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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.

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alles ins Rechte gefügt hat - Held des Dramas, dessen pst_197.002
Bewegung auf ein Ziel, wenn möglich ein letztes Ziel pst_197.003
des Menschen, gerichtet ist.

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Vielleicht geht aber die Bewegung sogar noch über pst_197.006
das Ziel hinaus, so, daß die Frage "Worumwillen?" zuletzt pst_197.007
ins Leere stößt. - Heinrich von Kleist hat schon als pst_197.008
junger Mensch die Idee seines Lebens entworfen1. Wahrheit pst_197.009
und Tugend werden als höchster Sinn bezeichnet. pst_197.010
Ein Weg wird beschrieben, auf dem der Mensch dieses pst_197.011
Ziel mit absoluter Gewißheit erreichen muß. Die Briefe pst_197.012
Kleists bezeugen, daß er mit preußischer Folgerichtigkeit, pst_197.013
mit der "nordischen Schärfe des Hypochonders"2, pst_197.014
sein Leben im Großen und Kleinen nach seinem Entwurf pst_197.015
eingerichtet und jede Stunde, jede Tat, ja jeden pst_197.016
Gedanken auf die eine umfassende Idee bezogen hat. pst_197.017
Bald zeigt sich aber, daß er den scheinbar sicheren Weg pst_197.018
nicht gehen kann, nicht etwa deshalb, weil er es an der pst_197.019
nötigen Anstrengung fehlen ließe - im Gegenteil, deshalb, pst_197.020
weil er auch nicht zu dem leisesten Kompromiß pst_197.021
bereit ist. Der Wille zur Tugend scheitert an unvermeidlichen pst_197.022
Kollisionen der Pflichten. Er weiß nicht, ob er pst_197.023
als Offizier oder ob er als Mensch handeln soll. Der Wille pst_197.024
zur Wahrheit stößt auf die durch Kant vermittelte Erkenntnis, pst_197.025
daß eine Wahrheit unabhängig vom Sein des pst_197.026
Menschen undenkbar ist. So führt die Mühe um sein pst_197.027
Problem zur Einsicht, daß es sich selbst widerspricht.

1 pst_197.028
Vgl. den "Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden".
2 pst_197.029
Goethe zu Falk um 1809.

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Bewegung auf ein Ziel, wenn möglich ein letztes Ziel pst_197.003
des Menschen, gerichtet ist.

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Problem zur Einsicht, daß es sich selbst widerspricht.

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Zitationshilfe: Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/201>, abgerufen am 22.11.2024.