ein Stamm der Aruma oder Yaruma die Hauptrolle. Die Suya hatten die Aruma, die landeinwärts von ihnen zu wohnen scheinen, überfallen und jedenfalls mit ihnen gekämpft; sie hatten acht Aruma, die uns an den Fingern vorgerechnet wurden, mit Pfeilen in die Kniee gestossen, sodass sie gebückt gehen mussten -- vielleicht eine Methode unserer Freunde mit den Lippenscheiben, die Gefangenen sicher zu transportieren. Nach der Beschreibung der Kamayura trugen die rätselhaften Aruma Yapufedern im Ohr, die gewöhnliche Tonsur und eine Be- malung oder Tätowirung des Gesichts derart, dass ein Strich vom Auge zum Munde, und ein anderer vom Munde zum Ohr lief. Quer unter der Nase trugen sie Schmuck von Federn oder Knochen. Am sonderbarsten aber ist es, dass sie einen Ohrschmuck hatten mit "itapu" der, wie unser Metall "ting ting" machte! Im Tupi heisst itapu Klingen von Stein oder Eisen. Wir erhielten in den Hütten ein Stück einer den Aruma zugeschriebenen Keule, genau den Karajakeulen gleich, die wir 1884 bei den Yuruna erhalten hatten, von schwerem schwarzbraunen Palm- holz in Stabform geschnitzt und durch eine hübsche Kanellierung ausgezeichnet, (vergl.: Durch Zentral-Brasilien S. 241 und zweite ethnographische Tafel). Wir entdeckten auch zwei Arumapfeile. Der eine hatte an der Spitze einen Rochen- stachel mit abgefeilten Zähnchen, der andere eine lange Holzspitze, die auf einer Seite sägeförmig eingekerbt war.
Eine dritte Häusergruppe bestand aus drei Hütten, einem verfallenen Haus und einem Neubau.
Das Zusammensein mit den Kamayura war äusserst gemütlich. Unsere glückliche Stimmung wurde durch das ungewöhnlich schöne Bild der Lagunen- landschaft nicht wenig gesteigert. Es war ein Ort, wo wir am liebsten ein paar Monate geblieben wären, und an den ich nur mit Sehnsucht zurückdenken kann. Das Tabakkollegium Abends im Mondschein hatte einen ganz besonders vertrau- lichen Charakter. Wir sangen den Kamayura Volks- und Studentenlieder vor und ernteten grossen Beifall. Sie führten uns ihrerseits Tänze auf, wenn auch nicht in vollem Festschmuck, sondern nur zur Erklärung, damit wir erführen, wie's dabei hergeht. Ein grosses mimisches Talent kam bei dem Wurfhölzertanz zum Vorschein: der Krieger wurde verwundet und stürzte tot zusammen genau in der Stellung des sterbenden Aegineten, dem nur der Schild fehlte.
Ausführlich wurde unser Zusammentreffen mit den Trumai im Jahre 1884 durchgenommen. Es stellte sich heraus, dass die Kamayura daran Teil genommen hatten und alte Freunde oder Feinde von uns waren. Der Häuptling Takuni, der eine Bassstimme besass, schilderte mit ausdrucksvoller Mimik seine damaligen Erlebnisse. Wilhelm ist sogar überzeugt, dass gerade er derjenige ist, der ihm den Hut wegnahm und dessen ungeschickter Griff nach seinem Gewehr den verhängnisvollen, Alle in die Flucht treibenden Schuss auslöste. Die fliehenden Indianer hatten in der Eile Allerlei mitgenommen, ein Boot mit Soldaten fuhr hinterher und auf der anderen Flussseite kam es, da ein Trumai einen Pfeil ent- sandte, trotz unserer Gegenbefehle zum Schiessen. Zu unserem Leidwesen ist,
ein Stamm der Arumá oder Yarumá die Hauptrolle. Die Suyá hatten die Arumá, die landeinwärts von ihnen zu wohnen scheinen, überfallen und jedenfalls mit ihnen gekämpft; sie hatten acht Arumá, die uns an den Fingern vorgerechnet wurden, mit Pfeilen in die Kniee gestossen, sodass sie gebückt gehen mussten — vielleicht eine Methode unserer Freunde mit den Lippenscheiben, die Gefangenen sicher zu transportieren. Nach der Beschreibung der Kamayurá trugen die rätselhaften Arumá Yapúfedern im Ohr, die gewöhnliche Tonsur und eine Be- malung oder Tätowirung des Gesichts derart, dass ein Strich vom Auge zum Munde, und ein anderer vom Munde zum Ohr lief. Quer unter der Nase trugen sie Schmuck von Federn oder Knochen. Am sonderbarsten aber ist es, dass sie einen Ohrschmuck hatten mit „itapú“ der, wie unser Metall »ting ting« machte! Im Tupí heisst itapú Klingen von Stein oder Eisen. Wir erhielten in den Hütten ein Stück einer den Arumá zugeschriebenen Keule, genau den Karajákeulen gleich, die wir 1884 bei den Yuruna erhalten hatten, von schwerem schwarzbraunen Palm- holz in Stabform geschnitzt und durch eine hübsche Kanellierung ausgezeichnet, (vergl.: Durch Zentral-Brasilien S. 241 und zweite ethnographische Tafel). Wir entdeckten auch zwei Arumápfeile. Der eine hatte an der Spitze einen Rochen- stachel mit abgefeilten Zähnchen, der andere eine lange Holzspitze, die auf einer Seite sägeförmig eingekerbt war.
Eine dritte Häusergruppe bestand aus drei Hütten, einem verfallenen Haus und einem Neubau.
