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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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nach dem Andern hässlich; sie kommen bei Vollmond oder am Tage heraus, 2, 3 bis 5 an
der Zahl, und entführen Kinder. Sie gehen durch den Berg gerade wie wir durch die
Luft. Wie sie sprechen weiss man nicht; man hat sie hunderte von Malen gesehen, aber
nie fassen können. Zurückgekehrte Kinder sind verwirrt und wissen nichts zu erzählen.

Es giebt einen Strauch -- wenn man vorbeistreift, verirrt man sich im Wald. Er
ist elektrisch.

Gespenster bevölkern hauptsächlich verlassene Ansiedelungen (Sitios). Durch
Pfeifen bei Nacht werden sie in's Haus gelockt. Nachts soll man keine Teller mehr auf-
waschen, damit die Geister Essen finden, sondern erst am nächsten Morgen, wenn sie sich
bedient haben.

In einem Hause spukte es, Steine flogen in die Fenster, das Licht wurde verlöscht,
alle Abende hörte man schlürfende Tritte, Thüren schlugen zu oder es wurde angeklopft
und Niemand war da, wenn man öffnete. Der Schwiegervater, ein Caboclo, fürchtete sich
nicht vor dem Teufel und rief, als er in einer Nacht in dem Hause zu Besuch war und die
Dinge miterlebte, laut: "Bruder, Schwester, wer es sei, lass die Familie in Ruhe und komm
zu mir auf die Chacara (Landhaus) hinaus!" Anderntags setzte sich Einer neben ihn in
die Hängematte; es war sein toter Bruder, der flehte, Juaninha, ihre Schwester, möge ihm
ein Wort verzeihen, er könne keine Ruhe finden. Weinend eilte der Caboclo sofort nach dem
Spukhause, Tante Juaninha weinte auch und verzieh; die arme Seele kam nicht wieder.

Werwolf. Von anämischen Leuten nimmt man häufig an, dass sie Freitag Nacht
auf den Kirchhof gehen, Tote auswühlen und fressen. Sie verwandeln sich in einen "Lobis-
homem
". Dieser sieht aus wie ein grosser Hund, die Hinterbeine sind viel höher als die
Vorderbeine, dabei läuft er -- und zwar sehr schnell -- mit (wie wenn man den Kopf auf
den Ellbogen aufstützt) zum Ohr aufgeknickten Vorderbeinen. Es giebt schwarze, weisse,
gelbe, je nach der Farbe des Menschen. Wenn eine Frau sieben Knaben zur Welt bringt,
so wird der erste oder der letzte ein Werwolf. Er selbst kann nicht dafür, es ist sein Fatum.
Er frisst Unrat in Bächen und Kanälen und bricht ihn als Mensch wieder aus, daher das
bleiche, fahle Aussehen.

Jemand lud einen Mann, den er im Verdacht hatte, zu einem Schnäpschen ein: "quer
matar um bicho
?"*) Als er gemütlich mit ihm allein war, kratzte er ihn plötzlich, wie man
Hunde kraut, hinter den Ohren. Wütend rannte der so Behandelte fort; er war also richtig
erkannt.

Man entzaubert den Werwolf 1. durch einen Stich, der nur einen Blutstropfen zu ent-
locken braucht, 2. durch einen Hieb mit einem Bambusspan oder einem Messerchen (nicht
einem grossen Messer), 3. durch einen Steinwurf. Er wird jedoch der geschworene Feind
seines Befreiers und sucht ihn zu töten, indem er ihm gleichzeitig grosse Bezahlung zum
Dank verspricht.

Pferde ohne Kopf. Während der Charwoche Nachts zwischen 10 Uhr und dem
ersten Hahnenschrei um 2 Uhr sieht man in den Strassen von Cuyaba oder auch im Kamp
Pferde ohne Köpfe umherlaufen.**) Wo sie auftreten, schlagen Feuerfunken hervor; sie
streiten und beissen sich, sodass sie einen tobenden Knäuel bilden, sie heulen und wiehern
fürchterlich. Gerät ein Kind dazwischen, wird es mitgenommen. Sie eilen auf Alles los, was
blinkt. Wer sie ungestört sehen will, muss Fingernägel, Zähne, Schuhnägel, Metallknöpfe
und dergleichen wohl verborgen halten und soll sich deshalb auf den Bauch legen. Diese
cavallos sem cabeca sind Weiber, die sich zu ihren Lebzeiten mit Geistlichen abgegeben

*) Wörtlich: "wollen Sie einen Wurm töten?" = "einen kleinen genehmigen?"
**) Mir ist sogar öfters aufgefallen, dass gewöhnliche P[ferde] Nachts, (wo sie Gras fressend
durch den Kamp gehen,) keinen Kopf haben.

nach dem Andern hässlich; sie kommen bei Vollmond oder am Tage heraus, 2, 3 bis 5 an
der Zahl, und entführen Kinder. Sie gehen durch den Berg gerade wie wir durch die
Luft. Wie sie sprechen weiss man nicht; man hat sie hunderte von Malen gesehen, aber
nie fassen können. Zurückgekehrte Kinder sind verwirrt und wissen nichts zu erzählen.

