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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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yawali, yawali i i ii pekoto, yawali ii ii eh he he yawalilawi.

yawali pinaku yawali eh he he, yawali henemanekabo yawali eh he he, yawali
he he he.

yawali nawi ehe, yawali nawi ehe, yawale nawi ehe, yawali nawi ehe-yä.

Wie der Yawali-Gesang gab es einen andern mit endloser Wiederholung:
wakutuyeh, wakutuyeh fünf Mal, waku wakutuyeh etc. in infinitum. Dann wusste
Paleko auch ein Lied der Nahuqua, das sich auf das schöne Geschlecht, tau Frau,
bezog: yamiku heze hezemitau -- yamiku ereheze meze mitau.

Trotz der aufmunternden Marschlieder kam in unserm Bohnentopf kein
Wallen und Sprudeln zu Stande, nur bescheidene Schaumblasen schwammen oben
und nach zwei Stunden waren die sanft erhitzten Hülsenfrüchte noch grün. Erst
als meine Zukünftige herzukam und sich der Sache annahm, wurde auch das
Tempo der Bohnen lebhafter. Auch sie sang "kuyauhu kuyauhu" (Diphthong au)
mit leiser Stimme ein wenig nach der Melodie: "Wir hatten gebauet ein statt-
liches Haus": kuyauhu kuyauhuhu -- kiruhaye kiruhaye (vier mal) -- kuyauhu kuyau.

Leise und ziemlich dumpf, langsam feierlich, lange auf dem au verweilend.

Das Hauptlied, das wir noch häufig zusammen sangen, war das folgende:
yawi yawi naku -- novi rito hahe -- oho hohu, nike weke nike, nike weke nike,
notu arite nohuhe, ohohuho huhu, nike weke nike, notu arite ohohu, ohohuho etc.

Dumpf und leise, aber immer schneller mit gestampftem Takt und einer
stossweisen Betonung, die zum Fortschreiten mitreisst; das ohohu ... wird wieder-
holt, bis der Athem fast versagt, und man ruht wieder aus auf dem feierlicheren:
no tu ha -- notu arite nohuhe nuha hahu -- notu arite nohuhe nuha hahu no tu ha,
no tu ha -- oho hu hu.

Ein grösserer Gegensatz ist nicht gut denkbar als zwischen einem flotten
Studenten-Kneiplied und jenen Gesängen, deren Vortrag kaum ein Singen zu
nennen war, sondern nur mit verhaltenen Tönen den Tanzmarsch der Füsse be-
gleiten zu wollen schien. Ich sang natürlich auch, auf die Gefahr hin, den Leutchen
von unserer Musik nicht den allgemein gültigen Begriff zu geben, da ich nur
"eigene Melodien" zur Verfügung habe. Ich errang einen kleinen Achtungserfolg,
doch war man wegen des mit der Tonfülle verbundenen ungewohnten Lärms ein
wenig befangen. Naturlaute aber wie "rudirallala" gefielen meinem Freunde
Paleko ausnehmend, er war mit Feuereifer bestrebt, sie zu lernen, und krümmte
sich vor Lachen, wenn er nicht rasch genug folgen konnte.

Schamgefühl. Ich möchte in diesem erzählenden Teil vermeiden, Kleidung
und Schmuck im Einzelnen zu beschreiben und beschränke mich, was die persönliche
Erscheinung betrifft, auf die Bemerkung, dass beide Geschlechter unbekleidet gingen,
dass die Frauen, wie man auf der Tafel 5 sieht, das "Uluri", ein gelbbraunes,
dreieckig gefaltenes und an Schnüren befestigtes Stückchen Rindenbast, und um
den Hals eine Schnur mit Muschelstückchen, Halmstückchen, Samenkernen, dass
die Männer immer eine Hüftschnur mit oder ohne solchen Zierrat und häufig Bast-

yáwalí, yáwalí i í ií pekóto, yawalí ii ii éh hé hé yawalílawí.

yáwalí pinakú yawalí eh he hé, yawalí henemánekabó yawalí eh he hé, yawáli
he he hé.

yawalí nawí ehé, yawalí nawí ehé, yawalé nawí ehé, yawalí nawí ehé-yä.

