Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der glaubige Christ betet in Pest-Zeiten.
dem Sand, muß dieser auch erbleichen, die Tod-
ten liegen überall, von Alten, Jungen, ihre Zahl
ist fast nicht zu erreichen.

3. Dort stirbt ein Armer und verschmacht, das
Haus ist schon beschryen, ein jeder ist darauf be-
dacht, der Seuch sich zu entziehen, ein andrer
stirbt aus Hungers-Noth, ohn alle Pfleg, und kan
dem Tod ohnmöglich mehr entfliehen.

4. Gerechter GOtt! diß lässest du uns hören,
und fast sehen, und sprichst dabey: kommt, sehet
zu, so sol es euch auch gehen, wann ihr von eurer
Missethat, die mich zum Zorn gereitzet hat, nicht
werdet bald abstehen.

5. Ach ja! die grosse Sicherheit kan niemand
fast beschreiben, man weiß von keiner Frömmig-
keit, ein jeder läst sich treiben von Lügen, Trügen,
Schwelgerey, Verachtung GOttes, Heucheley,
und also will man bleiben.

6. Wilt du nach unserm Sünden-Maaß die
scharffe Ruthe binden, und unsre Boßheit, Neid,
und Haß, samt andern schweren Sünden, be-
straffen mit der Seuch und Pest, davon du uns
viel hören läst, ach! wer wird Gnade finden?

7. O GOtt! wir fallen dir zu Fuß, ach Va-
ter! schone, schone, wir thun mit Thränen hertz-
lich Buß vor deinem Gnaden-Throne, gedencke
nicht, was wir gethan, und sieh uns doch in Gna-
den an, in Christo deinem Sohne.

8. In JEsu Wunden wollen wir im Glau-
ben uns einhüllen, wir bringen hie sein Blut vor

dir,

Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten.
dem Sand, muß dieſer auch erbleichen, die Tod-
ten liegen uͤberall, von Alten, Jungen, ihre Zahl
iſt faſt nicht zu erreichen.

3. Dort ſtirbt ein Armer und verſchmacht, das
Haus iſt ſchon beſchryen, ein jeder iſt darauf be-
dacht, der Seuch ſich zu entziehen, ein andrer
ſtirbt aus Hungers-Noth, ohn alle Pfleg, und kan
dem Tod ohnmoͤglich mehr entfliehen.

4. Gerechter GOtt! diß laͤſſeſt du uns hoͤren,
und faſt ſehen, und ſprichſt dabey: kommt, ſehet
zu, ſo ſol es euch auch gehen, wann ihr von eurer
Miſſethat, die mich zum Zorn gereitzet hat, nicht
werdet bald abſtehen.

5. Ach ja! die groſſe Sicherheit kan niemand
faſt beſchreiben, man weiß von keiner Froͤmmig-
keit, ein jeder laͤſt ſich treiben von Luͤgen, Truͤgen,
Schwelgerey, Verachtung GOttes, Heucheley,
und alſo will man bleiben.

6. Wilt du nach unſerm Suͤnden-Maaß die
ſcharffe Ruthe binden, und unſre Boßheit, Neid,
und Haß, ſamt andern ſchweren Suͤnden, be-
ſtraffen mit der Seuch und Peſt, davon du uns
viel hoͤren laͤſt, ach! wer wird Gnade finden?

7. O GOtt! wir fallen dir zu Fuß, ach Va-
ter! ſchone, ſchone, wir thun mit Thraͤnen hertz-
lich Buß vor deinem Gnaden-Throne, gedencke
nicht, was wir gethan, und ſieh uns doch in Gna-
den an, in Chriſto deinem Sohne.

