nur noch ein trauriges Nest -- 1874 hatte die ganze Parochie 1876 Seelen, und einige Jahre später erklärte der Geograph Melgaco: "der Verfall hält an und grenzt fast an Marasmus" -- aber auch die Indianer sind zu Tausenden zu Grunde gegangen und nur die, die sich vor der Zivilisation und Bekehrung zu retten wussten, erfreuen sich noch einiger Gesundheit.
In dem Aktenheft der Directoria dos Indios von Cuyaba finde ich aus dem Jahre 1848 folgende Angaben über die Stämme in den "Campos dos Parecis":
1. Barbados; 400 Seelen in einem Dorf am Abhang der Serra an den Quellen des Rio Vermelho, einem Quellflüsschen des Paraguay, bauen Mais, Mandioka, Bataten, Cara. Werkzeuge aus Stein und hartem Holz. Ohne Vieh- zucht und Industrie. Verräterisch, greifen zuweilen Reisende zwischen Diamantino und Villa Maria an. 2. Paressi; 200--250 Seelen, verschiedene Gruppen in dem Distrikt von Diamantino und Matogrosso, erscheinen zuweilen zum Austausch mit Sieben, Körben, Hängemattenstricken, Federn, Kuyen und Tabak, den sie her- richten und mit Urumbamba umwickeln, und der von Rauchern sehr geschätzt wird. Wenige verstehen und sprechen portugiesisch. Sie begehen keine offenen Feindseligkeiten, gesellen sich aber gelegentlich zu den Kabischi, um Unthaten zu verüben. 3. Maimbare; 400 Seelen, in Familiengruppen durch den Sertao zerstreut, haben Beziehungen mit den Paressi. Jagd, Mais, Mandioka, Bananen, Bataten, Cara. 4. Kabischi; zahlreich, auf 500 Seelen geschätzt, in verschiedenen Dörfern, 15--20 Leguas nordwestlich von dem Arraial de S. Vicente. Feindlich, Raub- und Brandzüge gegen die Stadt Matogrosso hin.
Die hier mitgeteilten Zahlen haben nach andern, besser zu beurteilenden zu schliessen, keinen Wert. Ueber die Barbados gehen allerlei seltsame Geschichten um, sie seien weiss und Abkömmlinge von Paulisten, die keine Annäherung er- laubten. Betreffs der Kabischi habe ich einen handschriftlichen Bericht (Juni 1888) des Kapitän Antonio Annibal de Motta gelesen, der durch Vermittlung der Paressi am Rio Sepotuba 12 Eingeborene jenes Stammes, darunter den Häupt- ling Loulomada kennen lernte. Von den Paressi, von denen er drei Dörfer an den Quellen des Rio Sepotuba, Rio Formoso und Rio Juba aufzählt, bemerkt der Kapitän, dass sie Kautschuk und Ipecacuanha nach S. Luiz de Caceres ver- handelten, dass sie mit den kriegerischen Nambiquara des Rio Juruena in Fehde lebten, mit den "zahmen" Kabischi verkehrten, aber nicht mit den "wilden", die 10 Tagereisen jenseits der zahmen im Walde wohnten. Die zahmen haben vier Dörfer am Rio Cabacal, einem rechten Nebenflusse des Paraguay, jedes unter einem besondern Häuptling. Ihre Sprache bis auf einige dialektische Verschieden- heiten und ihre Sitten und Gebräuche sind denen der Paressi gleich, beide Stämme pflanzen Mandioka, Tabak und Baumwolle. Die Hängematten sind ver- schieden, insofern die Paressi sie aus Baumwolle und die Kabischi sie aus Faser der kleinen Tukumpalme (Astrocaryum) machen. Pfeile und Werkzeuge sind gleich. Die Männer tragen sehr fest gewebte Baumwollbänder um Oberarm und
nur noch ein trauriges Nest — 1874 hatte die ganze Parochie 1876 Seelen, und einige Jahre später erklärte der Geograph Melgaço: »der Verfall hält an und grenzt fast an Marasmus« — aber auch die Indianer sind zu Tausenden zu Grunde gegangen und nur die, die sich vor der Zivilisation und Bekehrung zu retten wussten, erfreuen sich noch einiger Gesundheit.
In dem Aktenheft der Directoria dos Indios von Cuyabá finde ich aus dem Jahre 1848 folgende Angaben über die Stämme in den »Campos dos Parecis«:
1. Barbados; 400 Seelen in einem Dorf am Abhang der Serra an den Quellen des Rio Vermelho, einem Quellflüsschen des Paraguay, bauen Mais, Mandioka, Bataten, Cará. Werkzeuge aus Stein und hartem Holz. Ohne Vieh- zucht und Industrie. Verräterisch, greifen zuweilen Reisende zwischen Diamantino und Villa Maria an. 2. Paressí; 200—250 Seelen, verschiedene Gruppen in dem Distrikt von Diamantino und Matogrosso, erscheinen zuweilen zum Austausch mit Sieben, Körben, Hängemattenstricken, Federn, Kuyen und Tabak, den sie her- richten und mit Urumbamba umwickeln, und der von Rauchern sehr geschätzt wird. Wenige verstehen und sprechen portugiesisch. Sie begehen keine offenen Feindseligkeiten, gesellen sich aber gelegentlich zu den Kabischí, um Unthaten zu verüben. 3. Maimbaré; 400 Seelen, in Familiengruppen durch den Sertão zerstreut, haben Beziehungen mit den Paressí. Jagd, Mais, Mandioka, Bananen, Bataten, Cará. 4. Kabischí; zahlreich, auf 500 Seelen geschätzt, in verschiedenen Dörfern, 15—20 Leguas nordwestlich von dem Arraial de S. Vicente. Feindlich, Raub- und Brandzüge gegen die Stadt Matogrosso hin.