Das Zusammensein mit den Kamayurá war äusserst gemütlich. Unsere glückliche Stimmung wurde durch das ungewöhnlich schöne Bild der Lagunen- landschaft nicht wenig gesteigert. Es war ein Ort, wo wir am liebsten ein paar Monate geblieben wären, und an den ich nur mit Sehnsucht zurückdenken kann. Das Tabakkollegium Abends im Mondschein hatte einen ganz besonders vertrau- lichen Charakter. Wir sangen den Kamayurá Volks- und Studentenlieder vor und ernteten grossen Beifall. Sie führten uns ihrerseits Tänze auf, wenn auch nicht in vollem Festschmuck, sondern nur zur Erklärung, damit wir erführen, wie’s dabei hergeht. Ein grosses mimisches Talent kam bei dem Wurfhölzertanz zum Vorschein: der Krieger wurde verwundet und stürzte tot zusammen genau in der Stellung des sterbenden Aegineten, dem nur der Schild fehlte.
Ausführlich wurde unser Zusammentreffen mit den Trumaí im Jahre 1884 durchgenommen. Es stellte sich heraus, dass die Kamayurá daran Teil genommen hatten und alte Freunde oder Feinde von uns waren. Der Häuptling Takuni, der eine Bassstimme besass, schilderte mit ausdrucksvoller Mimik seine damaligen Erlebnisse. Wilhelm ist sogar überzeugt, dass gerade er derjenige ist, der ihm den Hut wegnahm und dessen ungeschickter Griff nach seinem Gewehr den verhängnisvollen, Alle in die Flucht treibenden Schuss auslöste. Die fliehenden Indianer hatten in der Eile Allerlei mitgenommen, ein Boot mit Soldaten fuhr hinterher und auf der anderen Flussseite kam es, da ein Trumaí einen Pfeil ent- sandte, trotz unserer Gegenbefehle zum Schiessen. Zu unserem Leidwesen ist,
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[118/0152]
ein Stamm der Arumá oder Yarumá die Hauptrolle. Die Suyá hatten die
Arumá, die landeinwärts von ihnen zu wohnen scheinen, überfallen und jedenfalls
mit ihnen gekämpft; sie hatten acht Arumá, die uns an den Fingern vorgerechnet
wurden, mit Pfeilen in die Kniee gestossen, sodass sie gebückt gehen mussten —
vielleicht eine Methode unserer Freunde mit den Lippenscheiben, die Gefangenen
sicher zu transportieren. Nach der Beschreibung der Kamayurá trugen die
rätselhaften Arumá Yapúfedern im Ohr, die gewöhnliche Tonsur und eine Be-
malung oder Tätowirung des Gesichts derart, dass ein Strich vom Auge zum
Munde, und ein anderer vom Munde zum Ohr lief. Quer unter der Nase trugen
sie Schmuck von Federn oder Knochen. Am sonderbarsten aber ist es, dass sie
einen Ohrschmuck hatten mit „itapú“ der, wie unser Metall »ting ting« machte!
Im Tupí heisst itapú Klingen von Stein oder Eisen. Wir erhielten in den Hütten
ein Stück einer den Arumá zugeschriebenen Keule, genau den Karajákeulen gleich,
die wir 1884 bei den Yuruna erhalten hatten, von schwerem schwarzbraunen Palm-
holz in Stabform geschnitzt und durch eine hübsche Kanellierung ausgezeichnet,
(vergl.: Durch Zentral-Brasilien S. 241 und zweite ethnographische Tafel). Wir
entdeckten auch zwei Arumápfeile. Der eine hatte an der Spitze einen Rochen-
stachel mit abgefeilten Zähnchen, der andere eine lange Holzspitze, die auf einer
Seite sägeförmig eingekerbt war.
Eine dritte Häusergruppe bestand aus drei Hütten, einem verfallenen Haus
und einem Neubau.
Das Zusammensein mit den Kamayurá war äusserst gemütlich. Unsere
glückliche Stimmung wurde durch das ungewöhnlich schöne Bild der Lagunen-
landschaft nicht wenig gesteigert. Es war ein Ort, wo wir am liebsten ein paar
Monate geblieben wären, und an den ich nur mit Sehnsucht zurückdenken kann.
Das Tabakkollegium Abends im Mondschein hatte einen ganz besonders vertrau-
lichen Charakter. Wir sangen den Kamayurá Volks- und Studentenlieder vor
und ernteten grossen Beifall. Sie führten uns ihrerseits Tänze auf, wenn auch
nicht in vollem Festschmuck, sondern nur zur Erklärung, damit wir erführen,
wie’s dabei hergeht. Ein grosses mimisches Talent kam bei dem Wurfhölzertanz
zum Vorschein: der Krieger wurde verwundet und stürzte tot zusammen genau
in der Stellung des sterbenden Aegineten, dem nur der Schild fehlte.
Ausführlich wurde unser Zusammentreffen mit den Trumaí im Jahre 1884
durchgenommen. Es stellte sich heraus, dass die Kamayurá daran Teil genommen
hatten und alte Freunde oder Feinde von uns waren. Der Häuptling Takuni,
der eine Bassstimme besass, schilderte mit ausdrucksvoller Mimik seine damaligen
Erlebnisse. Wilhelm ist sogar überzeugt, dass gerade er derjenige ist, der ihm
den Hut wegnahm und dessen ungeschickter Griff nach seinem Gewehr den
verhängnisvollen, Alle in die Flucht treibenden Schuss auslöste. Die fliehenden
Indianer hatten in der Eile Allerlei mitgenommen, ein Boot mit Soldaten fuhr
hinterher und auf der anderen Flussseite kam es, da ein Trumaí einen Pfeil ent-
sandte, trotz unserer Gegenbefehle zum Schiessen. Zu unserem Leidwesen ist,
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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