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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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die Anfälle aber abschneidet oder mildert, und dass Arsenik prophylaktisch eine
ausgesprochen günstige Wirkung hat. Ich bin Max Buchner*) für seine dringende
Empfehlung der Arsenikpillen noch heute sehr dankbar. Das Aussetzen später
war nicht mit den geringsten Unannehmlichkeiten verbunden, obwohl ich unver-
nünftig genug war, plötzlich abzubrechen.

So hatten wir zwar mehr körperliche Beschwerden und weniger leibliche
Genüsse als auf der Thalfahrt, doch war dafür die allgemeine Stimmung im Be-
wusstsein des Erfolgs um so gehobener und fühlte sich Abends, wenigstens wer
gesund war, um so wohler und behaglicher hinter dem luftigen Gaze-Vorhang
des Moskiteiro, auf dem sich die Schatten zahlreicher Nachtschmetterlinge ab-
zeichneten. Der Unterhaltungsstoff war jetzt weit reichhaltiger und die von
Hängematte zu Hängematte fliegenden Gespräche wurden nur zuweilen durch
eine kleine Pause unterbrochen, wenn wir aufmerksam nach den Fischern hin-
horchten, ob nicht wieder ein Fisch auf den Kopf geschlagen würde.

Independencia. Bei einbrechender Dunkelheit landeten wir am 13. November
an dem Bach des Küchenplatzes. Die vier Zurückgebliebenen eilten in ziemlich
abgerissenem Zustand herbei, Satyr hatte sich schleunigst in eine Decke gehüllt,
und die Freude war gross. In Januario's verkniffenem Gesicht blinkten die
Thränen wie Thautropfen in einem schwarzen Stiefmütterchen, er hatte die vorige
Nacht geträumt, wir kämen, ave Maria, als Skelette zurück, und da waren wir
ja nun auch wirklich. Die Vier hatten sich merkwürdig gut vertragen, nur habe,
klagte der Küchenjunge Manoel im Vertrauen, Januario gar zu sehr den Alferes,
den Leutnant, gespielt und immer Recht haben wollen. Drei Hütten waren
gebaut worden, eine als Küche, in der ein neuer Holzmörser stand, eine für die
Soldaten, eine für uns. Es sah ganz gemütlich aus. Der Leutnant hatte einen
weiten Pallisadenzaun für die Maultiere angelegt und Mais und Bohnen gepflanzt.
Der Hund Legitimo war von einem Koati, einem Rüsselbär, getödtet worden.
Die Esel erschienen rund und vergnügt, dass es eine Lust war. Nur hatten die
Bremsen sie so arg geplagt, dass Rauchfeuer innerhalb der Umzäunung hatten
unterhalten werden müssen. Die Indianer vom ersten Bakairidorf waren 4 bis
5 mal dagewesen und hatten es an Beijus, Mehl und Mais nicht fehlen lassen.
Das letzte Mal hatte sich auch eine pekoto, eine Bakairifrau, hergewagt.

Wir gönnten uns einen Ruhetag. Es gab Erbsensuppe, gedörrtes Schweine-
fleisch und Einer buk Mandiokakuchen mit Oel, zu dem garantirt echter Wald-
honig und Thee gereicht wurden. Das Grossartigste waren aber auf den Mann
zwei Zigarren. Wilhelm nahm den zurückgelassenen Proviant auf, der uns für die
Heimreise übrig geblieben war: Salz 2 Sack, Paraguaythee 1/4 Sack, Suppentafeln
31/2 Dosen, Gemüse 4 Dosen, Kemmerich'sche Fleischmehlpatronen 24 Stück,
Bohnen 4 Mahlzeiten. Ehrenreich operierte bei sich und Andern "Berne"-Ge-
schwülste, von Insektenlarven hervorgerufene Beulen; das Tier wird mit Chloro-

*) Beilage der Allgemeinen Zeitung, 1885 No. 127.

die Anfälle aber abschneidet oder mildert, und dass Arsenik prophylaktisch eine
ausgesprochen günstige Wirkung hat. Ich bin Max Buchner*) für seine dringende
Empfehlung der Arsenikpillen noch heute sehr dankbar. Das Aussetzen später
war nicht mit den geringsten Unannehmlichkeiten verbunden, obwohl ich unver-
nünftig genug war, plötzlich abzubrechen.

