pst_079.001 sich mit ihrem müden, schwimmenden Haupt in der pst_079.002 sommermüden, schwimmenden Luft, das Niedersinken pst_079.003 ihres Daseins im Niedergaukeln von Düften und Stimmen pst_079.004 fühlt - nach diesen Strophen fährt sie fort:
pst_079.005
"Stunden, flüchtger ihr als der Kußpst_079.006 Eines Strahls auf den trauernden See ..."
pst_079.007
redet nun über ihr Gefühl und denkt über ihre Lage pst_079.008 nach. Sie verläßt damit die Sphäre des Lieds. Die zweite pst_079.009 Hälfte ist nüchtern und, um die Nüchternheit zu verschleiern, pst_079.010 ein wenig rhetorisch aufgehöht.
pst_079.011
Was aber hier bedauerlich ist, weil es zu früh eintritt pst_079.012 und noch zu lange durchgehalten wird, das kann in wenigen pst_079.013 Versen oder auch nur in einer Zeile ein Gedicht pst_079.014 unter Umständen sinnvoll beschließen. Auch dafür ist pst_079.015 "Wanderers Nachtlied" ein Beispiel:
pst_079.016
"Warte nur, baldepst_079.017 Ruhest du auch."
pst_079.018
Hier wird dem Dichter selbst der seelische Sinn der pst_079.019 Abendlandschaft klar. Im Augenblick des Verstehens pst_079.020 aber hört das lyrische Dichten auf; der Zustand wird pst_079.021 zum Gegenstand. Auch Eichendorff sagt oft zuletzt, wo pst_079.022 es mit der Erinnerung hinauswill, so im "Zwielicht", pst_079.023 wo sich als Einheit der scheinbar disparaten Traumbilder pst_079.024 am Schluß, nach einem Gedankenstrich der Besinnung, pst_079.025 plötzlich ergibt:
pst_079.026
"Hüte dich, bleib wach und munter!"
pst_079.027
Dies war in jeder Zeile verborgen. Es tritt hervor, pst_079.028 und das Lied ist aus. Ebenso in der "Frühlingsnacht":
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«Stunden, flüchtger ihr als der Kußpst_079.006 Eines Strahls auf den trauernden See ...»
pst_079.007
redet nun über ihr Gefühl und denkt über ihre Lage pst_079.008 nach. Sie verläßt damit die Sphäre des Lieds. Die zweite pst_079.009 Hälfte ist nüchtern und, um die Nüchternheit zu verschleiern, pst_079.010 ein wenig rhetorisch aufgehöht.
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/83>, abgerufen am 16.07.2024.
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