Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

am bequemsten mit seinem Bakairinamen "Uluri" bezeichnet wird. Die Uluris
werden aus einem viereckigen Stück des ziemlich harten knitternden Stoffes durch
Faltung in der Diagonale hergestellt; die Ränder der zwei so entstehenden leicht
aufeinander federnden
Dreiecke sind nach innen umgeschlagen, damit sie nicht
scharf bleiben und einschneiden. Das Uluri sitzt sehr tief dem Winkel des Scham-
bergs auf; die untere Ecke des Dreiecks verlängert sich in einen etwa 4 mm

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 18.

Uluri. ( 5/6 -- nat. Gr.)

breiten Damm
streifen
aus har-
tem Rindenbast,
während von den
beiden oberen 2
dünne Faden-
schnüre
durch
die Leistenbeugen
um die Schenkel herum nach hinten laufen
und dort mit dem schmalen Dammstreifen
vereinigt werden, der von der unteren
Spitze des Dreiecks her entgegenkommt.
Die Grösse der Uluris wechselt; umfang-
reiche Exemplare haben eine Grundlinie
von 7 cm, eine Höhe von 3 cm, die meisten
sind, zumal bei jüngeren Individuen, er-
heblich kleiner. Sie bedecken grade den
Anfang der Schamspalte und liegen dort
fest an. Der Introitus vaginae wird durch
das Dreieck nicht erreicht, aber durch den
Gesamtdruck von vorn nach hinten ver-
schlossen oder mindestens nach innen zu-
rückgehalten, da der zwischen den un-
behemmten Labia majora in der Spalte
eingebettete Dammstreifen scharf ange-
zogen ist.

Die Uluris sind mit grosser Zierlichkeit
gefertigt und sehen recht kokett aus, wenn
sie neu sind. Ihre ganze Konstruktion ist
so hübsch überlegt und besonders die Be-
festigung der Leistenschnüre wie die des Dammstreifens, die an die Dreiecke
angenäht sind, so saubere Arbeit, dass man sie nicht für ein ursprüngliches
Erzeugnis erklären kann.

Den verschiedenen Methoden der Frauen gemeinsam ist der Verschluss,
nicht die Verhüllung. Sie halten die Schleimhautteile zurück, wie bei den
Männern die Glans verhindert wird vorzutreten. Zurückhalten der Schleim-

am bequemsten mit seinem Bakaïrínamen „Uluri“ bezeichnet wird. Die Uluris
werden aus einem viereckigen Stück des ziemlich harten knitternden Stoffes durch
Faltung in der Diagonale hergestellt; die Ränder der zwei so entstehenden leicht
aufeinander federnden
Dreiecke sind nach innen umgeschlagen, damit sie nicht
scharf bleiben und einschneiden. Das Uluri sitzt sehr tief dem Winkel des Scham-
bergs auf; die untere Ecke des Dreiecks verlängert sich in einen etwa 4 mm

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 18.

Uluri. (⅚— nat. Gr.)

breiten Damm
streifen
aus har-
tem Rindenbast,
während von den
beiden oberen 2
dünne Faden-
schnüre
durch
die Leistenbeugen
um die Schenkel herum nach hinten laufen
und dort mit dem schmalen Dammstreifen
vereinigt werden, der von der unteren
Spitze des Dreiecks her entgegenkommt.
Die Grösse der Uluris wechselt; umfang-
reiche Exemplare haben eine Grundlinie
von 7 cm, eine Höhe von 3 cm, die meisten
sind, zumal bei jüngeren Individuen, er-
heblich kleiner. Sie bedecken grade den
Anfang der Schamspalte und liegen dort
fest an. Der Introitus vaginae wird durch
das Dreieck nicht erreicht, aber durch den
Gesamtdruck von vorn nach hinten ver-
schlossen oder mindestens nach innen zu-
rückgehalten, da der zwischen den un-
behemmten Labia majora in der Spalte
eingebettete Dammstreifen scharf ange-
zogen ist.

Die Uluris sind mit grosser Zierlichkeit
gefertigt und sehen recht kokett aus, wenn
sie neu sind. Ihre ganze Konstruktion ist
so hübsch überlegt und besonders die Be-
festigung der Leistenschnüre wie die des Dammstreifens, die an die Dreiecke
angenäht sind, so saubere Arbeit, dass man sie nicht für ein ursprüngliches
Erzeugnis erklären kann.

