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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ bittet
ihm. Lasset uns ihn lieben, denn er hat
uns erst geliebet.

GOtt ist die Liebe, und weil GOtt die Liebe
ist, so will er auch, daß alle seine Kinder und
Glaubigen in der wahren Liebe stehen sollen. Die
Liebe ist das Band, welches GOtt und unser
Hertz, aber auch uns und unsers Nächsten Hertz
aufs genaueste zusammen verbindet. Ein glau-
biger Christ demnach bittet 1) GOTT, daß
er sein Hertz mit seiner heiligen Liebe erfüllen, und
dieselbe in ihm ausgiessen wolle; denn auch diese
Gabe gehöret unter die guten Gaben, die von oben
herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel
nicht verachten, dadurch GOttes Liebe in ihm
kan angefangen und vermehret werden, nemlich
die andächtige Anhörung und Betrachtung des
Worts GOttes, und den würdigen Gebrauch
des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der
Liebe GOttes, so muß er solche auch beweisen, in
einem heiligen Christlichen Wandel, anständigen
Reden, GOtt wohlgefälligen Wercken; denn
die Liebe ist gleich einem Feuer, welches seine Flam-
men und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß
sich aber wohl fürsehen, daß er nicht wie Demas
die Welt wieder lieb gewinne; denn wer die Welt
lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters, dero-
halben muß er aus Liebe zu GOtt, Welt und
Welt-Freundschafft und Gesellschafft meiden, weil
sie ihn von der Liebe GOttes abführen. 5) In
solcher Liebe soll er auch verharren biß in den Tod,

und
Der glaubige Chriſt bittet
ihm. Laſſet uns ihn lieben, denn er hat
uns erſt geliebet.

GOtt iſt die Liebe, und weil GOtt die Liebe
iſt, ſo will er auch, daß alle ſeine Kinder und
Glaubigen in der wahren Liebe ſtehen ſollen. Die
Liebe iſt das Band, welches GOtt und unſer
Hertz, aber auch uns und unſers Naͤchſten Hertz
aufs genaueſte zuſammen verbindet. Ein glau-
biger Chriſt demnach bittet 1) GOTT, daß
er ſein Hertz mit ſeiner heiligen Liebe erfuͤllen, und
dieſelbe in ihm ausgieſſen wolle; denn auch dieſe
Gabe gehoͤret unter die guten Gaben, die von oben
herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel
nicht verachten, dadurch GOttes Liebe in ihm
kan angefangen und vermehret werden, nemlich
die andaͤchtige Anhoͤrung und Betrachtung des
Worts GOttes, und den wuͤrdigen Gebrauch
des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der
Liebe GOttes, ſo muß er ſolche auch beweiſen, in
einem heiligen Chriſtlichen Wandel, anſtaͤndigen
Reden, GOtt wohlgefaͤlligen Wercken; denn
die Liebe iſt gleich einem Feuer, welches ſeine Flam-
men und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß
ſich aber wohl fuͤrſehen, daß er nicht wie Demas
die Welt wieder lieb gewinne; denn wer die Welt
lieb hat, in dem iſt nicht die Liebe des Vaters, dero-
halben muß er aus Liebe zu GOtt, Welt und
Welt-Freundſchafft und Geſellſchafft meiden, weil
ſie ihn von der Liebe GOttes abfuͤhren. 5) In
ſolcher Liebe ſoll er auch verharren biß in den Tod,

und
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[118/0142] Der glaubige Chriſt bittet ihm. Laſſet uns ihn lieben, denn er hat uns erſt geliebet. GOtt iſt die Liebe, und weil GOtt die Liebe iſt, ſo will er auch, daß alle ſeine Kinder und Glaubigen in der wahren Liebe ſtehen ſollen. Die Liebe iſt das Band, welches GOtt und unſer Hertz, aber auch uns und unſers Naͤchſten Hertz aufs genaueſte zuſammen verbindet. Ein glau- biger Chriſt demnach bittet 1) GOTT, daß er ſein Hertz mit ſeiner heiligen Liebe erfuͤllen, und dieſelbe in ihm ausgieſſen wolle; denn auch dieſe Gabe gehoͤret unter die guten Gaben, die von oben herab kommen. 2) Er muß auch die Mittel nicht verachten, dadurch GOttes Liebe in ihm kan angefangen und vermehret werden, nemlich die andaͤchtige Anhoͤrung und Betrachtung des Worts GOttes, und den wuͤrdigen Gebrauch des heiligen Abendmahls. 3) Stehet er in der Liebe GOttes, ſo muß er ſolche auch beweiſen, in einem heiligen Chriſtlichen Wandel, anſtaͤndigen Reden, GOtt wohlgefaͤlligen Wercken; denn die Liebe iſt gleich einem Feuer, welches ſeine Flam- men und Rauch nicht kan verbergen. 4) Er muß ſich aber wohl fuͤrſehen, daß er nicht wie Demas die Welt wieder lieb gewinne; denn wer die Welt lieb hat, in dem iſt nicht die Liebe des Vaters, dero- halben muß er aus Liebe zu GOtt, Welt und Welt-Freundſchafft und Geſellſchafft meiden, weil ſie ihn von der Liebe GOttes abfuͤhren. 5) In ſolcher Liebe ſoll er auch verharren biß in den Tod, und

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/142>, abgerufen am 12.06.2024.