So hatten wir zwar mehr körperliche Beschwerden und weniger leibliche
Genüsse als auf der Thalfahrt, doch war dafür die allgemeine Stimmung im Be-
wusstsein des Erfolgs um so gehobener und fühlte sich Abends, wenigstens wer
gesund war, um so wohler und behaglicher hinter dem luftigen Gaze-Vorhang
des Moskiteiro, auf dem sich die Schatten zahlreicher Nachtschmetterlinge ab-
zeichneten. Der Unterhaltungsstoff war jetzt weit reichhaltiger und die von
Hängematte zu Hängematte fliegenden Gespräche wurden nur zuweilen durch
eine kleine Pause unterbrochen, wenn wir aufmerksam nach den Fischern hin-
horchten, ob nicht wieder ein Fisch auf den Kopf geschlagen würde.

Independencia. Bei einbrechender Dunkelheit landeten wir am 13. November
an dem Bach des Küchenplatzes. Die vier Zurückgebliebenen eilten in ziemlich
abgerissenem Zustand herbei, Satyr hatte sich schleunigst in eine Decke gehüllt,
und die Freude war gross. In Januario’s verkniffenem Gesicht blinkten die
Thränen wie Thautropfen in einem schwarzen Stiefmütterchen, er hatte die vorige
Nacht geträumt, wir kämen, ave Maria, als Skelette zurück, und da waren wir
ja nun auch wirklich. Die Vier hatten sich merkwürdig gut vertragen, nur habe,
klagte der Küchenjunge Manoel im Vertrauen, Januario gar zu sehr den Alferes,
den Leutnant, gespielt und immer Recht haben wollen. Drei Hütten waren
gebaut worden, eine als Küche, in der ein neuer Holzmörser stand, eine für die
Soldaten, eine für uns. Es sah ganz gemütlich aus. Der Leutnant hatte einen
weiten Pallisadenzaun für die Maultiere angelegt und Mais und Bohnen gepflanzt.
Der Hund Legitimo war von einem Koatí, einem Rüsselbär, getödtet worden.
Die Esel erschienen rund und vergnügt, dass es eine Lust war. Nur hatten die
Bremsen sie so arg geplagt, dass Rauchfeuer innerhalb der Umzäunung hatten
unterhalten werden müssen. Die Indianer vom ersten Bakaïrídorf waren 4 bis
5 mal dagewesen und hatten es an Beijús, Mehl und Mais nicht fehlen lassen.
Das letzte Mal hatte sich auch eine pekóto, eine Bakaïrífrau, hergewagt.

Wir gönnten uns einen Ruhetag. Es gab Erbsensuppe, gedörrtes Schweine-
fleisch und Einer buk Mandiokakuchen mit Oel, zu dem garantirt echter Wald-
honig und Thee gereicht wurden. Das Grossartigste waren aber auf den Mann
zwei Zigarren. Wilhelm nahm den zurückgelassenen Proviant auf, der uns für die
Heimreise übrig geblieben war: Salz 2 Sack, Paraguaythee ¼ Sack, Suppentafeln
3½ Dosen, Gemüse 4 Dosen, Kemmerich’sche Fleischmehlpatronen 24 Stück,
Bohnen 4 Mahlzeiten. Ehrenreich operierte bei sich und Andern »Berne«-Ge-
schwülste, von Insektenlarven hervorgerufene Beulen; das Tier wird mit Chloro-

*) Beilage der Allgemeinen Zeitung, 1885 No. 127.
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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/173>, abgerufen am 23.11.2024.