Base weiter; "wer soll nun wieder da hinunter, es ist ja eine halbe Stunde! Komm', Peter, lauf' du mir schnell zurück und hol' das Zeug, komm' schnell und steh' nicht dort und glotze mich an, als wärst du im Boden fest¬ genagelt."
"Ich bin schon zu spät", sagte Peter langsam und blieb, ohne sich zu rühren, auf demselben Flecke stehen, von dem aus er, beide Hände in die Taschen gesteckt, dem Schreckens¬ ausbruch der Base zugehört hatte.
"Du stehst ja doch nur und reißest deine Augen auf und kommst, denk' ich, nicht weit auf die Art", rief ihm die Base Dete zu, "komm' her, du mußt etwas Schönes haben, siehst du?" Sie hielt ihm ein neues Fünferchen hin, das glänzte ihm in die Augen. Plötzlich sprang er auf und davon auf dem geradesten Weg die Alm hinunter und kam in ungeheuren Sätzen in kurzer Zeit bei dem Häuflein Kleider an, packte sie auf und erschien damit so schnell, daß ihn die Base rühmen mußte und ihm sogleich sein Fünfrappenstück überreichte. Peter steckte es schnell tief in seine Tasche und sein Gesicht glänzte und lachte in voller Breite, denn ein solcher Schatz wurde ihm nicht oft zu Theil.
"Du kannst mir das Zeug noch tragen bis zum Oehi hinauf, du gehst ja auch den Weg", sagte die Base Dete jetzt, indem sie sich anschickte, den steilen Abhang zu er¬ klimmen, der gleich hinter der Hütte des Gaißen-Peter's emporragte. Willig übernahm dieser den Auftrag und folgte
Baſe weiter; „wer ſoll nun wieder da hinunter, es iſt ja eine halbe Stunde! Komm', Peter, lauf' du mir ſchnell zurück und hol' das Zeug, komm' ſchnell und ſteh' nicht dort und glotze mich an, als wärſt du im Boden feſt¬ genagelt.“
„Ich bin ſchon zu ſpät“, ſagte Peter langſam und blieb, ohne ſich zu rühren, auf demſelben Flecke ſtehen, von dem aus er, beide Hände in die Taſchen geſteckt, dem Schreckens¬ ausbruch der Baſe zugehört hatte.
„Du ſtehſt ja doch nur und reißeſt deine Augen auf und kommſt, denk' ich, nicht weit auf die Art“, rief ihm die Baſe Dete zu, „komm' her, du mußt etwas Schönes haben, ſiehſt du?“ Sie hielt ihm ein neues Fünferchen hin, das glänzte ihm in die Augen. Plötzlich ſprang er auf und davon auf dem geradeſten Weg die Alm hinunter und kam in ungeheuren Sätzen in kurzer Zeit bei dem Häuflein Kleider an, packte ſie auf und erſchien damit ſo ſchnell, daß ihn die Baſe rühmen mußte und ihm ſogleich ſein Fünfrappenſtück überreichte. Peter ſteckte es ſchnell tief in ſeine Taſche und ſein Geſicht glänzte und lachte in voller Breite, denn ein ſolcher Schatz wurde ihm nicht oft zu Theil.
„Du kannſt mir das Zeug noch tragen bis zum Oehi hinauf, du gehſt ja auch den Weg“, ſagte die Baſe Dete jetzt, indem ſie ſich anſchickte, den ſteilen Abhang zu er¬ klimmen, der gleich hinter der Hütte des Gaißen-Peter's emporragte. Willig übernahm dieſer den Auftrag und folgte
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Baſe weiter; „wer ſoll nun wieder da hinunter, es iſt ja
eine halbe Stunde! Komm', Peter, lauf' du mir ſchnell
zurück und hol' das Zeug, komm' ſchnell und ſteh' nicht
dort und glotze mich an, als wärſt du im Boden feſt¬
genagelt.“
„Ich bin ſchon zu ſpät“, ſagte Peter langſam und blieb,
ohne ſich zu rühren, auf demſelben Flecke ſtehen, von dem
aus er, beide Hände in die Taſchen geſteckt, dem Schreckens¬
ausbruch der Baſe zugehört hatte.
„Du ſtehſt ja doch nur und reißeſt deine Augen auf
und kommſt, denk' ich, nicht weit auf die Art“, rief ihm
die Baſe Dete zu, „komm' her, du mußt etwas Schönes
haben, ſiehſt du?“ Sie hielt ihm ein neues Fünferchen
hin, das glänzte ihm in die Augen. Plötzlich ſprang er
auf und davon auf dem geradeſten Weg die Alm hinunter
und kam in ungeheuren Sätzen in kurzer Zeit bei dem
Häuflein Kleider an, packte ſie auf und erſchien damit ſo
ſchnell, daß ihn die Baſe rühmen mußte und ihm ſogleich
ſein Fünfrappenſtück überreichte. Peter ſteckte es ſchnell tief
in ſeine Taſche und ſein Geſicht glänzte und lachte in voller
Breite, denn ein ſolcher Schatz wurde ihm nicht oft zu Theil.
„Du kannſt mir das Zeug noch tragen bis zum Oehi
hinauf, du gehſt ja auch den Weg“, ſagte die Baſe Dete
jetzt, indem ſie ſich anſchickte, den ſteilen Abhang zu er¬
klimmen, der gleich hinter der Hütte des Gaißen-Peter's
emporragte. Willig übernahm dieſer den Auftrag und folgte
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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/25>, abgerufen am 16.02.2025.
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