8. In JEſu Wunden wollen wir im Glau-
ben uns einhuͤllen, wir bringen hie ſein Blut vor

dir,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0808" n="778"/><fw place="top" type="header">Der glaubige Chri&#x017F;t betet in Pe&#x017F;t-Zeiten.</fw><lb/>
dem Sand, muß die&#x017F;er auch erbleichen, die Tod-<lb/>
ten liegen u&#x0364;berall, von Alten, Jungen, ihre Zahl<lb/>
i&#x017F;t fa&#x017F;t nicht zu erreichen.</p><lb/>
            <p>3. Dort &#x017F;tirbt ein Armer und ver&#x017F;chmacht, das<lb/>
Haus i&#x017F;t &#x017F;chon be&#x017F;chryen, ein jeder i&#x017F;t darauf be-<lb/>
dacht, der Seuch &#x017F;ich zu entziehen, ein andrer<lb/>
&#x017F;tirbt aus Hungers-Noth, ohn alle Pfleg, und kan<lb/>
dem Tod ohnmo&#x0364;glich mehr entfliehen.</p><lb/>
            <p>4. Gerechter GOtt! diß la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du uns ho&#x0364;ren,<lb/>
und fa&#x017F;t &#x017F;ehen, und &#x017F;prich&#x017F;t dabey: kommt, &#x017F;ehet<lb/>
zu, &#x017F;o &#x017F;ol es euch auch gehen, wann ihr von eurer<lb/>
Mi&#x017F;&#x017F;ethat, die mich zum Zorn gereitzet hat, nicht<lb/>
werdet bald ab&#x017F;tehen.</p><lb/>
            <p>5. Ach ja! die gro&#x017F;&#x017F;e Sicherheit kan niemand<lb/>
fa&#x017F;t be&#x017F;chreiben, man weiß von keiner Fro&#x0364;mmig-<lb/>
keit, ein jeder la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich treiben von Lu&#x0364;gen, Tru&#x0364;gen,<lb/>
Schwelgerey, Verachtung GOttes, Heucheley,<lb/>
und al&#x017F;o will man bleiben.</p><lb/>
            <p>6. Wilt du nach un&#x017F;erm Su&#x0364;nden-Maaß die<lb/>
&#x017F;charffe Ruthe binden, und un&#x017F;re Boßheit, Neid,<lb/>
und Haß, &#x017F;amt andern &#x017F;chweren Su&#x0364;nden, be-<lb/>
&#x017F;traffen mit der Seuch und Pe&#x017F;t, davon du uns<lb/>
viel ho&#x0364;ren la&#x0364;&#x017F;t, ach! wer wird Gnade finden?</p><lb/>
            <p>7. O GOtt! wir fallen dir zu Fuß, ach Va-<lb/>
ter! &#x017F;chone, &#x017F;chone, wir thun mit Thra&#x0364;nen hertz-<lb/>
lich Buß vor deinem Gnaden-Throne, gedencke<lb/>
nicht, was wir gethan, und &#x017F;ieh uns doch in Gna-<lb/>
den an, in Chri&#x017F;to deinem Sohne.</p><lb/>
            <p>8. In JE&#x017F;u Wunden wollen wir im Glau-<lb/>
ben uns einhu&#x0364;llen, wir bringen hie &#x017F;ein Blut vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dir,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[778/0808] Der glaubige Chriſt betet in Peſt-Zeiten. dem Sand, muß dieſer auch erbleichen, die Tod- ten liegen uͤberall, von Alten, Jungen, ihre Zahl iſt faſt nicht zu erreichen. 3. Dort ſtirbt ein Armer und verſchmacht, das Haus iſt ſchon beſchryen, ein jeder iſt darauf be- dacht, der Seuch ſich zu entziehen, ein andrer ſtirbt aus Hungers-Noth, ohn alle Pfleg, und kan dem Tod ohnmoͤglich mehr entfliehen. 4. Gerechter GOtt! diß laͤſſeſt du uns hoͤren, und faſt ſehen, und ſprichſt dabey: kommt, ſehet zu, ſo ſol es euch auch gehen, wann ihr von eurer Miſſethat, die mich zum Zorn gereitzet hat, nicht werdet bald abſtehen. 5. Ach ja! die groſſe Sicherheit kan niemand faſt beſchreiben, man weiß von keiner Froͤmmig- keit, ein jeder laͤſt ſich treiben von Luͤgen, Truͤgen, Schwelgerey, Verachtung GOttes, Heucheley, und alſo will man bleiben. 6. Wilt du nach unſerm Suͤnden-Maaß die ſcharffe Ruthe binden, und unſre Boßheit, Neid, und Haß, ſamt andern ſchweren Suͤnden, be- ſtraffen mit der Seuch und Peſt, davon du uns viel hoͤren laͤſt, ach! wer wird Gnade finden? 7. O GOtt! wir fallen dir zu Fuß, ach Va- ter! ſchone, ſchone, wir thun mit Thraͤnen hertz- lich Buß vor deinem Gnaden-Throne, gedencke nicht, was wir gethan, und ſieh uns doch in Gna- den an, in Chriſto deinem Sohne. 8. In JEſu Wunden wollen wir im Glau- ben uns einhuͤllen, wir bringen hie ſein Blut vor dir,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/808
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/808>, abgerufen am 13.06.2024.