Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_068.001 Später wird noch hinzugefügt, das "wir und die Welt pst_068.027 1 pst_068.030
Gesammelte Werke, Bd. III, 2. Teil, Berlin 1934, S. 236. pst_068.001 Später wird noch hinzugefügt, das «wir und die Welt pst_068.027 1 pst_068.030
Gesammelte Werke, Bd. III, 2. Teil, Berlin 1934, S. 236. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="68"/><lb n="pst_068.001"/> von einem hohen Wagen abspringst; eine schwüle sternlose <lb n="pst_068.002"/> Sommernacht; der Geruch feuchter Steine in einem <lb n="pst_068.003"/> Hausflur; das Gefühl eisigen Wassers, das aus einem <lb n="pst_068.004"/> Laufbrunnen über deine Hände sprüht: an ein paar <lb n="pst_068.005"/> tausend solcher Erdendinge ist dein ganzer innerer Besitz <lb n="pst_068.006"/> geknüpft, alle deine Aufschwünge, alle deine Sehnsucht, <lb n="pst_068.007"/> alle deine Trunkenheiten. Mehr als geknüpft: <lb n="pst_068.008"/> mit den Wurzeln ihres Lebens festgewachsen daran, <lb n="pst_068.009"/> daß – schnittest du sie mit dem Messer von diesem <lb n="pst_068.010"/> Grunde ab, sie in sich zusammenschrumpften und dir <lb n="pst_068.011"/> zwischen den Händen zu nichts vergingen. Wollen wir <lb n="pst_068.012"/> uns finden, so dürfen wir nicht in unser Inneres hinabsteigen: <lb n="pst_068.013"/> draußen sind wir zu finden, draußen. Wie der <lb n="pst_068.014"/> wesenlose Regenbogen spannt sich unsere Seele über <lb n="pst_068.015"/> den unaufhaltsamen Sturz des Daseins. Wir besitzen <lb n="pst_068.016"/> unser Selbst nicht: von außen weht es uns an, es flieht <lb n="pst_068.017"/> uns für lange und kehrt uns in einem Hauch zurück. <lb n="pst_068.018"/> Zwar – unser «Selbst»! Das Wort ist solch eine Metapher. <lb n="pst_068.019"/> Regungen kehren zurück, die schon einmal früher <lb n="pst_068.020"/> hier genistet haben. Und sind sie's auch wirklich selber <lb n="pst_068.021"/> wieder? Ist es nicht vielmehr nur ihre Brut, die von <lb n="pst_068.022"/> einem dunklen Heimatgefühl hierher zurückgetrieben <lb n="pst_068.023"/> wird? Genug, etwas kehrt wieder. Und etwas begegnet <lb n="pst_068.024"/> sich in uns mit anderem. Wir sind nicht mehr als ein <lb n="pst_068.025"/> Taubenschlag»<note xml:id="PST_068_1" place="foot" n="1"><lb n="pst_068.030"/> Gesammelte Werke, Bd. III, 2. Teil, Berlin 1934, S. 236.</note>.</p> <lb n="pst_068.026"/> <p> Später wird noch hinzugefügt, das «wir und die Welt <lb n="pst_068.027"/> nichts Verschiedenes sind». Was heißt aber «Welt»? <lb n="pst_068.028"/> Hier offenbar so viel wie «das Seiende insgesamt». Mit <lb n="pst_068.029"/> diesem All, das ewig und göttlich ist, fühlt der Mystiker </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0072]
pst_068.001
von einem hohen Wagen abspringst; eine schwüle sternlose pst_068.002
Sommernacht; der Geruch feuchter Steine in einem pst_068.003
Hausflur; das Gefühl eisigen Wassers, das aus einem pst_068.004
Laufbrunnen über deine Hände sprüht: an ein paar pst_068.005
tausend solcher Erdendinge ist dein ganzer innerer Besitz pst_068.006
geknüpft, alle deine Aufschwünge, alle deine Sehnsucht, pst_068.007
alle deine Trunkenheiten. Mehr als geknüpft: pst_068.008
mit den Wurzeln ihres Lebens festgewachsen daran, pst_068.009
daß – schnittest du sie mit dem Messer von diesem pst_068.010
Grunde ab, sie in sich zusammenschrumpften und dir pst_068.011
zwischen den Händen zu nichts vergingen. Wollen wir pst_068.012
uns finden, so dürfen wir nicht in unser Inneres hinabsteigen: pst_068.013
draußen sind wir zu finden, draußen. Wie der pst_068.014
wesenlose Regenbogen spannt sich unsere Seele über pst_068.015
den unaufhaltsamen Sturz des Daseins. Wir besitzen pst_068.016
unser Selbst nicht: von außen weht es uns an, es flieht pst_068.017
uns für lange und kehrt uns in einem Hauch zurück. pst_068.018
Zwar – unser «Selbst»! Das Wort ist solch eine Metapher. pst_068.019
Regungen kehren zurück, die schon einmal früher pst_068.020
hier genistet haben. Und sind sie's auch wirklich selber pst_068.021
wieder? Ist es nicht vielmehr nur ihre Brut, die von pst_068.022
einem dunklen Heimatgefühl hierher zurückgetrieben pst_068.023
wird? Genug, etwas kehrt wieder. Und etwas begegnet pst_068.024
sich in uns mit anderem. Wir sind nicht mehr als ein pst_068.025
Taubenschlag» 1.
pst_068.026
Später wird noch hinzugefügt, das «wir und die Welt pst_068.027
nichts Verschiedenes sind». Was heißt aber «Welt»? pst_068.028
Hier offenbar so viel wie «das Seiende insgesamt». Mit pst_068.029
diesem All, das ewig und göttlich ist, fühlt der Mystiker
1 pst_068.030
Gesammelte Werke, Bd. III, 2. Teil, Berlin 1934, S. 236.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |