Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts: mit Vergleichung der Literatur und Gesetzgebung von Frankreich, England und Deutschland; als Grundlage für Vorlesungen. Stuttgart, 1870.punkt für die Behandlung dieser Fragen darf aber nicht der des Privat- England hat keine vollständige Wassergesetzgebung, sondern von jeher a) Der Wasserschutz und Wasserbau. Der Wasserschutz ist diejenige Ordnung der Verwaltung, welche punkt für die Behandlung dieſer Fragen darf aber nicht der des Privat- England hat keine vollſtändige Waſſergeſetzgebung, ſondern von jeher a) Der Waſſerſchutz und Waſſerbau. Der Waſſerſchutz iſt diejenige Ordnung der Verwaltung, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0184" n="160"/> punkt für die Behandlung dieſer Fragen darf aber nicht der des Privat-<lb/> rechts, ſondern muß der des öffentlichen Intereſſes ſein. Erſt das<lb/> neunzehnte Jahrhundert hat nun dieſen Grundſatz durchgehend aner-<lb/> kannt, und ſo ſind die Ausführungen deſſelben, die <hi rendition="#g">Waſſergeſetz-<lb/> gebungen</hi> entſtanden, die mit mehr oder weniger Klarheit und Ein-<lb/> heit die Codifikationen des Waſſerrechts unſerer Gegenwart bilden, und<lb/> deren Inhalt ſich demgemäß in die folgenden Gebiete auflöst.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">England</hi> hat keine vollſtändige Waſſergeſetzgebung, ſondern von jeher<lb/> einzelne Parlamentsbeſchlüſſe, die dann in der erſten <hi rendition="#aq">Waterworks-Clauses<lb/> Act</hi> von 1847 und dann in der neuen <hi rendition="#aq">Waterworks-Clauses Act 26. 27. Vict.</hi> 93<lb/> zuſammengefaßt ſind, ſich aber weſentlich auf die Baulichkeiten für das Waſſer<lb/> bezieht. Vergl. <hi rendition="#g">Gneiſt</hi>, Verwaltungsrecht <hi rendition="#aq">II.</hi> 737 ff. Daneben ſpecielle Akte;<lb/> ſ. unten. — <hi rendition="#g">Frankreich</hi> hat in ſeiner großen <hi rendition="#aq">Ordonnance de la marine</hi> vom<lb/> Auguſt 1681 die allgemein gültigen Beſtimmungen für das öffentliche Waſſer-<lb/> recht des <hi rendition="#g">Meeresufers</hi> aufgeſtellt; eine einheitliche Waſſergeſetzgebung entbehrt<lb/> es (vergl. <hi rendition="#g">Laferri<hi rendition="#aq">è</hi>re</hi>, <hi rendition="#aq">Dr. publ.</hi>). <hi rendition="#aq">P. 1. Tit.</hi> 4. Die Grundlage des eigentlichen<lb/> Waſſerrechts iſt dagegen die große <hi rendition="#aq">Ordonnance des eaux et forêts</hi> vom Aug. 1669.<lb/> — <hi rendition="#g">Deutſchland</hi> zeichnet ſich durch reiche und zum Theil ausgezeichnete Ge-<lb/> ſetzgebungen aus, zum Theil in den allgemein bürgerlichen Geſetzbüchern, wie<lb/> im Allgem. Landrecht <hi rendition="#aq">II.</hi> 15. 62; dann in eigenen Geſetzen bis 1856 geſammelt<lb/> von <hi rendition="#g">Glaß</hi>: die waſſerrechtliche Geſetzgebung. Die Literatur darüber bei <hi rendition="#g">Ubbe-<lb/> lohde</hi> und <hi rendition="#g">Nieberding</hi> S. 23, 24. — Das <hi rendition="#g">bayeriſche</hi> Waſſerrecht von<lb/> 1852 erläutert von <hi rendition="#g">Pözl</hi>, bei Dollmann. — <hi rendition="#g">Heſſen-Darmſtadt</hi>: Waſſer-<lb/> rechtsgeſetz von 1853 und 1858. — <hi rendition="#g">Lübeck</hi>: Waſſerlöſungsordnung vom<lb/> 2. Dec. 1865. Das rationellſte Geſetz iſt das Sachſen-Altenb. Waſſerrecht,<lb/> Geſetz vom 18. Okt. 1865. — Ueber das <hi rendition="#g">preußiſche</hi> Waſſerrecht außer<lb/> Nieberding a. a. O. <hi rendition="#g">Rönne</hi> und <hi rendition="#g">Lette</hi>, Landw. Culturgeſetzgebung Bd. <hi rendition="#aq">III.</hi> Das<lb/> neueſte öſterreichiſche, kaum genügende Geſetz vom 30. Mai 1869.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#g">Der Waſſerſchutz und Waſſerbau</hi>.