Es giebt einen Strauch — wenn man vorbeistreift, verirrt man sich im Wald. Er
ist elektrisch.

Gespenster bevölkern hauptsächlich verlassene Ansiedelungen (Sitios). Durch
Pfeifen bei Nacht werden sie in’s Haus gelockt. Nachts soll man keine Teller mehr auf-
waschen, damit die Geister Essen finden, sondern erst am nächsten Morgen, wenn sie sich
bedient haben.

In einem Hause spukte es, Steine flogen in die Fenster, das Licht wurde verlöscht,
alle Abende hörte man schlürfende Tritte, Thüren schlugen zu oder es wurde angeklopft
und Niemand war da, wenn man öffnete. Der Schwiegervater, ein Caboclo, fürchtete sich
nicht vor dem Teufel und rief, als er in einer Nacht in dem Hause zu Besuch war und die
Dinge miterlebte, laut: »Bruder, Schwester, wer es sei, lass die Familie in Ruhe und komm
zu mir auf die Chacara (Landhaus) hinaus!« Anderntags setzte sich Einer neben ihn in
die Hängematte; es war sein toter Bruder, der flehte, Juaninha, ihre Schwester, möge ihm
ein Wort verzeihen, er könne keine Ruhe finden. Weinend eilte der Caboclo sofort nach dem
Spukhause, Tante Juaninha weinte auch und verzieh; die arme Seele kam nicht wieder.

Werwolf. Von anämischen Leuten nimmt man häufig an, dass sie Freitag Nacht
auf den Kirchhof gehen, Tote auswühlen und fressen. Sie verwandeln sich in einen „Lobis-
homem
“. Dieser sieht aus wie ein grosser Hund, die Hinterbeine sind viel höher als die
Vorderbeine, dabei läuft er — und zwar sehr schnell — mit (wie wenn man den Kopf auf
den Ellbogen aufstützt) zum Ohr aufgeknickten Vorderbeinen. Es giebt schwarze, weisse,
gelbe, je nach der Farbe des Menschen. Wenn eine Frau sieben Knaben zur Welt bringt,
so wird der erste oder der letzte ein Werwolf. Er selbst kann nicht dafür, es ist sein Fatum.
Er frisst Unrat in Bächen und Kanälen und bricht ihn als Mensch wieder aus, daher das
bleiche, fahle Aussehen.

Jemand lud einen Mann, den er im Verdacht hatte, zu einem Schnäpschen ein: „quer
matar um bicho
?“*) Als er gemütlich mit ihm allein war, kratzte er ihn plötzlich, wie man
Hunde kraut, hinter den Ohren. Wütend rannte der so Behandelte fort; er war also richtig
erkannt.

Man entzaubert den Werwolf 1. durch einen Stich, der nur einen Blutstropfen zu ent-
locken braucht, 2. durch einen Hieb mit einem Bambusspan oder einem Messerchen (nicht
einem grossen Messer), 3. durch einen Steinwurf. Er wird jedoch der geschworene Feind
seines Befreiers und sucht ihn zu töten, indem er ihm gleichzeitig grosse Bezahlung zum
Dank verspricht.

Pferde ohne Kopf. Während der Charwoche Nachts zwischen 10 Uhr und dem
ersten Hahnenschrei um 2 Uhr sieht man in den Strassen von Cuyabá oder auch im Kamp
Pferde ohne Köpfe umherlaufen.**) Wo sie auftreten, schlagen Feuerfunken hervor; sie
streiten und beissen sich, sodass sie einen tobenden Knäuel bilden, sie heulen und wiehern
fürchterlich. Gerät ein Kind dazwischen, wird es mitgenommen. Sie eilen auf Alles los, was
blinkt. Wer sie ungestört sehen will, muss Fingernägel, Zähne, Schuhnägel, Metallknöpfe
und dergleichen wohl verborgen halten und soll sich deshalb auf den Bauch legen. Diese
cavallos sem cabeça sind Weiber, die sich zu ihren Lebzeiten mit Geistlichen abgegeben

