deutscher und englischer Reisender hinzu, so erklärt sich zur Genüge, warum das stille Alpenland im Sommer ein sehr lautes und lebendiges ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T13:27:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T13:27:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T13:27:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche werden als Halbgeviertstriche wiedergegeben.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/373
Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/373>, abgerufen am 23.11.2024.