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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 4. Stuttgart, 1867.

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höhere Polizei ist durch die staatsbürgerlichen Rechte begränzt.
(Gneist I. und II.)

Frankreich. Die klarste Organisation in Europa, aber mit dem
Princip der völligen Ausschließung der Selbstverwaltungspolizei.
Selbständiges Auftreten der königlichen Polizei gegenüber der Patri-
monialgerichtsbarkeit des Seigneurs. (Akten des Parlaments. Dec. 1561.)
Verbot an die Juges seigneuriaux de faire des actes de police;
der Chancelier de France wird chef de la justice et de la police.
(Arr. vom 28. Sept. 1584.) Lieutenant de Police. (Edikt vom 15. März
1667 und Okt. 1699.) Loiseau, Traite des Seigneuries. -- Seit der
Revolution Uebertragung der Polizei an den amtlichen Organismus:
Präfekt für das Departement, Maire für die Commune, nebst ört-
licher
Organisation, und neben ihnen die Commissaires de police
(Gesetz vom 28. Pluv. an VIII) für je 10,000 Einw. in den Städten, streng
durchgeführt durch Arrete vom 10. März 1855. Polizeidirektion neben
dem Bürgermeister, unmittelbar unter dem Präfekten, mit Competenz
über die niederen Sicherheitspolizeiorgane der Gardes champetres und
forestiers auf dem Lande, die sergeants de ville und agents de police
in den Städten, die vom Maire eingesetzt werden und zugleich Voll-
zugsorgane der Rechtspflege (police judiciaire) sind. Prefet de
police
für das Depart. der Seine (Arr. 3. Brum. a. X). Daneben
das Institut der Gendarmerie, welche ein integrirender Theil des
Heeres, aber verpflichtet ist zu Berichten an den Präfekten und zur Hülfe
für die Commissäre. Neueste Organisationsordre vom 29. Oct 1820.
Reglement vom 21. Nov. 1823 und Decret vom 1. März 1854. (s. unten).
-- Dieser Gewalt gegenüber wird das Bedürfniß einer streng um-
schriebenen Competenz um so lebhafter gefühlt; daher deren oberster
Grundsatz: gänzliche Scheidung
aller Rechtspflege in polizei-
lichen Sachen durch Errichtung der tribunaux de police correctio-
nelle
(Maire
und Juge de paix, bei welchem der Commissaire de
police
die Staatsanwaltschaft bildet), bis zu Bußen von 15 Frcs.; bei
größeren Bußen ist das tribunal de premiere instance das competente
Gericht (Code d'Instr. crim. 1808). So ist hier der Organismus der
Sicherheitspolizei reine vollziehende Gewalt geworden, was wir
in Deutschland noch zu erstreben haben. (Laferriere, Dr. admin. I.
Literatur bei Block, Dict. de l'admin. v. police. Malchus, Politik
der innern Staatsverwaltung I. S. 140 ff. Klüber, Oeffentliches
Recht §. 387.)

Oesterreich. Neue Organisation der Polizeibehörden
nach Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit: Grundzüge vom
10. Dec. 1850. Wirkungskreis der Polizeibehörden von demselben

höhere Polizei iſt durch die ſtaatsbürgerlichen Rechte begränzt.
(Gneiſt I. und II.)

Frankreich. Die klarſte Organiſation in Europa, aber mit dem
Princip der völligen Ausſchließung der Selbſtverwaltungspolizei.
Selbſtändiges Auftreten der königlichen Polizei gegenüber der Patri-
monialgerichtsbarkeit des Seigneurs. (Akten des Parlaments. Dec. 1561.)
Verbot an die Juges seigneuriaux de faire des actes de police;
der Chancelier de France wird chef de la justice et de la police.
(Arr. vom 28. Sept. 1584.) Lieutenant de Police. (Edikt vom 15. März
1667 und Okt. 1699.) Loiseau, Traité des Seigneuries. — Seit der
Revolution Uebertragung der Polizei an den amtlichen Organismus:
Präfekt für das Departement, Maire für die Commune, nebſt ört-
licher
Organiſation, und neben ihnen die Commissaires de police
(Geſetz vom 28. Pluv. an VIII) für je 10,000 Einw. in den Städten, ſtreng
durchgeführt durch Arrêté vom 10. März 1855. Polizeidirektion neben
dem Bürgermeiſter, unmittelbar unter dem Präfekten, mit Competenz
über die niederen Sicherheitspolizeiorgane der Gardes champêtres und
forestiers auf dem Lande, die sergeants de ville und agents de police
in den Städten, die vom Maire eingeſetzt werden und zugleich Voll-
zugsorgane der Rechtspflege (police judiciaire) ſind. Préfet de
police
für das Depart. der Seine (Arr. 3. Brum. a. X). Daneben
das Inſtitut der Gendarmerie, welche ein integrirender Theil des
Heeres, aber verpflichtet iſt zu Berichten an den Präfekten und zur Hülfe
für die Commiſſäre. Neueſte Organiſationsordre vom 29. Oct 1820.
Reglement vom 21. Nov. 1823 und Decret vom 1. März 1854. (ſ. unten).
— Dieſer Gewalt gegenüber wird das Bedürfniß einer ſtreng um-
ſchriebenen Competenz um ſo lebhafter gefühlt; daher deren oberſter
Grundſatz: gänzliche Scheidung
aller Rechtspflege in polizei-
lichen Sachen durch Errichtung der tribunaux de police correctio-
nelle
(Maire
und Juge de paix, bei welchem der Commissaire de
police
die Staatsanwaltſchaft bildet), bis zu Bußen von 15 Frcs.; bei
größeren Bußen iſt das tribunal de première instance das competente
Gericht (Code d’Instr. crim. 1808). So iſt hier der Organismus der
Sicherheitspolizei reine vollziehende Gewalt geworden, was wir
in Deutſchland noch zu erſtreben haben. (Laferrière, Dr. admin. I.
Literatur bei Block, Dict. de l’admin. v. police. Malchus, Politik
der innern Staatsverwaltung I. S. 140 ff. Klüber, Oeffentliches
Recht §. 387.)