Den verschiedenen Methoden der Frauen gemeinsam ist der Verschluss,
nicht die Verhüllung. Sie halten die Schleimhautteile zurück, wie bei den
Männern die Glans verhindert wird vorzutreten. Zurückhalten der Schleim-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0238" n="194"/>
am bequemsten mit seinem Bakaïrínamen &#x201E;Uluri&#x201C; bezeichnet wird. Die Uluris<lb/>
werden aus einem viereckigen Stück des ziemlich harten knitternden Stoffes durch<lb/>
Faltung in der Diagonale hergestellt; die Ränder der zwei so entstehenden <hi rendition="#g">leicht<lb/>
aufeinander federnden</hi> Dreiecke sind nach innen umgeschlagen, damit sie nicht<lb/>
scharf bleiben und einschneiden. Das Uluri sitzt sehr tief dem Winkel des Scham-<lb/>
bergs auf; die untere Ecke des Dreiecks verlängert sich in einen etwa 4 mm<lb/><figure/>             <figure><head>Abb. 18. </head><p><hi rendition="#g">Uluri</hi>. (&#x215A;&#x2014;<formula notation="TeX">\frac{5}{7}</formula> nat. Gr.)</p></figure><lb/>
breiten <hi rendition="#g">Damm<lb/>
streifen</hi> aus har-<lb/>
tem Rindenbast,<lb/>
während von den<lb/>
beiden oberen 2<lb/>
dünne <hi rendition="#g">Faden-<lb/>
schnüre</hi> durch<lb/>
die Leistenbeugen<lb/>
um die Schenkel herum nach hinten laufen<lb/>
und dort mit dem schmalen Dammstreifen<lb/>
vereinigt werden, der von der unteren<lb/>
Spitze des Dreiecks her entgegenkommt.<lb/>
Die Grösse der Uluris wechselt; umfang-<lb/>
reiche Exemplare haben eine Grundlinie<lb/>
von 7 cm, eine Höhe von 3 cm, die meisten<lb/>
sind, zumal bei jüngeren Individuen, er-<lb/>
heblich kleiner. Sie bedecken grade den<lb/>
Anfang der Schamspalte und liegen dort<lb/>
fest an. Der Introitus vaginae wird durch<lb/>
das Dreieck nicht erreicht, aber durch den<lb/>
Gesamtdruck von vorn nach hinten ver-<lb/>
schlossen oder mindestens nach innen zu-<lb/>
rückgehalten, da der zwischen den un-<lb/>
behemmten Labia majora in der Spalte<lb/>
eingebettete Dammstreifen scharf ange-<lb/>
zogen ist.</p><lb/>
          <p>Die Uluris sind mit grosser Zierlichkeit<lb/>
gefertigt und sehen recht kokett aus, wenn<lb/>
sie neu sind. Ihre ganze Konstruktion ist<lb/>
so hübsch überlegt und besonders die Be-<lb/>
festigung der Leistenschnüre wie die des Dammstreifens, die an die Dreiecke<lb/>
angenäht sind, so saubere Arbeit, dass man sie nicht für ein ursprüngliches<lb/>
Erzeugnis erklären kann.</p><lb/>
          <p>Den verschiedenen Methoden der Frauen gemeinsam ist der <hi rendition="#g">Verschluss</hi>,<lb/>
nicht die Verhüllung. Sie halten die <hi rendition="#g">Schleimhautteile</hi> zurück, wie bei den<lb/>
Männern die Glans verhindert wird vorzutreten. <hi rendition="#g">Zurückhalten der Schleim-<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0238] am bequemsten mit seinem Bakaïrínamen „Uluri“ bezeichnet wird. Die Uluris werden aus einem viereckigen Stück des ziemlich harten knitternden Stoffes durch Faltung in der Diagonale hergestellt; die Ränder der zwei so entstehenden leicht aufeinander federnden Dreiecke sind nach innen umgeschlagen, damit sie nicht scharf bleiben und einschneiden. Das Uluri sitzt sehr tief dem Winkel des Scham- bergs auf; die untere Ecke des Dreiecks verlängert sich in einen etwa 4 mm [Abbildung] [Abbildung Abb. 18. Uluri. (⅚—[FORMEL] nat. Gr.)] breiten Damm streifen aus har- tem Rindenbast, während von den beiden oberen 2 dünne Faden- schnüre durch die Leistenbeugen um die Schenkel herum nach hinten laufen und dort mit dem schmalen Dammstreifen vereinigt werden, der von der unteren Spitze des Dreiecks her entgegenkommt. Die Grösse der Uluris wechselt; umfang- reiche Exemplare haben eine Grundlinie von 7 cm, eine Höhe von 3 cm, die meisten sind, zumal bei jüngeren Individuen, er- heblich kleiner. Sie bedecken grade den Anfang der Schamspalte und liegen dort fest an. Der Introitus vaginae wird durch das Dreieck nicht erreicht, aber durch den Gesamtdruck von vorn nach hinten ver- schlossen oder mindestens nach innen zu- rückgehalten, da der zwischen den un- behemmten Labia majora in der Spalte eingebettete Dammstreifen scharf ange- zogen ist. Die Uluris sind mit grosser Zierlichkeit gefertigt und sehen recht kokett aus, wenn sie neu sind. Ihre ganze Konstruktion ist so hübsch überlegt und besonders die Be- festigung der Leistenschnüre wie die des Dammstreifens, die an die Dreiecke angenäht sind, so saubere Arbeit, dass man sie nicht für ein ursprüngliches Erzeugnis erklären kann. Den verschiedenen Methoden der Frauen gemeinsam ist der Verschluss, nicht die Verhüllung. Sie halten die Schleimhautteile zurück, wie bei den Männern die Glans verhindert wird vorzutreten. Zurückhalten der Schleim-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/238
Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/238>, abgerufen am 25.11.2024.