*) Wörtlich: »wollen Sie einen Wurm töten?« = »einen kleinen genehmigen?«
**) Mir ist sogar öfters aufgefallen, dass gewöhnliche P[ferde] Nachts, (wo sie Gras fressend
durch den Kamp gehen,) keinen Kopf haben.
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[556/0632] nach dem Andern hässlich; sie kommen bei Vollmond oder am Tage heraus, 2, 3 bis 5 an der Zahl, und entführen Kinder. Sie gehen durch den Berg gerade wie wir durch die Luft. Wie sie sprechen weiss man nicht; man hat sie hunderte von Malen gesehen, aber nie fassen können. Zurückgekehrte Kinder sind verwirrt und wissen nichts zu erzählen. Es giebt einen Strauch — wenn man vorbeistreift, verirrt man sich im Wald. Er ist elektrisch. Gespenster bevölkern hauptsächlich verlassene Ansiedelungen (Sitios). Durch Pfeifen bei Nacht werden sie in’s Haus gelockt. Nachts soll man keine Teller mehr auf- waschen, damit die Geister Essen finden, sondern erst am nächsten Morgen, wenn sie sich bedient haben. In einem Hause spukte es, Steine flogen in die Fenster, das Licht wurde verlöscht, alle Abende hörte man schlürfende Tritte, Thüren schlugen zu oder es wurde angeklopft und Niemand war da, wenn man öffnete. Der Schwiegervater, ein Caboclo, fürchtete sich nicht vor dem Teufel und rief, als er in einer Nacht in dem Hause zu Besuch war und die Dinge miterlebte, laut: »Bruder, Schwester, wer es sei, lass die Familie in Ruhe und komm zu mir auf die Chacara (Landhaus) hinaus!« Anderntags setzte sich Einer neben ihn in die Hängematte; es war sein toter Bruder, der flehte, Juaninha, ihre Schwester, möge ihm ein Wort verzeihen, er könne keine Ruhe finden. Weinend eilte der Caboclo sofort nach dem Spukhause, Tante Juaninha weinte auch und verzieh; die arme Seele kam nicht wieder. Werwolf. Von anämischen Leuten nimmt man häufig an, dass sie Freitag Nacht auf den Kirchhof gehen, Tote auswühlen und fressen. Sie verwandeln sich in einen „Lobis- homem“. Dieser sieht aus wie ein grosser Hund, die Hinterbeine sind viel höher als die Vorderbeine, dabei läuft er — und zwar sehr schnell — mit (wie wenn man den Kopf auf den Ellbogen aufstützt) zum Ohr aufgeknickten Vorderbeinen. Es giebt schwarze, weisse, gelbe, je nach der Farbe des Menschen. Wenn eine Frau sieben Knaben zur Welt bringt, so wird der erste oder der letzte ein Werwolf. Er selbst kann nicht dafür, es ist sein Fatum. Er frisst Unrat in Bächen und Kanälen und bricht ihn als Mensch wieder aus, daher das bleiche, fahle Aussehen. Jemand lud einen Mann, den er im Verdacht hatte, zu einem Schnäpschen ein: „quer matar um bicho?“ *) Als er gemütlich mit ihm allein war, kratzte er ihn plötzlich, wie man Hunde kraut, hinter den Ohren. Wütend rannte der so Behandelte fort; er war also richtig erkannt. Man entzaubert den Werwolf 1. durch einen Stich, der nur einen Blutstropfen zu ent- locken braucht, 2. durch einen Hieb mit einem Bambusspan oder einem Messerchen (nicht einem grossen Messer), 3. durch einen Steinwurf. Er wird jedoch der geschworene Feind seines Befreiers und sucht ihn zu töten, indem er ihm gleichzeitig grosse Bezahlung zum Dank verspricht. Pferde ohne Kopf. Während der Charwoche Nachts zwischen 10 Uhr und dem ersten Hahnenschrei um 2 Uhr sieht man in den Strassen von Cuyabá oder auch im Kamp Pferde ohne Köpfe umherlaufen. **) Wo sie auftreten, schlagen Feuerfunken hervor; sie streiten und beissen sich, sodass sie einen tobenden Knäuel bilden, sie heulen und wiehern fürchterlich. Gerät ein Kind dazwischen, wird es mitgenommen. Sie eilen auf Alles los, was blinkt. Wer sie ungestört sehen will, muss Fingernägel, Zähne, Schuhnägel, Metallknöpfe und dergleichen wohl verborgen halten und soll sich deshalb auf den Bauch legen. Diese cavallos sem cabeça sind Weiber, die sich zu ihren Lebzeiten mit Geistlichen abgegeben *) Wörtlich: »wollen Sie einen Wurm töten?« = »einen kleinen genehmigen?« **) Mir ist sogar öfters aufgefallen, dass gewöhnliche Pferde Nachts, (wo sie Gras fressend durch den Kamp gehen,) keinen Kopf haben.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/632>, abgerufen am 20.05.2024.