Die hier mitgeteilten Zahlen haben nach andern, besser zu beurteilenden zu schliessen, keinen Wert. Ueber die Barbados gehen allerlei seltsame Geschichten um, sie seien weiss und Abkömmlinge von Paulisten, die keine Annäherung er- laubten. Betreffs der Kabischí habe ich einen handschriftlichen Bericht (Juni 1888) des Kapitän Antonio Annibal de Motta gelesen, der durch Vermittlung der Paressí am Rio Sepotuba 12 Eingeborene jenes Stammes, darunter den Häupt- ling Loulomadá kennen lernte. Von den Paressí, von denen er drei Dörfer an den Quellen des Rio Sepotuba, Rio Formoso und Rio Juba aufzählt, bemerkt der Kapitän, dass sie Kautschuk und Ipecacuanha nach S. Luiz de Caceres ver- handelten, dass sie mit den kriegerischen Nambiquara des Rio Juruena in Fehde lebten, mit den »zahmen« Kabischí verkehrten, aber nicht mit den »wilden«, die 10 Tagereisen jenseits der zahmen im Walde wohnten. Die zahmen haben vier Dörfer am Rio Cabaçal, einem rechten Nebenflusse des Paraguay, jedes unter einem besondern Häuptling. Ihre Sprache bis auf einige dialektische Verschieden- heiten und ihre Sitten und Gebräuche sind denen der Paressí gleich, beide Stämme pflanzen Mandioka, Tabak und Baumwolle. Die Hängematten sind ver- schieden, insofern die Paressí sie aus Baumwolle und die Kabischí sie aus Faser der kleinen Tukumpalme (Astrocaryum) machen. Pfeile und Werkzeuge sind gleich. Die Männer tragen sehr fest gewebte Baumwollbänder um Oberarm und
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einige Jahre später erklärte der Geograph Melgaço: »der Verfall hält an und
grenzt fast an Marasmus« — aber auch die Indianer sind zu Tausenden zu Grunde
gegangen und nur die, die sich vor der Zivilisation und Bekehrung zu retten
wussten, erfreuen sich noch einiger Gesundheit.
In dem Aktenheft der Directoria dos Indios von Cuyabá finde ich aus dem
Jahre 1848 folgende Angaben über die Stämme in den »Campos dos Parecis«:
1. Barbados; 400 Seelen in einem Dorf am Abhang der Serra an den
Quellen des Rio Vermelho, einem Quellflüsschen des Paraguay, bauen Mais,
Mandioka, Bataten, Cará. Werkzeuge aus Stein und hartem Holz. Ohne Vieh-
zucht und Industrie. Verräterisch, greifen zuweilen Reisende zwischen Diamantino
und Villa Maria an. 2. Paressí; 200—250 Seelen, verschiedene Gruppen in dem
Distrikt von Diamantino und Matogrosso, erscheinen zuweilen zum Austausch
mit Sieben, Körben, Hängemattenstricken, Federn, Kuyen und Tabak, den sie her-
richten und mit Urumbamba umwickeln, und der von Rauchern sehr geschätzt
wird. Wenige verstehen und sprechen portugiesisch. Sie begehen keine offenen
Feindseligkeiten, gesellen sich aber gelegentlich zu den Kabischí, um Unthaten
zu verüben. 3. Maimbaré; 400 Seelen, in Familiengruppen durch den Sertão
zerstreut, haben Beziehungen mit den Paressí. Jagd, Mais, Mandioka, Bananen,
Bataten, Cará. 4. Kabischí; zahlreich, auf 500 Seelen geschätzt, in verschiedenen
Dörfern, 15—20 Leguas nordwestlich von dem Arraial de S. Vicente. Feindlich,
Raub- und Brandzüge gegen die Stadt Matogrosso hin.
Die hier mitgeteilten Zahlen haben nach andern, besser zu beurteilenden zu
schliessen, keinen Wert. Ueber die Barbados gehen allerlei seltsame Geschichten
um, sie seien weiss und Abkömmlinge von Paulisten, die keine Annäherung er-
laubten. Betreffs der Kabischí habe ich einen handschriftlichen Bericht (Juni 1888)
des Kapitän Antonio Annibal de Motta gelesen, der durch Vermittlung der
Paressí am Rio Sepotuba 12 Eingeborene jenes Stammes, darunter den Häupt-
ling Loulomadá kennen lernte. Von den Paressí, von denen er drei Dörfer an
den Quellen des Rio Sepotuba, Rio Formoso und Rio Juba aufzählt, bemerkt der
Kapitän, dass sie Kautschuk und Ipecacuanha nach S. Luiz de Caceres ver-
handelten, dass sie mit den kriegerischen Nambiquara des Rio Juruena in Fehde
lebten, mit den »zahmen« Kabischí verkehrten, aber nicht mit den »wilden«, die
10 Tagereisen jenseits der zahmen im Walde wohnten. Die zahmen haben vier
Dörfer am Rio Cabaçal, einem rechten Nebenflusse des Paraguay, jedes unter
einem besondern Häuptling. Ihre Sprache bis auf einige dialektische Verschieden-
heiten und ihre Sitten und Gebräuche sind denen der Paressí gleich, beide
Stämme pflanzen Mandioka, Tabak und Baumwolle. Die Hängematten sind ver-
schieden, insofern die Paressí sie aus Baumwolle und die Kabischí sie aus Faser
der kleinen Tukumpalme (Astrocaryum) machen. Pfeile und Werkzeuge sind
gleich. Die Männer tragen sehr fest gewebte Baumwollbänder um Oberarm und
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/490>, abgerufen am 25.11.2024.
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