Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880."Nein, meiner Treu, das muß der gnädige Herr nicht "Nun, wenn es so steht, so will ich morgen Ihm und "Ja wohl, ja wohl! der gnädige Herr kann sicher Punkt neun Uhr, als die Kinder zur Ruhe gegangen „Nein, meiner Treu, das muß der gnädige Herr nicht „Nun, wenn es ſo ſteht, ſo will ich morgen Ihm und „Ja wohl, ja wohl! der gnädige Herr kann ſicher Punkt neun Uhr, als die Kinder zur Ruhe gegangen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0194" n="184"/> <p>„Nein, meiner Treu, das muß der gnädige Herr nicht<lb/> glauben, es iſt mir ſelbſt nicht ganz gemüthlich bei der<lb/> Sache“, entgegnete Sebaſtian mit unverkennbarer Ehr¬<lb/> lichkeit.</p><lb/> <p>„<choice><sic>Nnn</sic><corr>Nun</corr></choice>, wenn es ſo ſteht, ſo will ich morgen Ihm und<lb/> dem tapfern Johann zeigen, wie Geſpenſter beim Licht aus¬<lb/> ſehen. Schäm' Er ſich, Sebaſtian, ein junger, kräftiger<lb/> Burſch, wie Er iſt, vor Geſpenſtern davonzulaufen! Nun<lb/> geh' Er unverzüglich zu meinem alten Freund, Doktor<lb/> Claſſen: meine Empfehlung und er möchte unfehlbar heut'<lb/> Abend neun Uhr bei mir erſcheinen, ich ſei extra von Paris<lb/> hergereiſt, um ihn zu conſultiren. Er müſſe die Nacht bei<lb/> mir wachen, ſo ſchlimm ſei's; er ſolle ſich richten! Verſtan¬<lb/> den, Sebaſtian?“</p><lb/> <p>„Ja wohl, ja wohl! der gnädige Herr kann ſicher<lb/> ſein, daß ich's gut mache.“ Damit entfernte ſich Sebaſtian,<lb/> und Herr Seſemann kehrte zu ſeinem Töchterchen zurück,<lb/> um ihr alle Furcht vor einer Erſcheinung zu benehmen, die<lb/> er noch heute in's nöthige Licht ſtellen wollte.</p><lb/> <p>Punkt neun Uhr, als die Kinder zur Ruhe gegangen<lb/> und auch Fräulein Rottenmeier ſich zurückgezogen hatte, er¬<lb/> ſchien der Doktor, der unter ſeinen grauen Haaren noch<lb/> ein recht friſches Geſicht und zwei lebhaft und freundlich<lb/> blickende Augen zeigte. Er ſah etwas ängſtlich aus, brach<lb/> aber gleich nach ſeiner Begrüßung in ein helles Lachen aus<lb/> und ſagte, ſeinem Freunde auf die Schulter klopfend: „Nu,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0194]
„Nein, meiner Treu, das muß der gnädige Herr nicht
glauben, es iſt mir ſelbſt nicht ganz gemüthlich bei der
Sache“, entgegnete Sebaſtian mit unverkennbarer Ehr¬
lichkeit.
„Nun, wenn es ſo ſteht, ſo will ich morgen Ihm und
dem tapfern Johann zeigen, wie Geſpenſter beim Licht aus¬
ſehen. Schäm' Er ſich, Sebaſtian, ein junger, kräftiger
Burſch, wie Er iſt, vor Geſpenſtern davonzulaufen! Nun
geh' Er unverzüglich zu meinem alten Freund, Doktor
Claſſen: meine Empfehlung und er möchte unfehlbar heut'
Abend neun Uhr bei mir erſcheinen, ich ſei extra von Paris
hergereiſt, um ihn zu conſultiren. Er müſſe die Nacht bei
mir wachen, ſo ſchlimm ſei's; er ſolle ſich richten! Verſtan¬
den, Sebaſtian?“
„Ja wohl, ja wohl! der gnädige Herr kann ſicher
ſein, daß ich's gut mache.“ Damit entfernte ſich Sebaſtian,
und Herr Seſemann kehrte zu ſeinem Töchterchen zurück,
um ihr alle Furcht vor einer Erſcheinung zu benehmen, die
er noch heute in's nöthige Licht ſtellen wollte.
Punkt neun Uhr, als die Kinder zur Ruhe gegangen
und auch Fräulein Rottenmeier ſich zurückgezogen hatte, er¬
ſchien der Doktor, der unter ſeinen grauen Haaren noch
ein recht friſches Geſicht und zwei lebhaft und freundlich
blickende Augen zeigte. Er ſah etwas ängſtlich aus, brach
aber gleich nach ſeiner Begrüßung in ein helles Lachen aus
und ſagte, ſeinem Freunde auf die Schulter klopfend: „Nu,
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