Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_013.001 LYRISCHER STIL: ERINNERUNG 1. pst_013.002Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003 "Über allen Gipfeln pst_013.006 pst_013.007Ist Ruh ..." in dem langen "u" und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008 "In allen Wipfeln pst_013.010 pst_013.011Spürest du ..." das Reimwort auf "Ruh" nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012 "Warte nur, balde ..." pst_013.016gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers pst_013.017"Ruhest du auch ..." pst_013.018in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019 Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021 pst_013.001 LYRISCHER STIL: ERINNERUNG 1. pst_013.002Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003 «Über allen Gipfeln pst_013.006 pst_013.007Ist Ruh ...» in dem langen «u» und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008 «In allen Wipfeln pst_013.010 pst_013.011Spürest du ...» das Reimwort auf «Ruh» nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012 «Warte nur, balde ...» pst_013.016gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers pst_013.017«Ruhest du auch ...» pst_013.018in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019 Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017" n="13"/> <div n="1"> <lb n="pst_013.001"/> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">LYRISCHER STIL: ERINNERUNG</hi> </hi> </head> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head> <lb n="pst_013.002"/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ls eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt <lb n="pst_013.003"/> «Wanderers Nachtlied» von Goethe. Es ist schon oft beschrieben <lb n="pst_013.004"/> worden, wie in den ersten beiden Versen</p> <lb n="pst_013.005"/> <lg> <l>«Über allen Gipfeln</l> <lb n="pst_013.006"/> <l>Ist Ruh ...»</l> </lg> <lb n="pst_013.007"/> <p>in dem langen «u» und der folgenden Pause die schweigende <lb n="pst_013.008"/> Dämmerung hörbar wird, wie in den Zeilen</p> <lb n="pst_013.009"/> <lg> <l>«In allen Wipfeln</l> <lb n="pst_013.010"/> <l>Spürest du ...»</l> </lg> <lb n="pst_013.011"/> <p>das Reimwort auf «Ruh» nicht ebenso tief beschwichtigt, <lb n="pst_013.012"/> weil der Satz nicht schließt, die Stimme also gehoben <lb n="pst_013.013"/> bleibt, und dies der angedeuteten letzten Regung <lb n="pst_013.014"/> in den Bäumen entspricht; wie endlich die Pause nach</p> <lb n="pst_013.015"/> <lg> <l>«Warte nur, balde ...»</l> </lg> <lb n="pst_013.016"/> <p>gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers</p> <lb n="pst_013.017"/> <lg> <l>«Ruhest du auch ...»</l> </lg> <lb n="pst_013.018"/> <p>in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles <lb n="pst_013.019"/> beruhigt, sogar das unruhigste Wesen, der Mensch.</p> <lb n="pst_013.020"/> <p> Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über <lb n="pst_013.021"/> die Strophe Verlaines:</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0017]
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LYRISCHER STIL: ERINNERUNG1. pst_013.002
Als eines der reinsten Beispiele lyrischen Stils gilt pst_013.003
«Wanderers Nachtlied» von Goethe. Es ist schon oft beschrieben pst_013.004
worden, wie in den ersten beiden Versen
pst_013.005
«Über allen Gipfeln pst_013.006
Ist Ruh ...»
pst_013.007
in dem langen «u» und der folgenden Pause die schweigende pst_013.008
Dämmerung hörbar wird, wie in den Zeilen
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«In allen Wipfeln pst_013.010
Spürest du ...»
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das Reimwort auf «Ruh» nicht ebenso tief beschwichtigt, pst_013.012
weil der Satz nicht schließt, die Stimme also gehoben pst_013.013
bleibt, und dies der angedeuteten letzten Regung pst_013.014
in den Bäumen entspricht; wie endlich die Pause nach
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«Warte nur, balde ...»
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gleichsam das Warten selber sei, bis im Schlußvers
pst_013.017
«Ruhest du auch ...»
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in den beiden letzten langgezogenen Worten sich alles pst_013.019
beruhigt, sogar das unruhigste Wesen, der Mensch.
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Ähnliche Betrachtungen ließen sich anstellen über pst_013.021
die Strophe Verlaines:
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