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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Stirn des Trägers auf, der unterhalb der ovalen Maske durch den ange-
flochtenen Strohbehang hindurchblickt
.

Von den drei Wachsmasken, Abb. 107, ist die primitivste die Mittelfigur. Das
Stäbchengitter ist mit Wachs bedeckt, die Seitenteile aber sind dicker aufgelegt und
enthalten die Augen, zwei weisse Wollpfröpfchen, ursprünglich mit schwarzen Wachs-
pupillen versehen, die aber verloren gegangen sind. Die Nase, ein dicker Wachs-
klumpen, sitzt höher als die Augen. Bei der völlig mit Wachs überzogenen
Maske links sind die Augen Wachsklümpchen, die auf kleine Perlmutterstückchen
aufgesetzt sind. Rote Wangendreiecke und ein roter Mittelstreif werden von

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 108.

Koahalu-Maske. Auetö.
( 1/6 nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 109.

Koahalu-Maske. Auetö.
Holzplatte. ( 1/6 nat. Gr.)

grell abstechenden weissen Linien umzogen; in den unteren Seitenfeldern finden
sich zwei rote Tupfen. Die Augen stehen entsetzlich weit auseinander und dem
Rande näher als der Mittellinie, die Nase wieder hoch oben, und beiderseits von
ihr erscheint ein Wachsknopf. Einen Mund haben die drei Wachsmasken nicht,
doch mag er nur zufällig fehlen, weil wir die Masken nahmen, wie wir sie gerade
in den Hütten fanden.

Am interessantesten ist die Maske rechts, Abb. 107. Hier ist eng gewebtes
Tuch, das oben frei liegt, in den Reifen gespannt. Zwischen den beiden Wachs-
wangen steht ein rotbemaltes Mittelstück, und an ihrer Grenze die Augen sind
winzige Bohnenringe. Die untere Hälfte der Maske zeigt die Kiemen in Gestalt
feder- oder baumförmiger Verzweigung. Unten hängt ein 3/4 m langer Baumwoll-
zipfel herab, über dessen Ansatz ein Stück Wachs aufgedrückt ist.


Stirn des Trägers auf, der unterhalb der ovalen Maske durch den ange-
flochtenen Strohbehang hindurchblickt
.

Von den drei Wachsmasken, Abb. 107, ist die primitivste die Mittelfigur. Das
Stäbchengitter ist mit Wachs bedeckt, die Seitenteile aber sind dicker aufgelegt und
enthalten die Augen, zwei weisse Wollpfröpfchen, ursprünglich mit schwarzen Wachs-
pupillen versehen, die aber verloren gegangen sind. Die Nase, ein dicker Wachs-
klumpen, sitzt höher als die Augen. Bei der völlig mit Wachs überzogenen
Maske links sind die Augen Wachsklümpchen, die auf kleine Perlmutterstückchen
aufgesetzt sind. Rote Wangendreiecke und ein roter Mittelstreif werden von

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 108.

Koahálu-Maske. Auetö́.
(⅙ nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 109.

Koahálu-Maske. Auetö́.
Holzplatte. (⅙ nat. Gr.)

grell abstechenden weissen Linien umzogen; in den unteren Seitenfeldern finden
sich zwei rote Tupfen. Die Augen stehen entsetzlich weit auseinander und dem
Rande näher als der Mittellinie, die Nase wieder hoch oben, und beiderseits von
ihr erscheint ein Wachsknopf. Einen Mund haben die drei Wachsmasken nicht,
doch mag er nur zufällig fehlen, weil wir die Masken nahmen, wie wir sie gerade
in den Hütten fanden.

Am interessantesten ist die Maske rechts, Abb. 107. Hier ist eng gewebtes
Tuch, das oben frei liegt, in den Reifen gespannt. Zwischen den beiden Wachs-
wangen steht ein rotbemaltes Mittelstück, und an ihrer Grenze die Augen sind
winzige Bohnenringe. Die untere Hälfte der Maske zeigt die Kiemen in Gestalt
feder- oder baumförmiger Verzweigung. Unten hängt ein ¾ m langer Baumwoll-
zipfel herab, über dessen Ansatz ein Stück Wachs aufgedrückt ist.


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[312/0376] Stirn des Trägers auf, der unterhalb der ovalen Maske durch den ange- flochtenen Strohbehang hindurchblickt. Von den drei Wachsmasken, Abb. 107, ist die primitivste die Mittelfigur. Das Stäbchengitter ist mit Wachs bedeckt, die Seitenteile aber sind dicker aufgelegt und enthalten die Augen, zwei weisse Wollpfröpfchen, ursprünglich mit schwarzen Wachs- pupillen versehen, die aber verloren gegangen sind. Die Nase, ein dicker Wachs- klumpen, sitzt höher als die Augen. Bei der völlig mit Wachs überzogenen Maske links sind die Augen Wachsklümpchen, die auf kleine Perlmutterstückchen aufgesetzt sind. Rote Wangendreiecke und ein roter Mittelstreif werden von [Abbildung] [Abbildung Abb. 108. Koahálu-Maske. Auetö́. (⅙ nat. Gr.)] [Abbildung] [Abbildung Abb. 109. Koahálu-Maske. Auetö́. Holzplatte. (⅙ nat. Gr.)] grell abstechenden weissen Linien umzogen; in den unteren Seitenfeldern finden sich zwei rote Tupfen. Die Augen stehen entsetzlich weit auseinander und dem Rande näher als der Mittellinie, die Nase wieder hoch oben, und beiderseits von ihr erscheint ein Wachsknopf. Einen Mund haben die drei Wachsmasken nicht, doch mag er nur zufällig fehlen, weil wir die Masken nahmen, wie wir sie gerade in den Hütten fanden. Am interessantesten ist die Maske rechts, Abb. 107. Hier ist eng gewebtes Tuch, das oben frei liegt, in den Reifen gespannt. Zwischen den beiden Wachs- wangen steht ein rotbemaltes Mittelstück, und an ihrer Grenze die Augen sind winzige Bohnenringe. Die untere Hälfte der Maske zeigt die Kiemen in Gestalt feder- oder baumförmiger Verzweigung. Unten hängt ein ¾ m langer Baumwoll- zipfel herab, über dessen Ansatz ein Stück Wachs aufgedrückt ist.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/376>, abgerufen am 27.05.2024.