Oeſterreich. Neue Organiſation der Polizeibehörden
nach Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit: Grundzüge vom
10. Dec. 1850. Wirkungskreis der Polizeibehörden von demſelben

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[34/0056] höhere Polizei iſt durch die ſtaatsbürgerlichen Rechte begränzt. (Gneiſt I. und II.) Frankreich. Die klarſte Organiſation in Europa, aber mit dem Princip der völligen Ausſchließung der Selbſtverwaltungspolizei. Selbſtändiges Auftreten der königlichen Polizei gegenüber der Patri- monialgerichtsbarkeit des Seigneurs. (Akten des Parlaments. Dec. 1561.) Verbot an die Juges seigneuriaux de faire des actes de police; der Chancelier de France wird chef de la justice et de la police. (Arr. vom 28. Sept. 1584.) Lieutenant de Police. (Edikt vom 15. März 1667 und Okt. 1699.) Loiseau, Traité des Seigneuries. — Seit der Revolution Uebertragung der Polizei an den amtlichen Organismus: Präfekt für das Departement, Maire für die Commune, nebſt ört- licher Organiſation, und neben ihnen die Commissaires de police (Geſetz vom 28. Pluv. an VIII) für je 10,000 Einw. in den Städten, ſtreng durchgeführt durch Arrêté vom 10. März 1855. Polizeidirektion neben dem Bürgermeiſter, unmittelbar unter dem Präfekten, mit Competenz über die niederen Sicherheitspolizeiorgane der Gardes champêtres und forestiers auf dem Lande, die sergeants de ville und agents de police in den Städten, die vom Maire eingeſetzt werden und zugleich Voll- zugsorgane der Rechtspflege (police judiciaire) ſind. Préfet de police für das Depart. der Seine (Arr. 3. Brum. a. X). Daneben das Inſtitut der Gendarmerie, welche ein integrirender Theil des Heeres, aber verpflichtet iſt zu Berichten an den Präfekten und zur Hülfe für die Commiſſäre. Neueſte Organiſationsordre vom 29. Oct 1820. Reglement vom 21. Nov. 1823 und Decret vom 1. März 1854. (ſ. unten). — Dieſer Gewalt gegenüber wird das Bedürfniß einer ſtreng um- ſchriebenen Competenz um ſo lebhafter gefühlt; daher deren oberſter Grundſatz: gänzliche Scheidung aller Rechtspflege in polizei- lichen Sachen durch Errichtung der tribunaux de police correctio- nelle (Maire und Juge de paix, bei welchem der Commissaire de police die Staatsanwaltſchaft bildet), bis zu Bußen von 15 Frcs.; bei größeren Bußen iſt das tribunal de première instance das competente Gericht (Code d’Instr. crim. 1808). So iſt hier der Organismus der Sicherheitspolizei reine vollziehende Gewalt geworden, was wir in Deutſchland noch zu erſtreben haben. (Laferrière, Dr. admin. I. Literatur bei Block, Dict. de l’admin. v. police. Malchus, Politik der innern Staatsverwaltung I. S. 140 ff. Klüber, Oeffentliches Recht §. 387.) Oeſterreich. Neue Organiſation der Polizeibehörden nach Aufhebung der gutsherrlichen Gerichtsbarkeit: Grundzüge vom 10. Dec. 1850. Wirkungskreis der Polizeibehörden von demſelben

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 4. Stuttgart, 1867, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre04_1867/56>, abgerufen am 24.11.2024.