ein wenig mehr auseinander, und sein Mund kam fast von einem Ohr bis zum andern; er sagte aber Nichts. Wie nun das Kind sich so frei und leicht fühlte, fing es ein Gespräch mit dem Peter an, und er fing auch an zu reden und mußte auf vielerlei Fragen antworten, denn das Kind wollte wissen, wie viele Gaißen er habe und wohin er mit ihnen gehe und was er dort thue, wo er hinkomme. So langten endlich die Kinder sammt den Gaißen oben bei der Hütte an und kamen der Base Dete zu Gesicht. Kaum aber hatte diese die herankletternde Gesellschaft erblickt, als sie laut aufschrie: "Heidi, was machst du? Wie siehst du aus? Wo hast du deinen Rock und den zweiten und das Halstuch? Und ganz neue Schuhe habe ich dir gekauft auf den Berg und dir neue Strümpfe gemacht und Alles fort! Alles fort! Heidi, was machst du, wo hast du Alles?"
Das Kind zeigte ruhig den Berg hinunter und sagte: "Dort!" Die Base folgte seinem Finger. Richtig, dort lag Etwas und oben auf war ein rother Punkt, das mußte das Halstuch sein.
"Du Unglückstropf!" rief die Base in großer Auf¬ regung; "was kommt dir denn in den Sinn, warum hast du Alles ausgezogen? Was soll das sein?"
"Ich brauch' es nicht", sagte das Kind und sah gar nicht reuevoll aus über seine That.
"Ach du unglückseliges, vernunftloses Heidi, hast du denn auch noch gar keine Begriffe?" jammerte und schalt die
ein wenig mehr auseinander, und ſein Mund kam faſt von einem Ohr bis zum andern; er ſagte aber Nichts. Wie nun das Kind ſich ſo frei und leicht fühlte, fing es ein Geſpräch mit dem Peter an, und er fing auch an zu reden und mußte auf vielerlei Fragen antworten, denn das Kind wollte wiſſen, wie viele Gaißen er habe und wohin er mit ihnen gehe und was er dort thue, wo er hinkomme. So langten endlich die Kinder ſammt den Gaißen oben bei der Hütte an und kamen der Baſe Dete zu Geſicht. Kaum aber hatte dieſe die herankletternde Geſellſchaft erblickt, als ſie laut aufſchrie: „Heidi, was machſt du? Wie ſiehſt du aus? Wo haſt du deinen Rock und den zweiten und das Halstuch? Und ganz neue Schuhe habe ich dir gekauft auf den Berg und dir neue Strümpfe gemacht und Alles fort! Alles fort! Heidi, was machſt du, wo haſt du Alles?“
Das Kind zeigte ruhig den Berg hinunter und ſagte: „Dort!“ Die Baſe folgte ſeinem Finger. Richtig, dort lag Etwas und oben auf war ein rother Punkt, das mußte das Halstuch ſein.
„Du Unglückstropf!“ rief die Baſe in großer Auf¬ regung; „was kommt dir denn in den Sinn, warum haſt du Alles ausgezogen? Was ſoll das ſein?“
„Ich brauch' es nicht“, ſagte das Kind und ſah gar nicht reuevoll aus über ſeine That.
„Ach du unglückſeliges, vernunftloſes Heidi, haſt du denn auch noch gar keine Begriffe?“ jammerte und ſchalt die
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ein wenig mehr auseinander, und ſein Mund kam faſt von
einem Ohr bis zum andern; er ſagte aber Nichts. Wie
nun das Kind ſich ſo frei und leicht fühlte, fing es ein
Geſpräch mit dem Peter an, und er fing auch an zu reden
und mußte auf vielerlei Fragen antworten, denn das Kind
wollte wiſſen, wie viele Gaißen er habe und wohin er mit
ihnen gehe und was er dort thue, wo er hinkomme. So
langten endlich die Kinder ſammt den Gaißen oben bei der
Hütte an und kamen der Baſe Dete zu Geſicht. Kaum
aber hatte dieſe die herankletternde Geſellſchaft erblickt, als
ſie laut aufſchrie: „Heidi, was machſt du? Wie ſiehſt du
aus? Wo haſt du deinen Rock und den zweiten und das
Halstuch? Und ganz neue Schuhe habe ich dir gekauft auf
den Berg und dir neue Strümpfe gemacht und Alles fort!
Alles fort! Heidi, was machſt du, wo haſt du Alles?“
Das Kind zeigte ruhig den Berg hinunter und ſagte:
„Dort!“ Die Baſe folgte ſeinem Finger. Richtig, dort
lag Etwas und oben auf war ein rother Punkt, das mußte
das Halstuch ſein.
„Du Unglückstropf!“ rief die Baſe in großer Auf¬
regung; „was kommt dir denn in den Sinn, warum haſt
du Alles ausgezogen? Was ſoll das ſein?“
„Ich brauch' es nicht“, ſagte das Kind und ſah gar
nicht reuevoll aus über ſeine That.
„Ach du unglückſeliges, vernunftloſes Heidi, haſt du denn
auch noch gar keine Begriffe?“ jammerte und ſchalt die
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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/24>, abgerufen am 23.07.2024.
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