Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.was es las, war dem Heidi volle Gegenwart und es glaubte Klara suchte immerfort dem Heidi zu erklären, daß es Währenddessen war Fräulein Rottenmeier in's Zimmer was es las, war dem Heidi volle Gegenwart und es glaubte Klara ſuchte immerfort dem Heidi zu erklären, daß es Währenddeſſen war Fräulein Rottenmeier in's Zimmer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="171"/> was es las, war dem Heidi volle Gegenwart und es glaubte<lb/> nicht anders, als nun ſei die Großmutter auf der Alm<lb/> geſtorben und es klagte in immer lauterem Weinen: „Nun<lb/> iſt die Großmutter todt und ich kann nie mehr zu ihr<lb/> gehen und ſie hat nicht ein einziges Brödchen mehr be¬<lb/> kommen!“</p><lb/> <p>Klara ſuchte immerfort dem Heidi zu erklären, daß es<lb/> ja nicht die Großmutter auf der Alm ſei, ſondern eine ganz<lb/> andere, von der dieſe Geſchichte handle; aber auch, als ſie<lb/> endlich dazu gekommen war, dem aufgeregten Heidi dieſe<lb/> Verwechslung klar zu machen, konnte es ſich doch nicht be¬<lb/> ruhigen und weinte immer noch untröſtlich weiter, denn der<lb/> Gedanke war ihm nun im Herzen erwacht, die Großmutter<lb/> könne ja ſterben, während es ſo weit weg ſei, und der Gro߬<lb/> vater auch noch, und wenn es dann nach langer Zeit wie¬<lb/> der heimkomme, ſo ſei Alles ſtill und todt auf der Alm<lb/> und es ſtehe ganz allein da und könne niemals mehr die<lb/> ſehen, die ihm lieb waren.</p><lb/> <p>Währenddeſſen war Fräulein Rottenmeier in's Zimmer<lb/> getreten und hatte noch Klara's Bemühungen, Heidi über<lb/> ſeinen Irrthum aufzuklären, mitangehört. Als das Kind<lb/> aber immer noch nicht aufhören konnte zu ſchluchzen, trat<lb/> ſie mit ſichtlichen Zeichen der Ungeduld zu den Kindern<lb/> heran und ſagte mit beſtimmtem Ton: „Adelheid, nun iſt<lb/> des grundloſen Geſchrei's genug! Ich will dir Eines ſagen:<lb/> Wenn du noch ein einziges Mal beim Leſen deiner Ge¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0181]
was es las, war dem Heidi volle Gegenwart und es glaubte
nicht anders, als nun ſei die Großmutter auf der Alm
geſtorben und es klagte in immer lauterem Weinen: „Nun
iſt die Großmutter todt und ich kann nie mehr zu ihr
gehen und ſie hat nicht ein einziges Brödchen mehr be¬
kommen!“
Klara ſuchte immerfort dem Heidi zu erklären, daß es
ja nicht die Großmutter auf der Alm ſei, ſondern eine ganz
andere, von der dieſe Geſchichte handle; aber auch, als ſie
endlich dazu gekommen war, dem aufgeregten Heidi dieſe
Verwechslung klar zu machen, konnte es ſich doch nicht be¬
ruhigen und weinte immer noch untröſtlich weiter, denn der
Gedanke war ihm nun im Herzen erwacht, die Großmutter
könne ja ſterben, während es ſo weit weg ſei, und der Gro߬
vater auch noch, und wenn es dann nach langer Zeit wie¬
der heimkomme, ſo ſei Alles ſtill und todt auf der Alm
und es ſtehe ganz allein da und könne niemals mehr die
ſehen, die ihm lieb waren.
Währenddeſſen war Fräulein Rottenmeier in's Zimmer
getreten und hatte noch Klara's Bemühungen, Heidi über
ſeinen Irrthum aufzuklären, mitangehört. Als das Kind
aber immer noch nicht aufhören konnte zu ſchluchzen, trat
ſie mit ſichtlichen Zeichen der Ungeduld zu den Kindern
heran und ſagte mit beſtimmtem Ton: „Adelheid, nun iſt
des grundloſen Geſchrei's genug! Ich will dir Eines ſagen:
Wenn du noch ein einziges Mal beim Leſen deiner Ge¬
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