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Waſſerſchutz</hi> iſt diejenige Ordnung der Verwaltung, welche<lb/> der elementaren phyſiſchen Gewalt des Waſſers und ihren zerſtörenden<lb/> Wirkungen entgegentritt. Der Waſſerſchutz iſt urſprünglich wie die<lb/> Waſſergefahr <hi rendition="#g">örtlich</hi>. Es iſt zuerſt dem Einzelnen überlaſſen; dann<lb/> wird es Gegenſtand der Selbſtverwaltung, und daraus bildet ſich das<lb/> Deich- und Dammweſen und ſeine Organiſation; erſt mit dem achtzehn-<lb/> ten Jahrhundert tritt die Staatsverwaltung thätig hinzu, und ſo ent-<lb/> ſteht die große techniſche Organiſation, welche wir das <hi rendition="#g">Waſſerbau-<lb/> weſen</hi> nennen. Grundlage deſſelben iſt, daß die allgemeinen techniſchen<lb/> Vorſchriften von der Regierung, die rechtlichen Beſtimmungen nament-<lb/> lich über die Waſſer <hi rendition="#g">laſt</hi> oder die Vertheilung der Koſten von der Geſetz-<lb/> gebung, der wirkliche Waſſer <hi rendition="#g">bau</hi> dagegen von den <hi rendition="#g">Deichverbänden</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0184]
punkt für die Behandlung dieſer Fragen darf aber nicht der des Privat-
rechts, ſondern muß der des öffentlichen Intereſſes ſein. Erſt das
neunzehnte Jahrhundert hat nun dieſen Grundſatz durchgehend aner-
kannt, und ſo ſind die Ausführungen deſſelben, die Waſſergeſetz-
gebungen entſtanden, die mit mehr oder weniger Klarheit und Ein-
heit die Codifikationen des Waſſerrechts unſerer Gegenwart bilden, und
deren Inhalt ſich demgemäß in die folgenden Gebiete auflöst.
England hat keine vollſtändige Waſſergeſetzgebung, ſondern von jeher
einzelne Parlamentsbeſchlüſſe, die dann in der erſten Waterworks-Clauses
Act von 1847 und dann in der neuen Waterworks-Clauses Act 26. 27. Vict. 93
zuſammengefaßt ſind, ſich aber weſentlich auf die Baulichkeiten für das Waſſer
bezieht. Vergl. Gneiſt, Verwaltungsrecht II. 737 ff. Daneben ſpecielle Akte;
ſ. unten. — Frankreich hat in ſeiner großen Ordonnance de la marine vom
Auguſt 1681 die allgemein gültigen Beſtimmungen für das öffentliche Waſſer-
recht des Meeresufers aufgeſtellt; eine einheitliche Waſſergeſetzgebung entbehrt
es (vergl. Laferrière, Dr. publ.). P. 1. Tit. 4. Die Grundlage des eigentlichen
Waſſerrechts iſt dagegen die große Ordonnance des eaux et forêts vom Aug. 1669.
— Deutſchland zeichnet ſich durch reiche und zum Theil ausgezeichnete Ge-
ſetzgebungen aus, zum Theil in den allgemein bürgerlichen Geſetzbüchern, wie
im Allgem. Landrecht II. 15. 62; dann in eigenen Geſetzen bis 1856 geſammelt
von Glaß: die waſſerrechtliche Geſetzgebung. Die Literatur darüber bei Ubbe-
lohde und Nieberding S. 23, 24. — Das bayeriſche Waſſerrecht von
1852 erläutert von Pözl, bei Dollmann. — Heſſen-Darmſtadt: Waſſer-
rechtsgeſetz von 1853 und 1858. — Lübeck: Waſſerlöſungsordnung vom
2. Dec. 1865. Das rationellſte Geſetz iſt das Sachſen-Altenb. Waſſerrecht,
Geſetz vom 18. Okt. 1865. — Ueber das preußiſche Waſſerrecht außer
Nieberding a. a. O. Rönne und Lette, Landw. Culturgeſetzgebung Bd. III. Das
neueſte öſterreichiſche, kaum genügende Geſetz vom 30. Mai 1869.
a) Der Waſſerſchutz und Waſſerbau.
Der Waſſerſchutz iſt diejenige Ordnung der Verwaltung, welche
der elementaren phyſiſchen Gewalt des Waſſers und ihren zerſtörenden
Wirkungen entgegentritt. Der Waſſerſchutz iſt urſprünglich wie die
Waſſergefahr örtlich. Es iſt zuerſt dem Einzelnen überlaſſen; dann
wird es Gegenſtand der Selbſtverwaltung, und daraus bildet ſich das
Deich- und Dammweſen und ſeine Organiſation; erſt mit dem achtzehn-
ten Jahrhundert tritt die Staatsverwaltung thätig hinzu, und ſo ent-
ſteht die große techniſche Organiſation, welche wir das Waſſerbau-
weſen nennen. Grundlage deſſelben iſt, daß die allgemeinen techniſchen
Vorſchriften von der Regierung, die rechtlichen Beſtimmungen nament-
lich über die Waſſer laſt oder die Vertheilung der Koſten von der Geſetz-
gebung, der wirkliche Waſſer bau dagegen von den Deichverbänden
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