Wie der Yawali-Gesang gab es einen andern mit endloser Wiederholung:
wákutuyéh, wákutuyéh fünf Mal, wakú wákutuyéh etc. in infinitum. Dann wusste
Paleko auch ein Lied der Nahuquá, das sich auf das schöne Geschlecht, táu Frau,
bezog: yámikú hezé hezémitáu — yámikú erehezé mezé mitáu.

Trotz der aufmunternden Marschlieder kam in unserm Bohnentopf kein
Wallen und Sprudeln zu Stande, nur bescheidene Schaumblasen schwammen oben
und nach zwei Stunden waren die sanft erhitzten Hülsenfrüchte noch grün. Erst
als meine Zukünftige herzukam und sich der Sache annahm, wurde auch das
Tempo der Bohnen lebhafter. Auch sie sang »kuyáuhu kuyáuhú« (Diphthong au)
mit leiser Stimme ein wenig nach der Melodie: »Wir hatten gebauet ein statt-
liches Haus«: kuyáuhu kuyáuhuhú — kirúhayé kiruhayé (vier mal) — kuyáuhu kuyáu.

Leise und ziemlich dumpf, langsam feierlich, lange auf dem au verweilend.

Das Hauptlied, das wir noch häufig zusammen sangen, war das folgende:
yawí yawí nakú — noví ritó hahé — ohó hohú, niké weké niké, niké weké niké,
notú aríte nóhuhé, ohóhuhó huhú, niké weké niké, notú aríte óhohu, ohóhuhó etc.

Dumpf und leise, aber immer schneller mit gestampftem Takt und einer
stossweisen Betonung, die zum Fortschreiten mitreisst; das óhohu … wird wieder-
holt, bis der Athem fast versagt, und man ruht wieder aus auf dem feierlicheren:
nó tú há — notú aríte nóhuhé nuhá hahú — notú aríte nóhuhé nuhá hahú nó tú há,
nó tú há — óho hú hu.

Ein grösserer Gegensatz ist nicht gut denkbar als zwischen einem flotten
Studenten-Kneiplied und jenen Gesängen, deren Vortrag kaum ein Singen zu
nennen war, sondern nur mit verhaltenen Tönen den Tanzmarsch der Füsse be-
gleiten zu wollen schien. Ich sang natürlich auch, auf die Gefahr hin, den Leutchen
von unserer Musik nicht den allgemein gültigen Begriff zu geben, da ich nur
»eigene Melodien« zur Verfügung habe. Ich errang einen kleinen Achtungserfolg,
doch war man wegen des mit der Tonfülle verbundenen ungewohnten Lärms ein
wenig befangen. Naturlaute aber wie »rudirallala« gefielen meinem Freunde
Paleko ausnehmend, er war mit Feuereifer bestrebt, sie zu lernen, und krümmte
sich vor Lachen, wenn er nicht rasch genug folgen konnte.

Schamgefühl. Ich möchte in diesem erzählenden Teil vermeiden, Kleidung
und Schmuck im Einzelnen zu beschreiben und beschränke mich, was die persönliche
Erscheinung betrifft, auf die Bemerkung, dass beide Geschlechter unbekleidet gingen,
dass die Frauen, wie man auf der Tafel 5 sieht, das »Ulúri«, ein gelbbraunes,
dreieckig gefaltenes und an Schnüren befestigtes Stückchen Rindenbast, und um
den Hals eine Schnur mit Muschelstückchen, Halmstückchen, Samenkernen, dass
die Männer immer eine Hüftschnur mit oder ohne solchen Zierrat und häufig Bast-

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[63/0091] yáwalí, yáwalí i í ií pekóto, yawalí ii ii éh hé hé yawalílawí. yáwalí pinakú yawalí eh he hé, yawalí henemánekabó yawalí eh he hé, yawáli he he hé. yawalí nawí ehé, yawalí nawí ehé, yawalé nawí ehé, yawalí nawí ehé-yä. Wie der Yawali-Gesang gab es einen andern mit endloser Wiederholung: wákutuyéh, wákutuyéh fünf Mal, wakú wákutuyéh etc. in infinitum. Dann wusste Paleko auch ein Lied der Nahuquá, das sich auf das schöne Geschlecht, táu Frau, bezog: yámikú hezé hezémitáu — yámikú erehezé mezé mitáu. Trotz der aufmunternden Marschlieder kam in unserm Bohnentopf kein Wallen und Sprudeln zu Stande, nur bescheidene Schaumblasen schwammen oben und nach zwei Stunden waren die sanft erhitzten Hülsenfrüchte noch grün. Erst als meine Zukünftige herzukam und sich der Sache annahm, wurde auch das Tempo der Bohnen lebhafter. Auch sie sang »kuyáuhu kuyáuhú« (Diphthong au) mit leiser Stimme ein wenig nach der Melodie: »Wir hatten gebauet ein statt- liches Haus«: kuyáuhu kuyáuhuhú — kirúhayé kiruhayé (vier mal) — kuyáuhu kuyáu. Leise und ziemlich dumpf, langsam feierlich, lange auf dem au verweilend. Das Hauptlied, das wir noch häufig zusammen sangen, war das folgende: yawí yawí nakú — noví ritó hahé — ohó hohú, niké weké niké, niké weké niké, notú aríte nóhuhé, ohóhuhó huhú, niké weké niké, notú aríte óhohu, ohóhuhó etc. Dumpf und leise, aber immer schneller mit gestampftem Takt und einer stossweisen Betonung, die zum Fortschreiten mitreisst; das óhohu … wird wieder- holt, bis der Athem fast versagt, und man ruht wieder aus auf dem feierlicheren: nó tú há — notú aríte nóhuhé nuhá hahú — notú aríte nóhuhé nuhá hahú nó tú há, nó tú há — óho hú hu. Ein grösserer Gegensatz ist nicht gut denkbar als zwischen einem flotten Studenten-Kneiplied und jenen Gesängen, deren Vortrag kaum ein Singen zu nennen war, sondern nur mit verhaltenen Tönen den Tanzmarsch der Füsse be- gleiten zu wollen schien. Ich sang natürlich auch, auf die Gefahr hin, den Leutchen von unserer Musik nicht den allgemein gültigen Begriff zu geben, da ich nur »eigene Melodien« zur Verfügung habe. Ich errang einen kleinen Achtungserfolg, doch war man wegen des mit der Tonfülle verbundenen ungewohnten Lärms ein wenig befangen. Naturlaute aber wie »rudirallala« gefielen meinem Freunde Paleko ausnehmend, er war mit Feuereifer bestrebt, sie zu lernen, und krümmte sich vor Lachen, wenn er nicht rasch genug folgen konnte. Schamgefühl. Ich möchte in diesem erzählenden Teil vermeiden, Kleidung und Schmuck im Einzelnen zu beschreiben und beschränke mich, was die persönliche Erscheinung betrifft, auf die Bemerkung, dass beide Geschlechter unbekleidet gingen, dass die Frauen, wie man auf der Tafel 5 sieht, das »Ulúri«, ein gelbbraunes, dreieckig gefaltenes und an Schnüren befestigtes Stückchen Rindenbast, und um den Hals eine Schnur mit Muschelstückchen, Halmstückchen, Samenkernen, dass die Männer immer eine Hüftschnur mit oder ohne solchen Zierrat und häufig Bast-

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/91>, abgerufen am 04.05.2024.